Die Macht der Gewohnheit

Schon über 190 Tage haben Sie Ihr Leben klimafreundlicher gestaltet – herzlichen Glückwunsch!

Im Rahmen des KliB-Projekts tracken sie ja nicht nur Ihre CO2-Emissionen, viele von Ihnen versuchen auch Ihr Verhalten zu verändern, um einen niedrigeren Verbrauch zu erreichen. Am leichtesten wäre es natürlich, wenn wir die klimafreundlicheren Entscheidungen einfach so, ohne groß nachzudenken, treffen würden. Mit anderen Worten: Alles wäre leichter wenn sie bereits zur Gewohnheit geworden wären.

Natürlich kommt es auch darauf an, was genau Sie sich vornehmen und wie groß Ihre persönlichen Hürden dafür sind, ob Sie z.B. statt Kuhmilch Hafermilch für Ihren morgendlichen Kaffee verwenden oder das Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit nehmen.

Gewohnheiten erleichtern (oder erschweren) uns den Alltag, denn unser Gehirn kann quasi auf Sparflamme schalten, wenn eine Handlung routiniert durchgeführt werden kann, ohne, dass der Prozess aufwändig durchdacht werden muss – Gewohnheiten sind sozusagen Formen des „Energiesparens“ für unser Gehirn. Bei einer Studie des University College London zur Aneignung von Gewohnheiten brauchten die TeilnehmerInnen zwischen 18 und 254 Tagen, um sich neue Gewohnheiten in Bereichen wie Ernährung oder Sport anzueignen. Die ForscherInnen versuchten herauszufinden, wie lange es dauert, bis aus einer geplanten Handlung ein Automatismus wird und wieviel Bedeutung Versäumnisse im Prozess der Gewohnheitsbildung haben. Die 96 TeilnehmerInnen durften sich selbst aussuchen, was genau die Handlung sein sollte, mit der Voraussetzung, dass diese täglich einmal durchgeführt werden kann. 84 Tage lang sollten sie jeden Tag am Computer auf einer Website angeben, ob Sie Ihre Handlung umgesetzt hatten oder nicht. Im Durchschnitt dauerte es 66 Tage, bis die Gewöhnung eingetreten war.

Vielleicht können Sie ja ein paar Parallelen zwischen der Studie und Ihrer persönlichen Erfahrung in unserem Projekt ziehen oder etwas Inspiration und Motivation daraus schöpfen. Wie lange haben Sie etwa gebraucht, um eine Verhaltensroutine zu ändern?

Natürlich wissen wir alle: Wenn es um den Klimawandel insgesamt geht, dann reichen individuelle Verhaltensänderungen nicht aus. Martina Schäfer, Professorin an der TU Berlin, meinte dazu passend in einem lesenswerten Beitrag für die Zeit: „Wenn wir in unserer Gesellschaft etwas ändern wollen, dann reicht es nicht, die Verantwortung Einzelnen zuzuweisen. Erst wenn die Politik den Rahmen setzt, Arbeitgeber Anreize für ihre Mitarbeiter bieten und sich gesellschaftliche Leitbilder wandeln, können gesellschaftliche Veränderungen funktionieren.“[1]

Da hat unser KliB-Beiratsmitglied Recht! Klimaschutz mit dem Langfrist-Ziel der Klimaneutralität geht nur, wenn individuelle Verhaltensänderungen durch die Änderung der politischen Rahmenbedingungen auch belohnt statt bestraft werden. Fragt sich also: Welche Gewohnheiten muss eigentlich die Politik ändern?

 

[1] Zeug, Katrin (2013): Mach es anders! In: Zeit Online, Online: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten/seite-5 [Letzter Zugriff: 07.07.2018]

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