“Was kann ich noch tun?” – KLIB-Haushalte melden sich zu Wort

In diesem neuen Format wollen wir in den verbleibenden Monaten des Reallabors Haushalte mit ihren Erfahrungen, Anregungen etc. zu Wort kommen lassen.[1] Den Anfang macht Laura (Nickname im Projekt: Laburnam). Sie spricht eine Frage an, die uns gerade nach den Sommerferien  telefonisch oder per Email schon von mehreren anderen Haushalten gestellt wurde.

Was kann ich noch tun?

Verschrumpelte Radischen, Himmel-“fern”-gucken auf dem Tempelhofer Feld, kaltes klares Wasser… und dann? Nachdem ich seit Beginn der KliB-Studie wöchentliche Alltagsumstellungen ausprobiert, verworfen, angepasst und auch mal beibehalten habe, gehen mir nun langsam die Ideen für weitere Einsparungen aus.

Ich ernähre mich zu 90% von geretteten Lebensmitteln (womit auch gleich viel weniger Plastikmüll anfällt) und versuche mich in vaganer Ernährung (aktuell 20kg CO2/Woche, 1,15 t /Jahr). Ich fahre ausschließlich Fahrrad und lerne im Urlaub die überraschend schöne nähere Umgebung mit dem Zug oder Auto kennen (0-80kg CO2/Woche, 1,51 t /Jahr). Dabei lerne ich: Weniger Arbeit = mehr Zeit = weniger CO2 beim Unterwegssein. Kalt duschen und warme Pullover (und wahrscheinlich eine gute Durchblutung, hihi) führen bei mir zu 0,8kg CO2/Woche, 0,7 t /Jahr. Durch die Ernergieberatung des BUND kam es zu LED-Beleuchtung und Waschveränderung (0,4kg CO2/Woche, 0,02 t /Jahr). Und Sachen reparieren, finden, leihen und verschenken funktioniert (25kg CO2/Woche, 2,33 t /Jahr). Nur sehr wenige Dinge – Schminke, Klopapier und Shampoo – sind bisher noch unberührt…
Ich empfinde das meiste nicht als Verzicht, sondern in vielerlei Hinsicht als Bereicherung (Zeit, Erlebnisse, Sinneswahrnehmungserweiterung)! Ob ich diese Lebensweise nach diesem Jahr so beibehalte, weiß ich natürlich nicht. Aber sie gefällt mir sehr!

Abgesehen von den Möglichkeiten der Politik, wie z.B. Fahrverbote, CO2-Steuer oder Abbildung von Folgenkosten bei der Preigestaltung, stelle ich mir (und Euch) die Frage: Was kann ich als Privatperson noch konkret tun, um hier in unseren Gesellschaftsverhältnissen und der vorteilhaften Infrastruktur einer Großstadt meinen CO2-Verbrauch zu verringern???

Viele Grüße, Laura

 

[1] Hast Du/ Haben Sie ebenfalls ein Thema, das auch für andere Haushalte interessant ist? Und Du/ Sie möchten dazu gerne einen Newsletter-Beitrag verfassen? Dann würden wir uns über eine Nachricht an klib@pik-potsdam.de mit dem Stichwort “NL-Beitrag” freuen.
2 Antworten
  1. ChristophK
    ChristophK says:

    Mit einem prognostizierten CO2-footprint von 3.5 t für das laufende Jahr liegen aktuell etwa 30 Haushalte um 35 % des aktuellen Mittelwertes von 11 t pro Jahr (siehe Ballongraphik). Das ist eine sehr anzuerkennende Leistung (unser Haushalt gehört nicht einmal ansatzweise dazu). Der Verlauf der Kurve konvergiert bei 3,2 t, und damit dürfte die unter aktuellen Normalbedingungen maximal erreichbare Einsparung erreicht sein (im Rahmen des “Laborversuches”).
    Laura stellt selber die Frage, ob sie das so beibehalten kann.
    Dazu kommt die Frage, ob die Einsparung mit einem geringen oder größerem Haushaltseinkommen erzielt wurde. Ist das Einkommen gering, so ist die Leistung umso anerkennenswerter, weil ökologische Ernährung und Kleidung meist teurer sind. Ist das Einkommen relativ hoch, so müsste man zusätzlich betrachten, was dann beim “sonstigem Konsum“ bzw. mit der Vermögensanlage passiert.
    Laura deutet die Antwort schon an: Um den CO2-footprint gesamtgesellschaftlich zu verringern, benötigen wir umweltpolitische Maßnahmen wie CO2-Steuer (insbesondere für Kerosin und Warentransporte), wirtschaftliche Anreize und Regulierungen, nach dem von E.U. v. Weizsäcker geprägten Grundsatz, dass die Preise die ökologische Wahrheit sagen müssen. Die Vorbildfunktion von „Aktivisten“ wird nicht ausreichen.

  2. Mo
    Mo says:

    Hallo Laua,

    Danke für deinen Beitrag. Wir sind eine familie mit drei Kindern, die mitmacht. Und kangsam merken wir auch, dass der verbrauch nicht mehr wirklich sinkt. Wir stehen momentan bei 4,3 t pro Kopf. Nach einer kleinen Flaute (sorry 😉 wollen wir nun noch einmal neu Schwung nehmen und versuchen, auf den letzten Metern (bis 31.12.) noch einmal weiter runter zu kommen.
    Aber wie? Bei uns liegen die Hindernisse in zwei Bereichen. Einerseits gibt es Grenzen bei den einzelnen Familienmitgliedern. Während mein Sohn sich praktisch vegan ernährt, wollen die beiden Töchter ab und zu auf etwas Fleisch oder isch nicht verzichten.
    Dann gibt es auch noch äußere Grenzen: Ich empfinde z.B. momentan die Arbeitszeit von täglich 8 Stunden ganz schön hinderlich. Rechnet man noch den hin-und Rückweg dazu, bleibt eh nur wenig zeit für Privates und Haushalt. Viele Menschen fangen ja schon an, ihre Lebensmittel online zu bestellen o.ä., was ich sehr bedenlich finde. Will man dann noch anders leben, klimafreundlicher, ist das noch schwieriger zu realsieren. Vieles – z.B. jetzt um diese Jahreszeit Äpfel zu sammeln, entsaften zu lassen etc. – kostet viel mehr Zeit.
    Auf welche Grenzen stösst Du denn eher, Laura? Sind es eher Grenzen, die bei dir liegen oder Rahmenbedingungen?
    Viele Grüße
    Mo

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