Schlüsselsektor „Verkehr“: Auf dem Weg zur fossilfreien Mobilität

Benzin- und dieselbetriebene Autos fallen fast immer durch, wenn es um eine klimapolitische Bewertung geht! Nur wenige schaffen es – so wie dieses Beispiel – einen positiven Beitrag zur Luftqualität zu leisten.

Das Thema „Auto“ ist in den letzten Tagen wieder in aller Munde. Die EU berät über neue Grenzwerte für den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr und in Berlin wurden erstmals Diesel-Fahrverbote wegen zu hohem Stickstoffdioxid Ausstoß angeordnet. Klar ist: Um die Umwelt zu schützen, müssen in diesem Sektor schnellere und mutigere Schritte erfolgen!

Am 3.10. haben die Umweltminister*innen der EU eine Senkung der Grenzwerte für den CO2 Ausstoß von Automobilen beschlossen. Um 35 % soll der durchschnittliche CO2 Wert je gefahrenem Kilometer gesenkt werden, von 95 g/km auf ca. 62 g/km [1]. Doch kaum beschlossen werden die neuen Grenzwerte schon wieder diskutiert. Das EU-Parlament fordert strengere Vorschriften, während einige Regierungen schon die 35 %-Einsparung zu hoch finden.

So auch Deutschland[2]. Aus Angst der Automobilindustrie zu sehr zu schaden setzten sich die Vertreter in Brüssel für weniger strenge Richtwerte ein. Bis ein Kompromiss gefunden ist, können noch Wochen vergehen. Doch das Problem der klimaschädlichen Autos wird nicht nur auf Europa-Ebene diskutiert.

Auch in Berlin ist die Aufregung um den Straßenverkehr gerade groß. Hier geht es um den überschrittenen Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft. Hauptverursacher dieses gesundheitsschädigenden Gases sind Diesel-Fahrzeuge. Das Land Berlin wurde nun durch das Berliner Verwaltungsgericht verpflichtet, lokale Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Euro Abgasnorm 1-5 einzurichten. Insgesamt 11 Straßenabschnitte in der Innenstadt dürfen laut Beschluss vom 9.10.18 ab Juni 2019 durch diese Autos nichtmehr genutzt werden. Für 117 andere Straßenabschnitte in Berlin, die eine Gesamtlänge von 15 km haben, könnte das Verbot auch zutreffen. Laut Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA)[3] waren in Berlin Anfang 2018 über 200.000 Diesel-Pkw zugelassen, die von der neuen Regelung betroffen sein werden, etwa jedes sechste Auto also[4].

Die Bundesregierung versucht das Problem der umweltbelastenden Pkw durch Hardware-Nachrüstungen und Kaufanreize für neuere, etwas sauberere Diesel zu lösen. Doch weder wollen die Automobilhersteller die Kosten übernehmen, noch ist der Ansatz besonders zukunftsweisend, da er allenfalls eine graduelle Verbesserung bringt. Es scheint, als können die Deutschen nicht ertragen, dass sich die Zeit des klimaschädlichen Verbrennungsmotors dem Ende neigt.

Während im deutschen Bundestag noch über lokale Diesel-Fahrverbote und Höchstgrenzen des CO2 Ausstoßes gestritten wird, haben andere Staaten schon eine Strategie zum komplett fossil freien Verkehr entwickelt: Autos mit Verbrennungsmotoren sollen gänzlich durch emissionsfreie Varianten ersetzt werden.

So hat Dänemarks Premierminister Lars Rasmussen erst letzte Woche infolge einer Volksabstimmung angekündigt, dass bis 2030 der Verkauf von reinen Diesel und Benzin Neuwagen gestoppt werden soll. Ab 2035 dürfen dann nur noch Elektro Autos verkauft werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen von den rund 2 Millionen privaten Fahrzeugen in Dänemark bis zum Jahr 2030 die Hälfte aus Hybrid und Elektroautos bestehen[5].

Dieses Vorhaben ist zwar sehr ehrgeizig, doch bei Weitem nicht das Einzige seiner Art. Auch in Belgien und Schottland sollen ab 2030 nur noch Autos mit alternativem Antrieb verkauft werden. Frankreich und Großbritannien stecken sich dieses Ziel für 2040. Das es auch funktionieren kann, zeigt uns Norwegen: Ab 2025 sollen ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden. Lag der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen 2013 noch bei 5,5 %, so ist er bis 2017 auf 20,8 % gestiegen[6]. Heute ist schon jede zweite Neuzulassung ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug, sodass die Norweger gegenwärtig vor allem ein Problem bei der Umstellung haben: die Lieferkapazität für elektrische Fahrzeuge.

Klara Kaiser

 

[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-grenzwerte-autos-105.html

[2] https://www.deutschlandfunk.de/co2-senkung-bei-neuwagen-kritik-an-eu-umweltministern-von.1939.de.html?drn:news_id=933816

[3] https://www.kba.de/DE/Home/home_node.html

[4] http://www.spiegel.de/auto/aktuell/diesel-fahrverbote-in-berlin-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-a-1232400.html

[5] https://www.euractiv.com/section/electric-cars/news/denmark-to-ban-petrol-and-diesel-car-sales-by-2030/

[6] Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vorreiter-aus-skandinavien-e-auto-boom-oslo-wir-haben-ein-problem/21150364.html

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