“Superfood” – Exoten mit langer Anreise

Für viele Menschen gehören Mango, Goji-Beeren, Avocado und Chia-Samen gegenwärtig zum Alltag, sie sind fast überall erhältlich und gewinnen an Beliebtheit. Sie werden als Superfoods vermarktet, sollen die Gesundheit fördern und das Wohlbefinden steigern. Doch wie wirkt sich unser Hunger auf exotische Nahrungsmittel auf die CO2-Emissionen aus?

Um dieser Frage nachzugehen, sind Herkunft und Transport der Produkte entscheidend. Die exotischen Früchte und Samen haben eine lange Reise hinter sich, bis sie bei uns in den Regalen landen. Von den Anbaugebieten, die vor allem in China, Indien und Lateinamerika liegen, werden sie per Flugzeug, Schiff und Lkw um die halbe Welt transportiert.

Dabei ist der Luftweg besonders belastend für das Klima. Laut einer Studie der Verbraucherzentralen[1] kommt zwar nur ca. 1 % der importieren Lebensmittel per Flugzeug nach Deutschland, doch machen diese 10 % bis 16 % der Treibhausgasemissionen aus, die durch den Import von Nahrung insgesamt hervorgerufen werden. Beim Lufttransport von einem Kilogramm Lebensmitteln entstehen im Vergleich zum Transport per Schiff bis zu 170 Mal so viele CO2-Äquivalente. Besonders schnell verderbliche Waren, wie Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch werden auf dem Luftweg eingeführt.

Für uns als Verbraucherinnen und Verbraucher ist leider kaum zu erkennen, woher ein Produkt stammt, und wie es transportiert wurde. Die Herkunftskennzeichnung wird durch die EU-Lebensmittel-Informationsverordnung[2] von 2014 geregelt. Bei frischem Fleisch, Eiern, Honig und auch frischem Obst und Gemüse muss demnach die Herkunft angegeben werden. Andere Nahrungsmittel, wie z. B. Superfoods und verarbeitete Produkte können auf freiwilliger Basis gekennzeichnet werden. Über den Transport dieser Lebensmittel werden die KonsumentInnen deshalb fast nie informiert und es gibt keine einheitliche Kennzeichnung.

Wer über das Essen auf dem Teller Bescheid wissen möchte, sollte also lieber auf lokale Produkte zurückgreifen.

Und zwar nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die eigene Gesundheit: Leinsaat und Schwarze Johannisbeere stehen Chia und Goji in keiner Weise nach! Im Gegenteil, sie sind oft sogar gesünder. Wie in einer Studie von „Global 2000“[3] festgestellt wurde, haben die sogenannten Superfoods häufig nicht nur einen großen CO2-Fußabdruck, sondern enthalten auch Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen, die in der EU verboten sind.

Sich klimaschonend und gesund zu ernähren passt also gut zusammen!

 

 

 

[1] Dr. Markus Keller, im Auftrag der Verbraucherzentralen (2010):

https://www.verbraucherzentrale.nrw/sites/default/files/migration_files/media165531A.pdf

[2] Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 der Europäischen Parlaments und des Rates (25.10.2011)

eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:304:0018:0063:de:PDF

[3] Global 2000, Südwind, Niederöstereich (2017):

https://www.global2000.at/sites/global/files/Superfoods_Test.pdf

1 Antwort
  1. UrsulaTrappentreu
    UrsulaTrappentreu says:

    Neulich hab ich auf Utopia einen sehr guten Artikel gelesen, wie man Chiasamen durch Leinsamen ersetzen kann, Gojibeeren durch Blaubeeren etc. Dieses ganzes Superfoodgedöns ist eben das: Marketinggewäsch für teure Exoten. Dabei sind die Inhaltsstoffe in unseren einheimischen Produkten ganz genau so verfügbar. Klingt bloß nicht so nerdig. Man muss eben auch hier vor allem eins: selber denken.

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