Das Reallabor
Das Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KLIB)
Das Projekt KliB (Klimaneutral leben in Berlin) will mit 100 Haushalten in Berlin sowie Unternehmens- und NGO-Partnern vor Ort demonstrieren, dass Klimaschutz hier und heute möglich ist: Innerhalb eines Jahres sollen die freiwillig teilnehmenden Haushalte ihren CO2-Fußabdruck reduzieren – unter Nutzung heute schon vorhandener klimafreundlicher Produkt- und Dienstleistungsalternativen, gestützt durch individuelle Beratungsangebote sowie das kontinuierliche Feedback über die gemachten Fortschritte durch einen CO2-Tracker.
KliB ist ein Forschungsprojekt des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen seiner Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert und vom Projektträger Jülich (PtJ) betreut wird. Das gesamte Forschungsvorhaben ist auf zwei Jahre angelegt, die Laufzeit endet am 31.12.2018.
Bei der NKI finden Sie auch viele andere interessante Klimaschutz-Projekte – auch in Berlin!
Die Ziele
Das Pariser Klimaschutzabkommen und der Klimaschutz in Deutschland können beide nur funktionieren, wenn alle mitmachen – Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Neben der rahmensetzenden Politik sind hierbei insbesondere auch Unternehmen und private Haushalte gefordert. KlIB setzt bei den Haushalten an und hat dabei verschiedene Projektziele:
- Wir wollen zeigen, dass es unter heutigen Lebens- und Marktbedingungen möglich ist, deutlich klimafreundlicher zu leben als der deutsche Durchschnitt, der bei rd. 11 Tonnen CO2eq pro Kopf und Jahr liegt. Gestützt auf Studien und Vorläuferprojekte streben wir an, dass die mitmachenden Haushalte – je nach Ausgangssituation – in einem Jahr bis zu 40% an CO2eq einsparen – und das möglichst ohne Verlust an Lebensqualität.
- Wir wollen herausfinden, wie genau die beteiligten Haushalte Erfolge erzielen – also in welchen Lebensbereichen und mit welchen Strategien. Dabei unterstützen wir die Haushalte durch eine wöchentliche Rückmeldung ihres CO2-Fußabdrucks sowie durch Tipps, Beratungsangebote und Austauschmöglichkeiten.
- Wir wollen aber auch verstehen, wo es schwierig wird, welche Barrieren einem klimafreundlichen Lebensstil entgegenstehen. KLIB will herausfinden: Wo liegen etwa individuelle, familiäre, finanzielle, berufliche, organisatorische oder auch strukturelle Barrieren? Dazu werden unsere Haushalte u.a. regelmäßig befragt, können sich aber auch spontan äußern, etwa in unserem Forum.
- Basierend auf den genannten Punkten wollen wir schließlich Politikempfehlungen ableiten, wie unser aller Leben klimafreundlicher werden kann. Deshalb interessieren wir uns auch für die klimapolitischen Ansichten und Diskussionen der teilnehmenden Haushalte.
Das KlIB-Reallabor
KlIB ist also eine Plattform für ganz normale “Klimaheldinnen und Klimahelden des Alltags”, denen unsere Zukunft wichtig ist – und die versuchen, sie heute schon in ihren Alltag „einzubauen“.
Aber eins‘ ist klar: Für klimafreundliches Leben trifft zu, was für viele andere Lebensbereiche auch zutrifft: „Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen!“ – Anders gesagt: Es gibt nicht den einen Weg, der für alle passend ist. Wir alle haben irgendwo einen unterschiedlichen Alltag.
Daher gilt: Jeder und jede muss für sich selbst herausfinden, wie und wo die Umstellung hin zu Klimafreundlichkeit am besten gelingt.
Und dafür gibt es auch keine Garantie: Misserfolge sind möglich. Genau deshalb ist KliB in seinem Kern als ein L a b o r konzipiert: Als eine Versuchsanordnung unter den „echten“ Randbedingungen des Lebens in der deutschen Hauptstadt.
Die PIK-Forscherinnen und -Forscher sind aber keine weißen Kittelträger und die Haushalte nicht die “Labormäuse”. Das Labor findet auf Augenhöhe statt und es findet ein gemeinsamer Lernprozess statt. In dem sind auch Wirtschaft und Politik mit im Boot. – Und hinterher sind wir hoffentlich alle klüger….
Warum Berlin?
Die Ziele von KliB sind nicht auf Berlin beschränkt. Wenn unser Reallabor gut funktioniert hat, sollen andere daraus lernen können. Dennoch ist die Entscheidung dafür, mit dem klimaneutralen Leben ausgerechnet in Berlin anzufangen, kein Zufall:
- Berlin war immer schon ein Ort des Ausprobierens und der Offenheit für Neues. Das macht es so sinnvoll, gerade hier anzufangen.
- Berlin hat als deutsche Hauptstadt internationale Sichtbarkeit und trägt als Sitz der Bundesregierung eine besondere Verantwortung.
- Berlin als Ganzes möchte bis 2050 klimaneutral werden – so hat es der Senat auf der Grundlage von klimapolitischen Studien beschlossen, an denen das PIK beteiligt war.
Klimaneutral?
Ein großes Wort, eine anstrengende Sache: klimaneutral leben. Was heißt der Begriff eigentlich? Es geht zunächst darum, ein Lebens- (und damit auch: Produktions-) Modell zu entwickeln, das emissionsseitig so ausgerichtet ist, dass es langfristig von allen Menschen auf dem Planeten – und bei gleichen Pro-Kopf-Emissionsrechten überall – gelebt werden kann, ohne mit den klimapolitischen Zielen des Pariser Abkommens von 2015 (also Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius) – in Konflikt zu geraten. Das bedeutet für Deutschland, dass die Pro-Kopf-Emissionen von derzeit 11 Tonnen pro Jahr auf ungefähr eine Tonne bis 2050 gesenkt werden müssen. Längerfristig müssen wir wahrscheinlich sogar über negative Emissionen nachdenken, also über Möglichkeiten, CO2 aus der Atmosphäre wieder zu entfernen. Es ist klar, dass selbst das KlIB-Ziel – bis zu minus 40% innerhalb eines Jahres bzw. unter den deutschen Durchschnitt – dieses Klimaneutralitäts-Ziel nicht allein erreicht. Aber es schöpft schon sehr viel von dem aus, was unter den gegebenen Bedingungen für jeden Einzelnen möglich ist.
Und außerdem: Auch der längste Weg beginnt mit kleinen Schritten. Und in einem Jahr das zu erreichen, was sich Deutschland für die 30 Jahre zwischen 1990 und 2020 vorgenommen hat, darf durchaus als ein ambitionierter Schritt gelten.