Sonstiger Konsum

Alle CO2-Emissionen, die sich nicht den Sektoren Mobilität, Energie, Heizen oder Ernährung zuordnen lassen, gehören bei KLIB zum Sektor „Sonstiger Konsum“. Im Durchschnitt entfallen in Deutschland 4,4 Tonnen jährlich und damit 38 Prozent unseres CO2-Fußabdrucks auf den Sonstigen Konsum. Dieses Handlungsfeld zählt damit zu den wichtigsten Sektoren unserer Klimabilanz und birgt die höchsten Reduktionspotentiale.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung, aber auch während der vergangenen Monate (im Forum, per Email etc.) gab es bereits viel Diskussion um die Erfassung des Sonstigen Konsums. Richtig ist, dass  unser KliB-Rechner diesen Sektor vergleichsweise  grob erfassen kann. Nichtsdestotrotz kann er dabei helfen, das eigene Konsumverhalten im Blick zu halten und darüber zu reflektieren.

Die laufenden Auswertungen der Haushaltsdaten zeigen: Es würde sich für viele Haushalte lohnen, diesen Sektor noch einmal speziell in den Blick zu nehmen. Wir möchten Ihnen/ Euch daher hier einige Tipps bereitstellen, die Ihnen helfen sollen, auch in diesem Handlungsfeld noch weitere Einsparmöglichkeiten aufzudecken.

Joghurt = Joguhrt, Hose = Hose? Nein! Je nach Lebenszyklus, das heißt Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung, variiert die Klimawirkung einzelner Produkte erheblich (Link). Angesichts der fortgeschrittenen Arbeitsteilung an weltweit vernetzten Produktionsstandorten gestaltet es sich sehr aufwendig, spezifische Emissionen eines konkreten Produktes zu ermitteln. Leider sind die Produkte – auch aus diesem Grund – nicht mit Blick auf ihren CO2-Fußabdruck gekennzeichnet. Ein solches CO2-Label wurde in den letzten Monaten von vielen Haushalten als sehr wünschenswert erachtet.

Beim Einkaufen bleibt uns daher nichts anderes übrig, als Grobabschätzungen vorzunehmen und Material, Produktionsstandort oder Haltbarkeit zu prüfen (siehe die Tipps unten).

Grundsätzlich lässt sich immerhin sagen, dass jedes konsumierte Produkt und jede beanspruchte Dienstleistung einen negativen Einfluss auf das Klima hat, weil prinzipiell zur Bereitstellung eines Konsumproduktes Energie aufgewendet wird. Je weniger wir also konsumieren, desto geringer ist unsere persönliche Belastung des  Klimas.

Positiv gewendet bleiben uns dann doch eine ganze Reihe weiterer Stellschrauben. Die wichtigsten sind:  Kaufverhalten (Häufigkeit und Menge), Kaufkriterien (ökologische Kriterien, Qualität und Langlebigkeit) und Nutzungsdauer. Letztere hängt wiederum stark mit der Nutzungsart zusammen, wie z.B. Pflegen, Schonen, Reparieren, Teilen, etc.

Die folgende Bilderstrecke zeigt Ihnen verschiedene Wege auf, wo Sie Ihren Sonstigen Konsumauch anders gestalten könne:

  • Weniger ist mehr – Konsum vermeiden!
  • Ökologische Wirkung meines Kaufverhaltens verstehen und abwägen
  • Soziale, ökologische und klimatische Aspekte berücksichtigen
  • Lange Wege und Lieferketten eines Produkts beachten
  • Auf Qualität und Langlebigkeit achten
  • Reparieren statt wegwerfen
  • Gebraucht statt neu
  • Leihen statt Kaufen
  • Selber Machen
  • Sich nachbarschaftlich und in Gemeinschaften einbringen
  • Zu einer Ökobank wechseln

Sonstiger Konsum und versteckte Emissionen

Beim Sonstigen Konsum spielt der Begriff der Grauen Energie eine wichtige Rolle. Den meisten Produkten sieht man den Energie- und Ressourcenaufwand nicht an. Es ist also die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes oder einer Dienstleistung notwendig ist, die als „graue Energie“ bezeichnet wird. Diese Energie ist im Produkt versteckt und für den Konsumenten nicht direkt sichtbar. Für eine Bilanzierung der Grauen Energie wird daher der Energieeinsatz zur Erzeugung aller Vorprodukte bis hin zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt und addiert (NABU 2017).

In jedem Produkt steckt demnach Graue Energie, selbst Dienstleistungen wie das Haareschneiden (Anschaffung und Verbrauch von Föhn, Haarschneidemaschine, Schere) oder die Nutzung des Internets beinhalten versteckte Energieverbräuche (NABU 2017). Zu unterscheiden ist dabei zwischen indirektem Energiebedarf eines Konsumgutes und dem direkten Energiebedarf, der bei der Nutzung des Produktes anfällt. Der Strom beim Betrieb eines Smartphones (Handlungsfeld Strom) oder der verbrauchte Kraftstoff beim Fahren mit dem Auto (Handlungsfeld Mobilität) wird über andere Handlungsfelder abgedeckt.

Aus verschiedenen Gründen erfährt das Thema der Grauen Energie in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu keine Beachtung. Sparsamer Verbrauch von Geräten, Wärmedämmung und moderne Technologien sind Stichworte, die auf Fragen der effizienten Nutzung von Konsumgütern abzielen. Dabei ist es nicht immer sinnvoll, ein ineffizientes Produkt gegen ein neues und sparsameres Produkt auszutauschen. In vielen Fällen überwiegt der Verbrauch indirekter Energieverbräuche den tatsächlichen Effizienzgewinn.

Laut einer Studie des Umweltbundesamtes gehen beim Notebook zum Beispiel fast zwei Drittel der über die gesamte Nutzungsdauer zusammengerechneten CO2e-Emissionen auf das Konto der Herstellung (inklusive Transport und Verwertung). Die eigentliche Nutzung macht nur etwas mehr als ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Die Studie zeigt, dass es sich beim Notebook aus energetischen Gründen niemals lohnt, ein altes, noch funktionstüchtiges Gerät gegen ein neues, energieeffizienteres auszutauschen (UBA 2017).

Suffizienz – Rückkehr zum Wesentlichen oder ein gutes Leben für Alle?

Der Begriff Effizienz – hinter dem sich meist technische Lösungen verbergen – ist ein wichtiger Baustein für eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit. Er besagt, mit deutlich weniger Aufwand ein Mehr an Leistung zu erbringen, ohne den Nutzen zu verringern (z.B. ein neuer Kühlschrank oder eine LED-Lampe). Technische Verbesserungen und damit verbundene Kostenersparnisse führen jedoch häufig zu Rebound-Effekten, d.h. die eingesparten Kosten haben wiederum Rückwirkungen auf das Kauf- und Konsumverhalten sowie den Gebrauch der Produkte (z.B. spritsparende Autos, vgl. UBA 2014).

Im Großen und Ganzen ist sich die Forschung einig, dass Effizienz allein nicht ausreicht, um zukunftsfähige Emissionsreduktionen erzielen zu können. Nur durch ein Begrenzen des Konsums können ambitionierte Klimaschutzzielwerte (z.B. maximal 2 t CO2e pro Kopf pro Jahr) erreicht werden (Gröger 2011). Der Begriff der Suffizienz zielt auf ein Maßhalten und ein Weniger im Konsum und steht damit im Widerspruch zum Paradigma eines kontinuierlichen Wirtschaftswachstums als Grundlage gesellschaftlicher Entwicklung. Und während Politik und Wirtschaft einem solchen Konzept aus genanntem Anlass eher skeptisch gegenüber stehen, braucht es doch dringend politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die für jede KonsumentIn richtungsweisend sein sollte. Politische Maßnahmen können z.B. das Kennzeichnen von klimaschädlichen Produkten, CO2-Steuern oder Subventionen für klimafreundlichere Produkte und Dienstleistungen umfassen. Über das rechte Maß wird auch schon heute vielerorts bestimmt, wie z.B. in der Familie über das Taschengeld, in der Kommune, wie viel Raum für welche Verkehrsteilnehmenden zur Verfügung steht oder in der Bundespolitik, welches Tempolimit auf Autobahnen gilt (BUND 2018).

Auch wenn ein solcher Ansatz für viele Menschen nach Verzicht und Einschränkung klingt, geht es doch vielmehr auch um eine kreative Gestaltung neuer Lebens-, Wirtschafts- und Konsumformen, die auch neue Formen des Miteinanders und Produzierens einschließen. Für diese Kreativität braucht es den Raum und Menschen, die bereit sind, mit neuen Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens zu experimentieren. Suffizienz bedeutet daher nicht Verzicht – im Gegenteil – Suffizienz will eine bessere Lebensqualität für Alle – entkoppelt von materiellem Reichtum.

Literatur und Ratgeber

Brischke, L. & Spengler, L. (2011). Ein Fall für Zwei: Effizienz und Suffizienz. in: Politische Ökologie, Nr. 9, S. 86–93.

BUND (2016): Besser (und) weniger. Ansätze für ressourcenschonendes und abfallarmes Handeln. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/ressourcen_und_technik/ressourcen_besser_und_weniger.pdf, letzter Zugriff am 07.12.2017.

Umweltbundesamt (2017): Leihen, tauschen, teilen. https://www.umweltbundesamt.de/themen/leihen-tauschen-teilen-0, letzter Zugriff am 07.12.2017.

Sylla, U. (2016). Do it yourself – Die Rückkehr zur Handarbeit als Teil eines neuen an Nachhaltigkeit orientierten Lebensstils? Herzogenrath: Shaker Verlag.

KliB-Stakeholder im Bereich Konsum