Nicht nur schwer zu tragen – Mineralwasser hat eine deutlich schlechtere Klimabilanz als Trinkwasser

Angeregt durch eine aktuelle Anfrage an das KliB-Team haben wir recherchiert, wie sehr die Klimabilanz von Wasser zu Buche schlägt.

Um einen Liter Trinkwasser zu fördern und in die Haushalte zu bringen, setzen die Berliner Wasserbetriebe im Mittel etwa 0,35 Gramm Kohlendioxid (CO2) frei, vor allem durch den Stromverbrauch der Pumpen.

Auch die Abwasserentsorgung muss berücksichtigt werden. Im Durchschnitt entfallen etwa 0,75 g auf einen Liter Leitungswasser für die Entsorgung. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 120 Litern Wasser pro Person und Tag ergeben sich damit für ein Jahr gut 50 kg CO2 pro Person – für Bereitstellung und Entsorgung.

Deutlich mehr Emissionen entstehen bei der Warmwassererzeugung zu Hause – je nachdem, welchen Heizungstyp Sie verwenden.

Nun interessiert uns jedoch vor allem der Vergleich zwischen dem Trinkwasser aus der Leitung und Mineralwasser aus dem Einzelhandel. Dieser Vergleich ist deshalb interessant, da laut Stiftung Warentest die Qualität des Leitungswassers in Berlin genauso hoch einzustufen ist wie die des Mineralwassers[1]. Bei der Förderung und Aufbereitung gibt es kaum Unterschiede zum Leitungswasser. Auch wenn die Schwankungsbreite aufgrund sehr unterschiedlicher Randbedingungen recht groß ist, lässt sich der Wert auf etwa 0,2 – 0,5 g CO2 pro Liter eingrenzen (siehe Abb. 1).

Entscheidend ist jedoch, in welcher Verpackung und auf welchem Wege das Mineralwasser in die Haushalte gelangt.

Quelle: Eigene Darstellung nach GutCert 2010

 

Ein großer Teil der entstehenden Emissionen bei der Herstellung von Mineralwasser (der sog. Product Carbon Footprint, PCF) entfallen auf die Herstellung und /oder Reinigung der Flaschen, Abfüllung und das ggf. Recycling und / oder die Entsorgung der Verpackung. Hier sind es je nach Produkt zwischen 40 – 140 g CO2 pro Liter, also im Schnitt 90 g CO2 pro Liter.

Je nachdem, aus welcher Region Sie Ihr Mineralwasser beziehen, fällt auch der Transport von der Quelle bis zum Einzelhandel recht unterschiedlich ins Gewicht. Zwischen 20 und 310 g CO2 pro Liter kann dies ausmachen.

Wie hoch dann noch die Emissionen sind, die für den Transport aus dem Einzelhandel zu Ihnen nach Hause entstehen, entscheiden Sie selbst – mit der Wahl des Transportmittels. Sollten Sie das Wasser mit dem Fahrrad nach Hause schaffen, entstehen im Grunde keine Emissionen. Mit dem Auto oder sogar per Lieferservice sieht die Sache schon ganz anders aus. Im Schnitt entfallen auch hier weitere 21 g CO2 pro Liter. Insgesamt hat Mineralwasser daher eine wesentlich schlechtere Klimabilanz als Leitungswasser.

[1] https://www.test.de/presse/pressemitteilungen/Natuerliches-Mineralwasser-nicht-besser-als-Leitungswasser-5051421-0/

Hier ist mehr für alle drin

Die vor kurzem gegründete “Regionalwert AG Berlin-Brandenburg” will Stadt und Land stärker verbinden und aus der Region für die Metropolenregion Berlin produzieren. „Dazu wollen wir Partnerbetriebe vom Acker bis zum Teller stärken und mit ihnen gemeinsam neue Wege gehen. Bürgerinnen und Bürger haben jetzt die Chance, Aktien zu zeichnen und damit die Zukunft ihrer Lebensmittelversorgung selbst in die Hand zu nehmen“, führt Dr. Katharina Reuter, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg, aus.

Als Bürgeraktiengesellschaft werden regionale Betriebe wie Bauernhöfe, Lebensmittelhandwerk, Handel und Gastronomie mit Investitionen unterstützt. Diese Modell besteht bereits in Freiburg, Hamburg, in der Isar-Inn Region und im Rheinland und verfolgt die Zielsetzung, Wertschöpfung und Arbeitsplätze sowie mehr Ökolandbau zu fördern und unterstützt vor allem junge Betriebe.

Prof.  Martina Schäfer aus dem KliB-Beirat engagiert sich in der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg im Aufsichtsrat und sagt zu dem Projekt: „Ich möchte dazu beitragen, die Potenziale für regionale Wertschöpfungsketten besser auszuschöpfen und dem Ökolandbau zu einem neuen Schub zu verhelfen.“

Ziel: Gute Lebensmittel aus und für die Region

Die Regionalwert-Idee funktioniert über Bürger-Aktien, nicht über börsennotierten Aktien. Das Geld aus den Aktienverkäufen wird als Eigenkapital in regionale Betriebe investiert. Durch diese Investitions-Partnerschaft verpflichten sich die Betriebe auf soziale und ökologische Standards.
Im Ergebnis sollen dann  Wertschöpfung, Arbeitsplätze und gute Lebensmittel in der Region bleiben. Durch die Stärkung von kleinen Betrieben und regionaler Lebensmittelwirtschaft entsteht ein regionaler Verbund, getragen von den Bürgerinnen und Bürgern. Diese unterstützen das Konzept über die Aktien und als Kunden.

Die Aktionäre profitieren nicht nur durch eine ökologische, soziale und regionale gesamtwirtschaftliche Rendite. Auch stärken sie nachhaltig wirtschaftende Betriebe in der Region die mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln eine regionale Ernährungssouveränität fördern. Und sie kommen beispielsweise durch Veranstaltungen und Einladungen in direkten Kontakt zur Landwirtschaft, zum Lebensmittelhandwerk, Handel und zur Gastronomie. Aus Klimaschutz-Sicht ist die Stärkung regionaler Kreisläufe (geringere Transportemissionen) sowie der biologischen Landwirtschaft ebenfalls zu begrüßen.

Auf dem Heldenmarkt am 17. und 18. November stellt sich die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg vor und beantwortet an ihrem Stand Fragen zu Aktienzeichnung, Investitionen, bio-regionaler Landwirtschaft und vielem mehr.

 

Weitere Informationen:
http://www.regionalwert-berlin.de/

Quellen:
http://www.regionalwert-berlin.de/wp-content/uploads/2018/07/PRESSEMITTEILUNG_Gru%CC%88ndung-1.pdf
http://www.regionalwert-berlin.de/

Das Recht auf Klimaschutz einfordern

Diese Klage könnte eine weitreichend Dimension entwickeln: Drei Bio Landwirte verklagen in Zusammenarbeit mit Greenpeace die Bundesregierung, da diese zu wenig für den Klimaschutz tue.
Diese Vollzugsklage zielt darauf ab, die Bundesregierung per Gerichtsbeschluss zu verpflichten, alles Notwendige für das Erreichen der selbstgesteckten Klimaziele für 2020 zu tun.

Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen weltweit den Lebensraum von Menschen und Tieren, doch vor allem durch den diesjährigen Hitzesommer sind die Folgen einer menschengemachten Klimaveränderung auch in Deutschland zu spüren. Vor allem Bäuer*innen sehen sich in dem Zusammenhang mit größten Herausforderungen konfrontiert. Heiner Lütke Schwienhorst bewertet die Lage auf seinem Bio-Hof in Brandenburg so: „Der Klimawandel hat eine beängstigende Dimension. Da braucht es ungeheure finanzielle Anstrengungen, um sich vor den Folgen zu schützen. Noch so ein Sommer würde an die Substanz gehen.“

Grundrecht auf Leben und Gesundheit durch Klimawandel bedroht

Die Bundesregierung hatte 2014 das nationale Klimaschutzprogramm 2020 beschlossen und darin das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2020 mindestens 40 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgase gegenüber 1990 zu reduzieren. Dieses Ziel wurde dieses Jahr von der Bundesregierung aufgegeben. Stattdessen wurden neue Klimaziele für 2050 gesetzt.

Bei der Klage geht es darum, dass die Bundesregierung aus Sicht von Greenpeace und den drei klagenden Biobauern aufgehört habe, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaschutzziele 2020 zu erreichen. Dieses Unterlassen verletze das Grundrecht zum Schutz von Eigentum, Beruf, Leben und Gesundheit. Zielsetzung ist es, die Bundesregierung juristisch dazu zu verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen um die selbstgesteckten Ziele doch noch zu erreichen.
Es geht dabei explizit nicht um die Einforderung von Schadensersatz sondern um eine stellvertretende Klage für alle vom Klimawandel Betroffenen. Im Zentrum steht das Einklagen des Rechts auf Klimaschutz. “Uns ist auch wichtig, mit der Klage zu zeigen, dass Klimapolitik keine Gefälligkeit der Regierung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern ist, sondern dass Klimaschutz unser gutes Recht ist.” sagt Lisa Göldner, die als Klima-Expertin bei Greenpeace arbeitet.

Bäuerinnen und Bauern kämpfen gegen die Auswirkungen des Klimawandels
An der Klage beteiligen sich drei Familien , die auf unterschiedliche Weise von der Veränderung des Klimas betroffen sind. Familie Backsen betreibt einen Bio-Hof auf der Nordseeinsel Pellworm und sieht sich und ihre Landwirtschaft durch einen steigenden Meeresspiegel sowie durch Wetterextreme wie Starkregen und Sturmfluten bedroht. Familie Lütke Schwienhorst hat eine Bio-Landwirtschaft in Brandenburg. Mit Wetterextremen sehen sie sich schon länger konfrontiert, der Hitzesommer 2018 bedrohte ihre landwirtschaftliche Existenz. Und auch Familie Blohm vom Bio-Obsthof in der Nähe von Hamburg spürt die Auswirkungen der Klimakrise durch Hagelschlag, Trockenheit oder neue Schädlinge unmittelbar.

Auch wenn Deutschland nicht allein für den Klimawandel verantwortlich ist und auch den Klimawandel alleine nicht aufhalten kann, so ist es als eines der wirtschafts- und finanzstärksten Länder der Welt maßgeblich für Emissionen mit verantwortlich. Außerdem haben mittlerweile ein ganze Reihe von Bundesregierungen Klimaschutz betrieben und verbindliche internationale Abkommen – darunter auch das von Paris – unterschrieben. Daraus lässt sich aus Sicht der Kläger sowohl eine Art „Vertrauensschutz“ in das Regierungshandeln als auch eine besondere Pflicht ableiten, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.

Ein Erreichen der Klimaschutzziele wäre noch möglich
Die Erreichung der Klimaziele bis 2020 ist mit geeigneten Maßnahmen selbst jetzt noch im Rahmen des Möglichen. Eine Studie des Fraunhofer Instituts belegte, dass vor allem mit der Abschaltung und Drosselung von Braunkohlekraftwerken bei gewährleisteter Versorgungssicherheit die Zielsetzungen erreicht werden könnten.
Dass eine solche Art der Klage Erfolg haben kann zeigen nicht nur die jüngsten Klagen für Fahrverbote zur Luftreinhaltung in deutschen Städten. Auch in den Niederlanden wurde der Staat ganz ähnlich durch die erfolgreiche Klage der Urgenda Stiftung juristisch zur Durchsetzung von Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet. Andernfalls, so das Gericht in Den Haag, drohe der Regierung eine empfindliche Geldstrafe.

Weitere Informationen:
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20181027-greenpeace-factsheet-klimaklaeger-im-profil.pdf

Quellen:
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20182710-greenpeace-guenther-klageschrift-klimaklage.pdf
https://www.energiezukunft.eu/politik/niederlande-zum-klimaschutz-verurteilt/
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/energieszenario_fuer_2020.pdf

 

 

“Eine Welt, die anders ist, als alles, was wir kennen”

Ähnlich den Dominosteinen könnten sich verschiedene “Kippelemente des Klimasystems” gegenseitig beeinflussen und das Gesicht unserer Welt signifikant verändern. Deshalb ist es wichtig, den Anstieg der Erderwärmung mindestens durch Einhaltung der Paris-Ziele zu stoppen.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel fällt in letzter Zeit immer öfter das Wort „Heißzeit“. Droht der Menschheit eine neue Epoche, die als „Heißzeit“ zu bezeichnen ist? Forschungsergebnisse des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weisen in einer neuen Publikation, die auf mehreren Studien basiert, auf eine solche Gefahr hin: In dieser Welt könnte sich z.B. die globale Mitteltemperatur (GMT) langfristig um etwa vier bis fünf Grad Celsius erwärmen mit allen daraus resultierenden Konsequenzen und der Meeresspiegel könnte um zehn bis 60 Meter ansteigen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten „Kippelemente“ (oder auch: „Kipppunkte“) im Klimasystem wie z.B. die auftauenden Permafrostböden in Russland, der Golfstrom oder der Regenwald des Amazonas. Sie werden auch als „Achillesfersen des Erdsystems“ bezeichnet, denn kleinste Einflüsse können dazu führen, dass bestimmte Zusammenhänge plötzlich anders funktionieren mit großen Folgen für das Klimasystem und oft ist diese Entwicklung dann nicht umkehrbar.

Abbildung: Geografische Einordnung der wichtigsten Kippelemente im Erdsystem mit Angabe der Klimazonen nach Köppen. Quelle: PIK, 2017.

Ein Beispiel für eine solche Gefahr ist die Umkehr des Golfstroms, dessen Fließgeschwindigkeit sich seit der Mitte des 20 Jhts. bereits um 15% verringert hat. Ein anderes Beispiel sind die russischen Permafrostböden: Mit dem Auftauen des dauerhaft gefrorenen Bodens werden sehr große Mengen von Treibhausgasen wie etwa Methan freigesetzt. Dies führt dazu, dass sich die Erderwärmung noch weiter beschleunigt, was wiederum auch zu einem noch schnelleren Auftauen der Böden führt etc.

Auch besteht beispielsweise die Gefahr, dass die Wellenbewegungen des Jetstreams in der Atmosphäre sich zunehmend langsamer voran bewegen bzw. quasi stationär werden. Dies könnte dazu führen, dass Wettersysteme länger anhalten – aus ein paar sonnigen Tagen kann eine Hitzewelle werden, anhaltender Regen kann zu Überschwemmungen führen. Insgesamt können Wetterextreme durch einen verlangsamten Jetstream häufiger werden.

In einer aktuellen Studie weisen WissenschaftlerInnen zudem auf die Möglichkeit eines gefährlichen Zusammenspiels mehrerer dieser Kippelemente hin. Nach Johan Rockström, dem neuen Co-Direktor des PIK und Mitautor der Studie, könnten sich die Kippelemente „wie eine Reihe von Dominosteinen verhalten… Wird einer von ihnen gekippt, schiebt dieses Element die Erde auf einen weiteren Kipppunkt zu.” Nach Hans Joachim Schellnhuber (dem ehemaligen PIK-Direktor) wären weitere Folgen möglich: “Werden dadurch empfindliche Elemente des Erdsystems gekippt, könnte sich die Erwärmung durch Rückkopplungseffekte selbst weiter verstärken. Das Ergebnis wäre eine Welt, die anders ist, als alles, was wir kennen”, so der Klimaforscher, der gleichzeitig fordert: “Die Forschung muss sich daran machen, dieses Risiko schnellstmöglich besser abzuschätzen.”

In der Tat: Die Wissenschaft kann heute noch nicht genau sagen, ab wann eine solche „Kaskade von Kipp-Elementen“ die Erde womöglich in eine Heißzeit bringt. Seit der Industrialisierung ist die GMT um etwa ein Grad angestiegen. Mit dem Pariser Abkommen soll sie auf maximal 1,5 – 2 Grad stabilisiert werden. Nach Auffassung der AutorInnen kann nun aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Erreichung des 2-Grad-Ziels die oben angerissenen Gefahren unmöglich macht. Wo genau dieser Schwellwert liege, ob es möglich ist, ihn exakt zu bestimmen, alles dies bleibt weiteren Forschungen überlassen.

Angesichts solcher Gefahren muss die gesellschaftliche Transformation eher noch engagierter vorangetrieben werden – Projekte wie KLIB leisten hierzu in jedem Fall einen Beitrag.

 

Weitere Informationen

PIK-Pressemitteilung vom 6.8.2018 unter: https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/auf-dem-weg-in-die-heisszeit-planet-koennte-kritische-schwelle-ueberschreiten

Artikel: Will Steffen, Johan Rockström, Katherine Richardson, Timothy M. Lenton, Carl Folke, Diana Liverman, Colin P.Summerhayes, Anthony D. Barnosky, Sarah E. Cornell, Michel Crucifix, Jonathan F. Donges, Ingo Fetzer, Steven J. Lade, Marten Scheffer, Ricarda Winkelmann, Hans Joachim Schellnhuber (2018). Trajectories of the Earth System on the Anthropocene. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). [DOI: 10.1073/pnas.1810141115]
Weblink: http://www.pnas.org/content/early/2018/07/31/1810141115

Ergebnisse aus dem Reallabor – Die fünf Haushalte mit den bisher höchsten Einsparungen

Noch bis Ende Dezember geht unser Reallabor – es bleiben also noch acht Wochen zum Tracken. Viele von Ihnen stellen sich nun sicher die Frage, wo stehe ich und was haben die anderen Haushalte erreicht.

Die Ballongrafik gibt Ihnen Orientierung – auch wenn sie einige Haushalte darstellt, die im Tracking zurückgefallen sind und somit das Bild etwas verzerren. So sind zum Beispiel einige Ballons zu sehen, die mit sehr geringen Emissionen – etwa zwischen 3 und 4 Tonnen – aufwarten. Diese geringen Zahlen sind allerdings meistens einem sehr frühen Ausstieg aus dem Tracking geschuldet.

Für die Auswertung des Reallabors haben wir nun begonnen, die Zahlen aufzubereiten und zu analysieren. Dafür haben wir nur jene Fälle berücksichtigt, die bis zu den Herbstferien durchgehend getrackt haben. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass Sie auch jetzt noch zurückliegende Wochen nachholen können, falls Sie sich noch an die Einzelheiten der versäumten Trackingwochen erinnern können!

Viele von Ihnen haben es geschafft am Ball zu bleiben und Ihr Konsumverhalten kontinuierlich zu dokumentieren. Das allein ist schon eine tolle Leistung – Glückwunsch! Noch dazu gibt es einige Haushalte, die ganz erstaunliche Ergebnisse bei der Reduktion ihrer Treibhausgasbilanz erzielen konnten. In diesem Beitrag möchten wir uns diese Haushalte und ihre Reduktionsleistungen einmal genauer anschauen und zwar jene, die insgesamt gesehen die höchsten Reduktionen erzielt haben. Wie sich diese Einsparungen auf die einzelnen Handlungsfelder verteilen, zeigen die folgenden Grafiken. Diese enthalten zudem Informationen über die jeweilige Ausgangsbilanz (Baseline 2017), den projizierten Wert für 2018, die Gesamteinsparung und weitere Informationen zu Haushaltsgröße, Flugreisen, Bildungsabschluss der KliB-Repräsentant*in und zum Einkommen.

Abb. 1:

Die höchsten Einsparungen insgesamt wurden in einem 1-Personenhaushalt erzielt, der mit einer relativ hohen Ausgangsbilanz gestartet ist (Abb. 1). Über 8,2 Tonnen CO2 hat diese Person einsparen können. Interessanterweise wurden die größten Einsparungen im Handlungsfeld Sonstiger Konsum erreicht, gefolgt von Reduktionen in der Mobilität. Diese wurden vor allem durch weniger Autofahrten im Vergleich zum Vorjahr erlangt. Recht klein, aber immerhin relevant waren auch Ersparnisse im Handlungsfeld Heizung und im Bereich Ernährung. Damit hat es diese Person mit knapp 11 Tonnen etwas unter den deutschen Durchschnitt geschafft. Ein recht hoher Anteil dieser ansonsten recht klimafreundlichen Bilanz wurde dabei durch einen Langstreckenflug verursacht, der sowohl im Basisjahr 2017 als auch in diesem Jahr getätigt wurde.

Abb. 2:

Ebenfalls beachtlich sind die Reduktionen des zweitbesten Haushaltes (Abb. 2). Dieser 3-Personenhaushalt konnte im Schnitt 5.300 kg CO2 einsparen, von ca. 14 Tonnen im Vorjahr auf knapp 9 Tonnen in diesem Jahr. Hier wurde die Zahl der Flüge innerhalb Deutschlands und Europas gesenkt von fünf auf zwei. Auch bei der Nutzung des eigenen PKWs konnten Einsparungen erzielt werden. Bei diesem Haushalt stehen die Reduktionen im Sonstigen Konsum an zweiter Stelle mit knapp 2,2 Tonnen.

Abb. 3:

Der drittbeste Haushalt mit einer Haushaltsgröße von zwei Personen konnte vor allem durch eine deutlich geringere Zahl an Flugreisen punkten (Abb. 3). Mit 4,6 Tonnen Einsparungen konnte der Ausgangswert von weit über 13 Tonnen pro Kopf auf deutlich unter 9 Tonnen gesenkt werden. Ein wesentlich kleinerer Teil wurde durch Einsparungen im Sonstigen Konsum erzielt.

Abb. 4:

Auf den vierten Platz hat es ein weiterer 2-Personenhaushalt geschafft (Abb. 4), der ebenfalls mit einer recht hohen Ausgangsbilanz gestartet ist (Abb. 4). Mit Einsparungen von fast 5 Tonnen, die vor allem im Handlungsfeld Mobilität erreicht werden konnten, hat es dieser Haushalt deutlich unter den bundesdeutschen Durchschnitt geschafft. Ein Langstreckenflug im Vorjahr hatte die Bilanz kräftig nach oben gedrückt. Immerhin drei Kurzstreckenflüge haben auch hier noch einen gewissen Einfluss auf die ansonsten klimafreundliche Bilanz dieses Haushaltes.

Abb. 5:

Der fünfte Platz ist sehr interessant, weil dieser 1-Personenhaushalt mit einem relativ geringen Ausgangswert ins Rennen gegangen ist (Abb. 5). Mit einem Wert unter dem deutschen Durchschnitt konnten durch KliB über 4 Tonnen eingespart werden. Insbesondere der Sonstige Konsum fällt hier mit gut 2 Tonnen ins Gewicht. Zudem wurden Einsparungen in der Mobilität erzielt, gefolgt von der Ernährung und dem Heizen. Keine Reduktionen gab es beim Stromverbrauch.

Insgesamt lässt sich sagen, dass bei den Haushalten mit den höchsten Reduktionswerten Einsparungen vor allem in der Mobilität erreicht wurden, dicht gefolgt vom Sonstigen Konsum. Alle Haushalte in dieser Rangliste sind mit einem relativ hohen Ausgangswert ins Rennen gegangen, konnten aber alle – wenn auch meist knapp – den bundesdeutschen Durchschnitt unterbieten. Alle fünf hier dargestellten Haushalte haben zudem Reduktionen erzielt, die nahezu über 35 Prozent liegen. Ob sie die 40 Prozentmarke bis zum Ende des Jahres schaffen, bleibt noch zu hoffen.

Diese Auswertung deutet darauf hin, dass es noch andere ‚Gewinner‘ im Reallabor geben wird. Vor allem jene Haushalte, die bereits mit einer sehr geringen Bilanz gestartet sind und die es daher teilweise deutlich schwerer hatten, erkennbare Einsparungen zu machen, das aber teilweise dennoch geschafft haben. In den nächsten Wochen möchten wir weitere Perspektiven auf die Zahlen im Labor werfen, um damit zu einem besseren Verständnis zu den Erfolgen individuellen Handelns mit Blick auf den Klimaschutz beizutragen.

“KliB: Zwischen Experiment und Klimapolitik” – KLIB-Haushalte melden sich zu Wort

In diesem neuen Format wollen wir in den verbleibenden Monaten des Reallabors Haushalte mit ihren Erfahrungen, Anregungen etc. zu Wort kommen lassen.[1] Heute schreibt Martin über seine persönliche Auswertung des KliB Reallabors, über individuelle Einsparung und wirkungsvolle Klimapolitik.

Zwischen Experiment und Klimapolitik

In unserem Projekt wird in erster Linie untersucht, inwieweit man seinen aktuellen CO2-Fußabdruck innerhalb eines Jahres um 40 Prozent oder mehr reduzieren kann. Das Zwischenergebnis dieses Reallabors kann man der Ballongrafik entnehmen.

Ich möchte in diesem Beitrag nun einmal betrachten, was das für die Absolutzahlen des CO2-Ausstoßes bedeutet, der in Deutschland pro Person bekanntlich im Durchschnitt 11 Tonnen beträgt (im Ballondiagramm angedeutet durch die waagerechte gestrichelte Linie). Das politische erklärte Ziel ist es, diesen Ausstoß in der EU bis 2030 um 40 % zu senken, also auf 60 % von 11 t: (Entspricht 6,6 t pro Person). Wir in Deutschland sind gerade auf dem Weg, dieses Ziel zu verfehlen (Zwischenziel 20 % Einsparung bis 2020).

Mit Stand vom 18.10.2018 erreichen in unserem Experiment 84 von 142 Haushalte einen (für 2018 prognostizierten) CO2-Fußabdruck von 6,6 t oder weniger, das sind 60 % der Teilnehmer. Das ist eine sehr anerkennenswerte Leistung. Mein Haushalt gehört nicht zu dieser Gruppe, wir verharren eher im Bereich des Durchschnitts-Fußabdruckes.

Auf der linken Seite nähert sich die Ballonkurve asymptotisch einem Wert von ca. 3,2 t an. Ohne einer abschließenden Auswertung des Projektes vorgreifen zu wollen, lässt diese Tatsache vermuten, dass hier der geringste individuell möglichen CO2 Emisionswert unter den gegebenen Randbedingungen erreicht wird (mit immerhin nur 30 % von 11 t).

Was will ich damit sagen? Es gibt relativ viele Teilnehmer, die ihren schon ziemlich geringen Fußabdruck weiter verringern möchten, nach ergänzenden Einsparmöglichkeiten suchen und diese (z. B. im Forum) diskutieren. Bei bereits geringem Verbrauch ist jedoch das Einsparpotenzial logischerweise gering.

Betrachtet man nun unsere Teilnehmer als ein (ziemlich grobes) Modell für die Gesamtbevölkerung, wäre es umso wichtiger, die „Normalverbraucher“ dazu zu bringen, sich zu fragen und ggf. im Forum zu diskutieren, was sie denn noch zum Gesamterfolg beitragen können. Denn dort, wo viel verbraucht wird, ist das Einsparpotenzial größer und der Effekt der Einsparung für das Gesamtergebnis umso deutlicher. Um ein gutes Gesamtergebnis zu erreichen, kommt es besonders auf die Normal- und Vielverbraucher an.

Ich vermute, dass jenseits der Teilnehmerzahl 84 (also im Bereich „Einsparung weniger als 40 %“) die Mobilität und hier besonders das Fliegen eine wesentliche Rolle spielt. Es wäre interessant, diesen Wert in der Sparte „Mobilität“ getrennt auszuweisen, um ihn besser diskutieren zu können. Das Flugverhalten ist ein komplexes Thema und es wäre interessant, sich darüber auszutauschen. Ich kenne niemanden, der ein kurzfristiges Konzept gegen die Zunahme des Flugverkehrs, geschweige denn für dessen Senkung vorschlagen kann. Nur eine These möchte ich hier schon wagen: Die in Deutschland verkaufte Gesamtzahl von Flugtickets lässt sich wahrscheinlich nicht dadurch senken, dass eine relativ kleine Zahl von Haushalten generell aus umweltpolitischen Gründen auf das Fliegen verzichtet. Oder umgekehrt gefragt: Wie groß müsste die Zahl dieser Haushalte sein, damit die Flugzahlen wirklich zurückgehen?

Das gilt eventuell auch für andere Bereiche. Die Reduzierung des CO2-Fußabdruckes durch Verzicht ist ein wichtiger Teil der Strategie, wird aber allein wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen. Das führt nun direkt zu den politischen Randbedingungen (Wirtschaft und Steuern).

Es sollte eine Doppelstrategie geben, bestehend aus a) dem individuellen Verhalten und b) aus dem Einsatz für wirksame politische Rahmenbedingungen. In der Marktwirtschaft wirken die Preise und dazu zitiere ich hier wieder E. U. von Weizsäcker mit der Forderung, dass die Preise die ökologische Wahrheit widerspiegeln müssen. Die Preise sollten die Ressourceneffizienz fördern. Und für die Forschung und Entwicklung müssen die entsprechenden wirtschaftlichen Anreize geschaffen werden. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Wiedereinspeisevergütung im Rahmen des EEG-Gesetzes, die den Entwicklern von effektiven Windkraftanlagen speziell in der Anfangsphase unmittelbare Gewinne ermöglicht hat.

Hier kurz vier (zum Teil locker formulierte) Anregungen für politische Forderungen, die etwas mit dem CO2-Fußabdruck zu tun haben:

  1. Förderung von Zugreisen und des öffentlichen Nahverkehrs (Netzausbau und Senkung der Fahrpreise). Die zusätzlichen dafür benötigten Mittel dafür könnte man aus einer (dringend notwendigen) Besteuerung des Flugbenzins generieren.
  2. Abschaffung der widersinnigen Tatsache, dass Schweinefleisch quasi das billigste Nahrungsmittel ist. Mit der Durchsetzung der bereits geltenden Tierschutzgesetze könnte das in der Massentierhaltung evtl. schon realisiert werden. Gewünschte Folge: Verdopplung der Preise, also Halbierung der Fleischmenge bei gleichem finanziellen Aufwand.
    Es könnte zusätzlich eine Win-Win-Win Situation entstehen:
    – Besserer Gesundheitszustand.
    Weniger Weizen und Mais in Monokultur werden benötigt:
    – Weniger Nitrat im Grundwasser.
    – Platz für Wiederaufforstung von Wäldern (als temporärer Kohlenstoffspeicher).
  3. Suche nach kreativen Lösungen dafür, dass es sich wirtschaftlich lohnt, Obst und Gemüse in großen Mengen in der Nähe von Ballungszentren anzubauen. Geht das evtl. mit lokalen Währungen, dazu gab es mal einen alternativen Nobelpreis?
    – Weniger Massentransporte (mit Lastwagen) aus Südeuropa.
  4. Arbeitszeitverkürzung: Ummünzen der gesteigerten Arbeitseffizienz in mehr Zeit, nicht in mehr Waren (z. B. auch um klimafreundlicher mobil zu sein). Diese Forderung ist derzeit nicht mehr aktuell, warum eigentlich?

Durch solche wirtschaftspolitischen Anreize und die entsprechende Aufklärung soll erreicht werden, dass sich schnell eine Vielzahl von Menschen (80 bis 90?) – und zwar insbesondere diejenigen mit einem großen CO2-Fußabdruck – daran beteiligen, diesen signifikant zu verringern. Aus Überzeugung und weil es sich wirtschaftlich lohnt. Preissignale sind wirkungsvoller als der Appell an die Vernunft.

Viele Grüße, Martin

 

[1] Hast Du/ Haben Sie ebenfalls ein Thema, das auch für andere Haushalte interessant ist? Und Du/ Sie möchten dazu gerne einen Newsletter-Beitrag verfassen? Dann würden wir uns über eine Nachricht an klib@pik-potsdam.de mit dem Stichwort “NL-Beitrag” freuen.

Bloß nicht wegwerfen, das kann man doch noch gebrauchen!

Seit vielen Jahren gilt Deutschland als Wegwerfgesellschaft. Das Wort beschreibt die Tendenz einer Konsumgesellschaft, zu viel zu kaufen, schnell zu konsumieren und verschwenderisch mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen und umweltschonenden Lebensweise ist der sorgsame Umgang mit den Konsumgütern deshalb entscheidend.

Die Geschwindigkeit, mit der konsumiert und auch weggeschmissen wird, ist manchmal erschreckend. Einer Studie von Greenpeace[1] zufolge kauft jede*r Deutsche im Schnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr, wobei 50 Prozent angeben, diese Kleidung bereits im ersten Jahr wieder zu entsorgen. Doch es sind nicht nur Textilien, die ein immer kürzeres Leben haben. Auch Möbel überleben immer seltener den Umzug und das neueste Mobiltelefon wird schon im kommenden Jahr durch das nächste Modell ersetzt. Diese Liste ließe sich noch um viele Punkte verlängern, aber was lässt sich diesem Verschwendungswahn entgegenstellen?

Die drei Zauberwörter des nachhaltigen Konsums lauten: „Reduce, Reuse, Recycle“. Sie bilden die hierarchischen Stufen zur Abfallvermeidung. An erster Stelle steht das reduzieren: Am besten wäre es, wenn Kaufentscheidungen besser bedacht, weniger gekauft und dadurch auch weniger weggeworfen werden würde. Den letzten Schritt bildet das recyclen: Wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gibt, als einen Gegenstand zu entsorgen, dann sollte dieser stofflich wiederverwertet werden.

Doch was macht man mit den Gegenständen, die sich irgendwo dazwischen befinden? Wir haben sie schon gekauft, sie sind noch in Ordnung, aber sie werden nichtmehr gebraucht oder gemocht. Die Lösung hierfür: Wiederverwenden! Denn bis ein fertiges Gebrauchsprodukt bei den Konsumenten landet, ist bereits viel Arbeit und Energie in Ressourcengewinnung, Verarbeitung und Lieferung geflossen (Artikel “Was steckt drin im sonstigen Konsum?”). Selbst wenn die Rohstoffe des Gegenstandes recycelt werden, gibt es immer einen Verlust. Je länger ein Produkt also genutzt wird, desto besser.

Die Ideen zur Wiederverwendung sind dabei zahllos. Es gibt den klassischen Flohmarkt und secondhand Läden, die alte Klamotten zu neuen Besitzern verhelfen. In Repair-Cafés unterstützt man sich gegenseitig bei der Reparatur von kaputten Geräten und in Verschenk-Läden kann man kostenlos ungenutzte Gegenstände gegen neue Schätze tauschen. Unter den Begriffen „Upcycling“ und „Do-it-yourself“ gibt es etliche Videos und Seiten im Internet, die einem zeigen, wie man vermeintlichem Müll neue Funktionen geben kann.

Doch die Idee der Wiederverwendung funktioniert auch im großen Maßstab. In Schweden hat 2015 das erste Kaufhaus eröffnet, in dem nur gebrauchte Ware verkauft wird. Die gespendeten Güter, wie Möbel, Kuscheltiere, Kleider, Baustoffe etc. werden sortiert, (falls nötig) repariert und in 14 thematischen Geschäften wiederverkauft. Und das Konzept geht auf! „ReTurna“ machte, nach eigenen Angaben, allein im ersten Jahr einen Umsatz von 8,1 Mio. Schwedischen Kronen[2].

Reuse als zukunftsweisendes Geschäftsmodell, das hat auch unser Stakeholder ReBuy für sich entdeckt. Die Internetplattform bietet einen Marktplatz für gebrauchte elektronische Geräte und Medienprodukte, und verlängert dadurch deren Lebenszyklus.

Wenn ihr jetzt denkt: Da habe ich auch so eine Idee… Wunderbar! Mit der Initiative „Re- Use Berlin“ hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gerade einen Ideenwettbewerb zur Wiederverwendung von Gebrauchtwaren ausgerufen. Noch bis zum 25.11.2018 können Ideen eingereicht werden und die ersten drei Plätze erhalten sogar ein Preisgeld, um den Start der Umsetzung zu unterstützen. Mehr Infos zu der Initiative gibt es hier[3].

 

[1] https://www.greenpeace.de/files/…/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

[2] https://www.retuna.se/sidor/in-english/

[3] https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2018/pressemitteilung.746354.php

Was steckt drin im Sonstigen Konsum?

Graue Energie und versteckte Emissionen

Alle CO2-Emissionen, die sich nicht den Sektoren Mobilität, Energie, Heizen oder Ernährung zuordnen lassen, gehören bei KLIB zum Sektor „Sonstiger Konsum“. Im Durchschnitt entfallen in Deutschland 4,4 Tonnen jährlich und damit 38 Prozent unseres CO2-Fußabdrucks auf den Sonstigen Konsum. Dieses Handlungsfeld zählt damit zu den wichtigsten Sektoren unserer Klimabilanz und birgt die höchsten Reduktionspotentiale. Aber was steckt konkret hinter dieser ‚catch-all‘-Kategorie?

Beim Sonstigen Konsum spielt der Begriff der Grauen Energie eine wichtige Rolle. Den meisten Produkten sieht man den Energie- und Ressourcenaufwand nicht an. Es ist also die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes oder einer Dienstleistung notwendig ist, die als „graue Energie“ bezeichnet wird. Diese Energie ist im Produkt versteckt und für den Konsumenten nicht direkt sichtbar. Für eine Bilanzierung der Grauen Energie wird daher der Energieeinsatz zur Erzeugung aller Vorprodukte bis hin zur Rohstoffgewinnung berücksichtigt und addiert (NABU 2017).

In jedem Produkt steckt demnach Graue Energie, selbst Dienstleistungen wie das Haareschneiden (Anschaffung und Verbrauch von Föhn, Haarschneidemaschine, Schere) oder die Nutzung des Internets beinhalten versteckte Energieverbräuche (NABU 2017). Zu unterscheiden ist dabei zwischen indirektem Energiebedarf eines Konsumgutes und dem direkten Energiebedarf, der bei der Nutzung des Produktes anfällt. Der Strom beim Betrieb eines Smartphones (Handlungsfeld Strom) oder der verbrauchte Kraftstoff beim Fahren mit dem Auto (Handlungsfeld Mobilität) wird über andere Handlungsfelder abgedeckt.

Aus verschiedenen Gründen erfährt das Thema der Grauen Energie in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu keine Beachtung. Sparsamer Verbrauch von Geräten, Wärmedämmung und moderne Technologien sind Stichworte, die auf Fragen der effizienten Nutzung von Konsumgütern abzielen. Dabei ist es nicht immer sinnvoll, ein ineffizientes Produkt gegen ein neues und sparsameres Produkt auszutauschen. In vielen Fällen überwiegt der Verbrauch indirekter Energieverbräuche den tatsächlichen Effizienzgewinn.

Laut einer Studie des Umweltbundesamtes gehen beim Notebook zum Beispiel fast zwei Drittel der über die gesamte Nutzungsdauer zusammengerechneten CO2e-Emissionen auf das Konto der Herstellung (inklusive Transport und Verwertung). Die eigentliche Nutzung macht nur etwas mehr als ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Die Studie zeigt, dass es sich beim Notebook aus energetischen Gründen niemals lohnt, ein altes, noch funktionstüchtiges Gerät gegen ein neues, energieeffizienteres auszutauschen (UBA 2017).

Suffizienz – Rückkehr zum Wesentlichen oder ein gutes Leben für Alle?

Der Begriff Effizienz – hinter dem sich meist technische Lösungen verbergen – ist ein wichtiger Baustein für eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit. Er besagt, mit deutlich weniger Aufwand ein Mehr an Leistung zu erbringen, ohne den Nutzen zu verringern (z.B. ein neuer Kühlschrank oder eine LED-Lampe). Technische Verbesserungen und damit verbundene Kostenersparnisse führen jedoch häufig zu Rebound-Effekten, d.h. die eingesparten Kosten haben wiederum Rückwirkungen auf das Kauf- und Konsumverhalten sowie den Gebrauch der Produkte (z.B. spritsparende Autos, vgl. UBA 2014).

Im Großen und Ganzen ist sich die Forschung einig, dass Effizienz allein nicht ausreicht, um zukunftsfähige Emissionsreduktionen erzielen zu können. Nur durch ein Begrenzen des Konsums können ambitionierte Klimaschutzzielwerte (z.B. maximal 2 t CO2e pro Kopf pro Jahr) erreicht werden (Gröger 2011). Der Begriff der Suffizienz zielt auf ein Maßhalten und ein Weniger im Konsum und steht damit im Widerspruch zum Paradigma eines kontinuierlichen Wirtschaftswachstums als Grundlage unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Und während Politik und Wirtschaft einem solchen Konzept aus genanntem Anlass eher skeptisch gegenüber stehen, braucht es doch dringend politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die für jede KonsumentIn richtungsweisend sein sollte. Politische Maßnahmen können z.B. das Kennzeichnen von klimaschädlichen Produkten, CO2-Steuern oder Subventionen für klimafreundlichere Produkte und Dienstleistungen umfassen. Über das rechte Maß wird auch schon heute vielerorts bestimmt, wie z.B. in der Familie über das Taschengeld, in der Kommune, wie viel Raum für welche Verkehrsteilnehmenden zur Verfügung steht oder in der Bundespolitik, welches Tempolimit auf Autobahnen gilt (BUND 2018).

Auch wenn ein solcher Ansatz für viele Menschen nach Verzicht und Einschränkung klingt, geht es doch vielmehr auch um eine kreative Gestaltung neuer Lebens-, Wirtschafts- und Konsumformen, die auch neue Formen des Miteinanders und Produzierens einschließen. Für diese Kreativität braucht es den Raum und Menschen, die bereit sind, mit neuen Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens experimentieren. Suffizienz bedeutet daher nicht Verzicht – im Gegenteil – Suffizienz will eine bessere Lebensqualität für Alle – entkoppelt von materiellem Reichtum.

KliB-Workshop 2: Individuelle CO₂-Emissionen nachverfolgen – Perspektiven des CO₂-Trackings. Erfahrungen aus dem laufenden Reallabor „Klimaneutral Leben“ (KLIB) mit 100 Berliner Haushalten

Zeit: Dienstag, 13.11.18 von 19.00 bis 20.30 Uhr

Ort: Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität, Fasanenstraße 87 a, 10623 Berlin

Anmeldung: Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich. Dazu bitte Email mit Betreff „Workshop 2: Tracking“ an kkaiser@pik-potsdam.de. Die Bestätigung erfolgt Anfang November. Teilnahmezahl ist begrenzt. Getränke werden gereicht.

Inhalt: In dem vom Bundesumweltministerium geförderten und vom PIK wissenschaftlich begleiteten Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB) haben es 100 Berliner Haushalte bislang sehr erfolgreich geschafft, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck um über 20% zu reduzieren (sogar um mehr als 30% im Vergleich zum deutschen Durchschnitt).

Aber was bringt das eigene Engagement wirklich für den Klimaschutz?

Um das zu kontrollieren, nutzen die KLIB-Haushalte dazu wöchentlich einen eigens entwickelten CO2-Tracker, der Verbräuche von Produkten und Verhaltensweisen in CO2eq umrechnet.

In der Veranstaltung wollen wir mit den Haushalten und der interessierten Öffentlichkeit genau darüber diskutieren, wie man sein eigenes Engagement messen kann. Welche Erfahrungen haben die Menschen im Reallabor mit dem KliB-Tracker gemacht? Wo kann ein solches System helfen, das eigene Leben klimafreundlicher zu machen, wo braucht es Alternativen? Wie müsste der Tracker weiterentwickelt werden, wenn KliB von 100 Haushalten in Berlin auf 40 Millionen Haushalte in ganz Deutschland ausgeweitet würde?

Mehr Informationen: Der Workshop findet statt im Rahmen der Aktionswoche „Berlin spart Energie“ 2018 der Berliner Senatsverwaltung. Mehr Infos zum KLIB-Workshop und den weiteren Veranstaltungen unter: https://www.berlin-spart-energie.de/detail/veranstaltung/individuelle-co2-emissionen-nachverfolgen-perspektiven-des-co2-trackings-35.html

KliB-Workshop 1: Klimaschutz durch private Haushalte – Was können Einzelne tun? Erfahrungen aus dem laufenden Reallabor „Klimaneutral Leben“ (KLIB) mit 100 Berliner Haushalten

Zeit: Montag, 12.11.18 von 19.00 bis 20.30 Uhr

Ort: Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität, Fasanenstraße 87 a, 10623 Berlin

Anmeldung: Eine Anmeldung ist erforderlich. Dazu bitte Email mit Betreff „Workshop 1: Klimaschutz durch private Haushalte“ an wiebke.lass@pik-potsdam.de . Die Bestätigung erfolgt Anfang November. Teilnahmezahl ist begrenzt.

Sonstiges: Die Veranstaltung ist kostenlos. Getränke werden gereicht.

Inhalt: In dem vom Bundesumweltministerium geförderten und vom PIK wissenschaftlich begleiteten Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB) haben es 100 Berliner Haushalte bislang sehr erfolgreich geschafft, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck um über 20% zu reduzieren (sogar um mehr als 30% im Vergleich zum deutschen Durchschnitt).

Aber welche Geschichten stehen eigentlich hinter diesen tollen Zahlen? Was motiviert Menschen dazu, hier und heute mit dem Klimaschutz bei sich zu Hause anzufangen — und ein Jahr lang durchzuhalten? Welche positiven oder negativen Erfahrungen haben sie gemacht, was hat sie überrascht? Und last but not least: Welche Wünsche oder Forderungen an die Berliner und deutsche Klimapolitik hat man, wenn man selbst versucht, klimafreundlich zu leben? Die Veranstaltung will Ergebnisse des KliB-Reallabors zeigen und die Menschen zu Wort kommen lassen, die daran beteiligt sind. Und sie will in die Diskussion mit denen einsteigen, die sich in unserer Stadt ebenfalls für Klimaschutz engagieren bzw. engagieren wollen.

Mehr Informationen: Der Workshop findet statt im Rahmen der Aktionswoche „Berlin spart Energie“ 2018 der Berliner Senatsverwaltung. Mehr Infos zum KLIB-Workshop und den weiteren Veranstaltungen unter: https://www.berlin-spart-energie.de/detail/veranstaltung/klimaschutz-durch-private-haushalte-was-koennen-einzelne-tun-36.html