Heißer Sommer für den Kohleausstieg – Klimaschutz von unten mit Klimacamps und Ende Gelände
Den meisten Menschen ist bewusst: Wir müssen den Klimawandel stoppen, bevor es zu spät ist. Die Politik scheint diese Dringlichkeit jedoch nicht anzuerkennen. Seit einigen Jahren formiert sich daher ein zivilgesellschaftlicher Protest, der in der Geschichte der europäischen Umweltbewegung seinesgleichen sucht. Das Motto heißt, echter Klimaschutz kann nur von unten gelingen. Mit Aktionsformen zivilen Ungehorsams – dem gemeinsamen Aktionskonsens der Gewaltfreiheit folgend – stellen sich die Protestierenden Braunkohlebaggern, Baumrodungsmaschinen und Kohletransporten in den Weg. Sie machen darauf aufmerksam, wie wichtig der Erhalt unseres Klimasystems für das Überleben auf diesem Planeten ist.
In den nächsten Wochen und Monaten sind zahlreiche Aktionen geplant, die sich angefangen mit gemeinschaftlich organisierten Klimacamps, über Ende Gelände-Aktionen bis hin zu Aktionen für eine autofreie Stadt – für einen großen gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit einsetzen.
Klimacamp im Leipziger Umland (28.07. – 05.08.2018) und Klimacamp im Rheinland (11.08. – 22.08.2018)
Wichtige Orte zum Austausch und Vernetzen sind die in jedem Jahr stattfindenden Klimacamps. Das erste Camp in diesem Jahr feiert seinen Auftakt mit einer Großdemonstration in Leipzig unter dem Motto „Klima retten – Kohle stoppen“. Nach der Demonstration geht es ins Leipziger Umland nach Pödelwitz, wo es vom 28.07. bis 05.08.2018 für 10 Tage ein gemeinsam organisiertes Programm mit vielfältigen Bildungsangeboten, Workshops, Podien und Exkursionen gibt. Innerhalb des Camps setzen sich Menschen aus unterschiedlichsten Motiven mit aktuellen Problemen und Herausforderungen in der Klimagerechtigkeitsbewegung auseinander und suchen gemeinsam nach Alternativen und Lösungen und wie diese praktisch umgesetzt werden können. Das Camp ist ein Ort gelebter Alternativen, an dem sich alle aktiv einbringen können. Sorgearbeiten wie Kochen oder Kompostklos putzen werden von allen erledigt und wichtige Entscheidungen im Konsens getroffen. Es wird gemeinsam gekocht – immer vegan – und alles geschieht möglichst ressourcenschonend. Sehr spannend ist zudem, dass es wieder eine Degrowth-Sommerschule (vom 29.07 bis 02.08 auf dem Camp zu Gast) gibt, in der es in vielfältiger Weise um Themen einer Postwachstumsgesellschaft gehen wird.
Auch das Klimacamp im Rheinland wird sich vielfältigen Themen des gesellschaftlichen Wandels und verschiedenen Aktionsformen des zivilen Ungehorsams beschäftigen. Wie auch das Klimacamp im Leipziger Land wird alles zusammen mit Aktiven aus der Region organisiert, deren Dörfer durch die Braunkohle bedroht sind. Das Verbrennen von Braunkohle ist die klimaschädlichste Art Strom zu erzeugen. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort sollen Perspektiven für einen selbstbestimmten Strukturwandel entwickelt werden.
Ende Gelände
Bildquelle: ende-gelände.org
Ende Gelände hat sich vor 3 Jahren aus der Bewegung der selbstorganisierten Klimacamps herauskristallisiert. Ende Gelände fordert den sofortigen Kohleausstieg und eine sozial verträgliche Transformation sämtlicher fossiler Industrien. Ende Gelände setzt sich für eine basisdemokratische und dezentrale Energiewende ein, in der Menschen über Verbrauch und Produktion selbst entscheiden können.
Seit vielen Jahren gibt es in Deutschland engagierten Widerstand gegen die Tagebaue und die Verstromung von Kohle. Ende Gelände versteht sich als eine Widerstandsform unter vielen gegen die größten CO2-Produzenten Europas. Im Gegensatz zu Blockaden von Baggern in Kleingruppen setzt Ende Gelände auf den Faktor Masse. Dabei soll möglichst vielen Menschen ermöglicht werden, einen Schritt weiter zu gehen als bei Demonstrationen und Menschenketten – und aktiv CO2-Ausstoß zu verhindern.
Ende Gelände findet auch in diesem Jahr neben verschiedenen Aktionen im Ausland wieder im rheinischen Braunkohlerevier statt und zwar vom 25. – 29. Oktober 2018.
Ende Geländewagen
Ende Gelände hat sich bisher vornehmlich dem Thema Kohleausstieg gewidmet. Zunehmend werden auch andere Aspekte der Ursachen des Klimawandels aus der Perspektive der Klimagerechtigkeit diskutiert. Ende Geländewagen ist eine neue Bewegung, die sich mit dem Thema der Verkehrswende auseinandersetzt. Viel zu hohe Schadstoffemissionen in vielen deutschen Städten und die nahezu nicht sinkenden Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors geben den Initiatoren den Anlass, das Thema mit politischen Aktionen des zivilen Ungehorsams in die öffentliche Aufmerksamkeit zu rücken. In der öffentlichen Erklärung von Ende Gelände heisst es:
“In einer Aktion zivilen Ungehorsams werden wir mit unseren Körpern einen symbolischen Ort blockieren. Wir werden uns ruhig und besonnen verhalten, von uns wird keine Eskalation ausgehen, wir gefährden keine Menschen. Wir wollen eine Situation schaffen, die für alle Teilnehmenden transparent ist und in der wir aufeinander achten und uns unterstützen. Die Aktion findet im Rahmen des globalen Aktionstags “Rise for Climate” statt” (Link zum Beitrag).
Die Aktion findet am 8. September 2018 in München statt.
Wer sich über Ende Gelände und die Klimacamps informieren möchte, findet auf den folgenden Seiten umfassende Informationen:
Infos zum Klimacamp im Leipziger Umland (28.07. – 05.08.2018) – https://www.klimacamp-leipzigerland.de/
Infos zum Klimacamp im Rheinland (11.08. – 22.08.2018) – http://www.klimacamp-im-rheinland.de/
Infos zu Aktionen von Ende Gelände 2018 – https://www.ende-gelaende.org/de/
Infos zu Ende Geländewagen (08.09.2018) – https://wagen.ende-gelaende.org/
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