Klimafreundlich Fliegen mit Algen oder Elektro-Hybrid? Ein Blick in eine mögliche Zukunft.

Alle, die in ihrer 2017er Baseline oder im laufenden KliB-Reallabor ihre Flugreisen getrackt haben, wissen es: der CO2-Fussabdruck des Fliegens wiegt schwer! Was kann man da tun? Flüge vermeiden und/oder durch klimafreundliche Verkehrsmittel substituieren ist eine Möglichkeit, Kompensieren unvermeidlicher Flüge eine andere. Aber es gibt Flüge, die sich nicht oder nur zu unvertretbar hohen Kosten vermeiden lassen. Das gilt auch im Geschäftsbereich – insbesondere Erstkontakte, so hat es eine PIK-Studie für die Deutsche Telekom vor einigen Jahren einmal herausgefunden, lassen sich nicht durch Videokonferenzen ersetzen.

Hier sind politische Maßnahmen und technologische Innovationen gefragt. Dass insbesondere europäische Flugreisen so billig sind, dass schon SchülerInnen sie mit ihrem Taschengeld bestreiten können, kann als  Zeichen eines Politikversagens interpretiert werden: die ökologischen Kosten des Flugverkehrs werden nicht internalisiert. Wie so oft kommt es dadurch zu Rebound-Effekten: effizientere (konventionelle) Triebwerke, aber mehr Flugverkehr. Ein Lösungsansatz: Einbeziehung des Flugverkehrs in einen effektiveren CO2-Handel. Ein anderer: Eine CO2-Steuer auf alle fossilen Treibstoffe,. An der „Technikfront“ gibt es auch Bewegung: Testflüge mit reinen Elektro-Flugzeugen hat es schon gegeben, jüngst haben Rolls-Royce, Airbus und Siemens die Entwicklung eines Elektro-Hybrid-Flugzeugs angekündigt, das ab 2030 serienreif sein könnte (vgl. Mobilitymag). Seit einigen Jahren schon wird Bio-Kerosin entwickelt, und Lufthansa hat auf der Strecke Hamburg-Frankfurt am Main auch schon die Beimischung zu fossilem Kerosin erfolgreich erprobt (vgl. Lufthansa Group). Um die Tank-versus-Teller-Problematik zu umgehen sollten aber keine Nahrungspflanzen genutzt und keine Entwaldung angeregt werden. Algenbasierte Treibstoffe könnten eine Lösung sein (vgl. Handelsblatt).

Summa summarum: Damit nachhaltige politische und technische Lösungen auf den Weg kommen, braucht es das Engagement und den Druck der Öffentlichkeit. Und das gute Beispiel von Projekten wie KliB!

Alles nur Schall und Rauch? KliB Diskussion zur Klimapolitik

Auf der KlIB-Auftaktveranstaltung haben rund 20 Personen die Gelegenheit wahrgenommen, mit den beiden Moderatoren Fritz Reusswig (PIK) und Matthias Krümmel (BUND) über klimapolitische Fragen zu diskutieren. Nach einer Vorstellungsrunde und der Frage nach der Motivation bei der KliB-Teilnahme ging es vor allem um die Ebenen der Bundespolitik und die des Landes Berlin. Drei Highlights der Diskussion sind für die weitere Arbeit von KliB besonders erwähnenswert:

  1. Relevanz der deutschen Klimapolitik. Deutschland wird seine Klimaziele für 2020 voraussichtlich nicht erreichen – so stand es zum Jahreswechsel in der Presse, und wir haben die Relevanz dieser Nachricht für die teilnehmenden Haushalte kurz diskutiert. Es zeigte sich, dass einige der Anwesenden das kritisch bis sehr kritisch bewerteten, aber niemand sah darin einen Grund, das Reallabor zu verlassen oder im eigenen Ambitionsniveau nachzulassen. Einzelne meinten sogar, dass dieser Tatbestand die eigenen Klimaschutz- Anstrengungen sogar noch zusätzlich motivieren würde. Wir werden diesen Punkt in unserer Begleitforschung aufgreifen.
  2. Greenwashing und Crowding-Out Hypothese. In diesem Zusammenhang kam eine interessante Diskussion auf: Kann es nicht sein, dass die Politik ein Projekt wie KliB als Feigenblatt benutzt, wir also zu einer Art deutschem “Greenwashing” beitragen? In Zusammenhang damit kann die in der sozialwissenschaftlichen Klimaforschung kürzlich aufgestellte Crowding-Out Hypothese erwähnt werden, derzufolge erfolgreiche persönliche Klimaschutzbemühungen bei den Beteiligten die Forderung nach ambitionierter staatlicher Klimapolitik abschwächen oder verdrängen würde – frei nach dem Motto: „Warum soll der Staat noch handeln, wenn die Bürger*innen es schon tun?“ Die geplante sozialwissenschaftliche Begleitforschung des PIK wird sich auch dieser Fragestellung widmen!
  3. Berlin calling. Es zeigte sich, dass einige der Anwesenden zwar schon längere Zeit in Berlin leben, teilweise sogar mit Umwelt- und Klimafragen beruflich zu tun haben, sich aber über die spezifisch Berliner klimapolitische Situation schlecht informiert fühlen – vielleicht auch bisher dem nicht allzu viel Zeit gewidmet haben. KliB wird das aufgreifen und im Rahmen seiner Bezüge zum BEK etwa hier Gelegenheiten schaffen, sich zu informieren und zu diskutieren.

Insgesamt hatten die Moderatoren des Workshops den Eindruck, dass es ein großes Interesse gerade auch an der politischen Einordnung dessen gibt, was man da in KliB tut, und dass es richtig war, neben der Rolle des/der Konsument*in auch auf die des/der Bürger*in zu setzen.

KliB auf dem Berliner Klimatag 2018

Am Sonntag, den 22. April 2018 fand der vierte Berliner Klimatag im CRCLR House in Berlin Neukölln statt – organisiert vom KliB-Partner BUND. Es gab jede Menge Vorträge und Workshops, in diesem Jahr unter dem Motto standen „Gibt’s den Klimawandel schon bei uns?“. Mit Inputs u.a. vom PIK (Prof. Dr. Manfred Stock) und von der Charité (Prof. Dr. Christian Witt, Infektiologie und Pneumologie) konnten die Besucher*innen ebenso wichtige wie – leider auch – besorgniserregende Ergebnisse aus erster Hand erhalten. Umweltsenatorin Regine Günther informierte und diskutierte über den Stand der Klimapolitik in Berlin.

In der CRCLR-Halle waren über 40 Infostände aufgebaut, an denen alle möglichen im Klimaschutz aktiven NGOs, Unternehmen und anderen Organisationen über sich und ihre Projekte informierten – darunter auch die Stände der KliB-Partner Berliner Stadtwerke, BSR, Bürgerenergie Berlin, cambio und die Verbraucherzentrale.

Auch das KliB-Reallabor selbst war mit einem Stand vertreten, der auf viel Interesse stieß – auch in den Medien (Kurzbericht Klimatag in der Berliner Abendschau ab 0:12:03). Projektleiter Fritz Reusswig präsentierte KliB auf der Bühne und stellte sich zusammen mit KliB-Teilnehmerin Karin Beese den Fragen von Moderator Matthias Krümmel (BUND). Auch andere KliB-Haushalte schauten am Stand vorbei. KliB-Mitarbeiterin Wiebke Lass freute sich über viele interessante Gespräche mit KliB-Haushalten und anderen interessierten Menschen.

Fazit: KliB erzeugt bei interessierten Haushalten, dem klimapolitisch aktiven Umfeld und bei den Medien weiterhin auf großes Interesse, weil es Klimaschutz „von hier“ und „zum Anfassen“ ist! Der Berliner Klimatag hat uns motiviert, den begonnen Weg weiterzugehen. Und denen, die vielleicht beim Tracking etwas hinterher sind, zu sagen: „Bleibt dran, Euer Engagement ist sinnvoll und wird gesehen!

Viele interessierte Besucher*innen und KliB-Haushalte informierten und diskutierten am KliB-Stand. Das KliB-Maskottchen half beim Verteilen von Informationsmaterial. Fritz Reusswig und die KliB-Teilnehmerin Katrin Beese stellten KliB auf dem Podium vor. Auch in künstlerischer Weise wurde die Frage gestellt: Wie sehen Energiesysteme der Zukunft für Berlin aus?

Haushalt für Podiumsgespräch am 3. Juni im Futurium gesucht

***Wir suchen einen Haushalt für ein Podiumsgespräch im Rahmen des Klima Mitmach-Tags bei den Werkstattwochen im Futurium am Sonntag den 3. Juni 2018. Zusammen mit Projektleiter Fritz Reusswig soll  über Motivation und Erfahrungen im KLIB-reallabor gesprochen werden.***

Interessierte Haushalte schicken uns bitte eine Mail an klib@pik-potsdam.de

 

Infos zum Klima Mitmach-Tag am 03.06.2018 im Futurium:

Klimaschutz ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind nicht zu übersehen, Polkappen schmelzen und Extremwetterlagen nehmen zu. Niemand kann die Welt allein retten, aber wir alle können etwas zur Rettung beitragen. An unserem Klima-Mitmach-Tag geht es darum, was wir selbst konkret für den Klimaschutz tun können. Die Möglichkeiten reichen dabei von Veränderungen in der Ernährung über den Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel bis hin zur Gründung von Initiativen zum klimabewussten Leben.
Wir stellen Aktivist*innen und Klimaforscher*innen vor, bieten Gesprächsrunden mit Expert*innen und jede Menge Mitmachstationen für die ganze Familie.

*** HIER DAS GESAMTE PROGRAMM DES KLIMA-MITMACH-TAGS ONLINE (EINFACH 3. JUNI AUSWÄHLEN): https://www.futurium.de/aktuelles/werkstattwochen/#Programmübersicht ***

//11:00 – 18:00 Uhr. Künftige Energie ist: selbst produziert

//11:00 – 18:00 Uhr. Mobilität von morgen: alternativ radeln

//11:00 – 18:00 Uhr. Zukunftsträchtige Ernährung: Klima kosten und Klimakosten

//11:00 – 18:00 Uhr. Showcase im Futurium Lab

//11:00 – 18:00 Uhr. Fotoausstellung: Panoramaporträts deutscher Klimaforscher*innen

//11:00 – 18:00 Uhr. Urban Gardening

//11:00 – 18:00 Uhr. Kunstinstallationen Mensch – Natur – Technik

//11:00 – 18:00 Uhr. Kurzfilme: Zukunft

//11:00 – 18:00 Uhr. Hausführungen

//Ab 11:00 Uhr. Asphalt Piloten: TAPE RIOT. Tape-Art und Tanzperformance

//11:00 – 13:00 Uhr. Science Café: Mit der Tomate auf dem Balkon die Welt retten?

//11:20 Uhr. Keynote Speech von Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber (PIK)

//11:30 Uhr, 12:30 Uhr, 13:30 Uhr, 15:00 Uhr, 16:00 Uhr, 17:00 Uhr. Interaktive Theaterperformance über unser zukünftiges Leben

//11:30 – 17:00 Uhr jede halbe Stunde. „Futuristische Gedankenspiele“ – eine interaktive Führung

//13:00 – 13:45 Uhr. Sich engagieren: Podiumsdiskussion

//13:00 – 18:00 Uhr. Sich austauschen: im Ideenbüro

//14:00 – 16:30 Uhr. Das eigene Handeln ändern: Lightning Talks

//14:00 – 14:30 Uhr: Dr. Ingo Bräuer (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – PIK)

//14:30 – 15:00 Uhr: Rolf Mienkus (NEUE MOBILITÄT BERLIN, Distribut-e, insel-projekt.berlin UG)

//15:00 – 15:30 Uhr: Dr. Kathrin Specht (Humboldt-Universität zu Berlin)

//15:30 – 16:00 Uhr: Christoph Rinke (BürgerEnergie Berlin eG)

//16:00 – 16:30 Uhr: Dr. habil. Fritz A. Reusswig (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – PIK)

//17:00 – 17:45 Uhr. Abschlussgespräch: Welche Erkenntnisse hat uns der Mitmach-Tag gebracht?

 

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KliB auf dem Berliner Klimatag am 22.04.2018

An diesem Sonntag findet in Neukölln der Berliner Klimatag statt. Das Bühnenprogramm bietet von 11:00 bis 19:00 Uhr für Groß und Klein eine abwechslungsreiche Unterhaltung! So werden Berliner Ärzte, Landwirte aus Brandenburg, Mitarbeiter von Versicherungen oder der Berliner Wasserbetriebe aus Ihrem Arbeitsalltag über konkrete Folgen und Probleme des Klimawandels berichten. Das Kinderprogramm bietet mit Windmühlen basteln,Klimaquiz und Kinderschminken eine passende Unterhaltung für alle kleinen Klimaheld*innen.

Auch KliB wird vertreten sein: von 17:20 – 17:45 Uhr wird Projektleiter Fritz Reusswig das Reallabor vorstellen und eine Familie wird von ihren ersten Erfahrungen berichten.

Alle Infos zum Programm vom Berliner Klimatag finden Sie auf der Webseite: www.berliner-klimatag.de

 

Nachtrag: Über den Berliner Klimatag wurde u.a. in der rbb Abendschau berichtet. Bis zum 30.04.2018 können Sie die Sendung hier nachschauen- Der Bericht über den Klimatag und KliB beginnt ab Minute 12.

 

Wann?

Sonntag 22.April 2018
10.00 bis 19.00 Uhr

 

WO?

Circular Economy House (CRCLR)
auf dem Gelände der alten Kindel Brauerei in Berlin-Neukölln

Rollbergstraße 26, 12053 Berlin (Zugang über Werbellinstr. 57-62)

ÖPNV:
U-Boddinstr. (U8), U-Rathaus Neukölln (U7), BUS 104+166 Haltestelle Morusstraße

 

Eintritt: kostenfrei

Buch Empfehlung: “Noch besser leben ohne Plastik”

Suchen Sie noch nach passender Oster-Lektüre? Wir haben hier eine Buch-Empfehlung für Sie!

Die Autorin Nadine Schubert zeigte bereits in ihrem ersten Buch”Besser leben ohne Plastik”, wie man ohne Plastik leben kann. In Ihrem neuen Buch “Noch besser leben ohne Plastik” geht sie noch eine Stufe weiter und gibt hilfreiche Tipps rund um ein plastikfreies Leben und zeigt auf, welcheAuswirkungen unser Plastikkonsum auf die Umwelt hat.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

112 Seiten, oekom verlag München, 2017
ISBN-13: 978-3-96006-015-4
Erscheinungstermin: 04.09.2017

 

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Das Buch ist im oekom Verlag erschienen und ist erhältlich unter: https://www.oekom.de/nc/buecher/vorschau/buch/noch-besser-leben-ohne-plastik.html

 

Grußwort von Staatssekretär Stefan Tidow

Copyright: Die Hoffotografen GmbH

 

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Grußwort

Wir müssen heute handeln, damit die Folgen des Klimawandels, der unsere natürlichen Lebensgrundlagen bedroht, beherrschbar bleiben. Die zentralen Impulse im Klimaschutz müssen weltweit auch von den Städten ausgehen. Denn die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in den Städten, die für 70 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Berlin ist sich seiner Verantwortung bewusst und übernimmt hier eine Vorbildfunktion. Der Weg zu einem klimaneutralen Berlin führ über eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz und den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien.

Beide Ziele verfolgt das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030), das eine Strategie zur Umsetzung der Energiewende und zur Erreichung der Klimaschutzziele festlegt. Mit dem Beschluss des Abgeordnetenhauses vom 25. Januar 2018 ist das BEK 2030 langfristig und weitreichend, transparent und demokratisch legitimiert sowie finanziell ausgestattet. Die Planung zur Umsetzung des BEK 2030 hat begonnen.

Für den Bereich des Klimaschutzes wurden fünf Handlungsfelder identifiziert, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der klimaschutzziele leisten können. Ob in Energie-, Wirtschafts-, oder Verkehrsbereich, ob bei Gebäuden und bei der Stadtentwicklung oder im Bereich Haushalt und Konsum: Klimaschutz geht uns alle an und braucht die aktive Unterstützung der Stadtgesellschaft.

Im Handlungsfeld Haushalt und Konsum sprechen wir bewusst die privaten Haushalte an, denn dort lassen sich die CO2-Einsparungen auch weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus erzielen.

Die 100 Haushalte des KLiB-Projektes gehen hier mit gutem Beispiel voran: Sie erfassen regelmäßig ihren CO2-Abdruck, sie erproben Minderungsmöglichkeiten in ihren Lebensbereichen, und sie engagieren sich auch in der Diskussion um mehr Klimaschutz in unserer Stadt.

Darüber freuen wir uns sehr, denn wenn es den KLiB-Haushalten gelingt, nach einem Jahr ihre selbstgesetzten Ziele zu erreichen, dann haben sie schon deutlich den bundesdurchschnittlichen CO2-Abdruck unterboten! KLIB ist eine Ermutigung und ein Ansporn zugleich. Und es zeigt uns auch, dass die Berliner Klimaschutzpolitik von den Menschen gewollt und unterstützt wird.

Wir werden weiterhin tatkräftig das Engagement der Stadtgesellschaft für einen klimafreundlichen Lebensstil unterstützen. Denn das sehe ich als unser gemeinsames Ziel: ein klimafreundliches und klimaresilientes Berlin.

In diesem Sinne Danke ich den KLIB-Haushalten, dass sie Initiative ergreifen und wünsche weiterhin ein gutes Gelingen!

Ihr

Stefan Tidow

Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Was ist eigentlich Bulk-Shopping?

Der Begriff des „Bulk-Shoppings“ begegnet uns gegenwärtig an vielen Orten. Dabei besteht das Neue an diesem „Trend-Begriff“ im Wesentlichen nur aus seiner englischen Sprachhülle und liegt nicht so sehr in der damit bezeichneten Tätigkeit selbst. Das englische Wort „bulk“ bedeutet Masse oder Menge. Und so bezeichnet der Begriff „Bulk-Shopping“ die zunehmende Praxis von umweltbewussten VerbraucherInnen, zum Einkaufen eigene Beutel, Gefäße oder Flaschen mitzunehmen. Die Produkte werden dann in der gewünschten Mengen entweder von VerkäuferInnen in die mitgebrachten Behälter eingefüllt oder der/die KundIn kann sie selbst aus „Bulk Bins“ (die man durchaus auch mit deutschen Begriffen wie „Vorratsbehälter“, „Großverpackungen“ o.ä. bezeichnen kann) entnehmen. Auch Flüssigkeiten – wie Öle oder Flüssigseifen – können in mitgebrachte Flaschen gefüllt werden.

 

Supermärkte statt Wochenmarkt oder Tante Emma-Laden

Wie gesagt: Wirklich neu ist diese Einkaufspraxis nicht. Fragt mal Eure Großeltern! Für sie war diese Art des Einkaufens mit mitgebrachten Behältnissen praktisch die Regel. Diese Praxis endete erst, als mit Entstehen der ersten „Supermärkte“ (im Westen) und den „Kaufhallen“ (im Osten) in den 50er Jahren der Verdrängungsprozess des „Tante Emma-Ladens“ eingeläutet wurde. Einkaufstaschen und – behältnisse mitzubringen, das funktioniert in der Regel auch auf dem Wochenmarkt. Hier, wo ProduzentInnen in der Regel direkt – ohne eine zwischengeschaltete Handelsstufe – ihre Waren regional und saisonal an den Mann und an die Frau bringen, wird eine uralte Form des Warenaustausches praktiziert. Erst mit beginnender Industrialisierung wurde das Marktgeschehen zunehmend eingehaust. Heute sind Wochenmärkte schon lange nicht mehr die zentralen Warenumschlagplätze der Stadt (wie zu historischen Zeiten), sondern wirken für viele zwischen all den Supermärkten, Shopping-Malls und Lebensmitteldiscountern als Relikte vergangener Epochen.

 

Verpackungsfreies Einkaufen an immer mehr Orten

Nicht nur in Berlin hat der Wochenmarkt trotzdem überlebt. Und damit auch eine traditionell praktizierte Möglichkeit, regional, frisch und – relativ unkompliziert – unverpackt einzukaufen. Wochenmärkten und auch Markthallen sind gerade in Berlin dafür sicherlich eine gute Option, aber nicht die Einzige. Weitere Möglichkeiten, das „Bulk shopping“ bzw. das Unverpackt-Einkaufen zu praktizieren, sind die explizit verpackungsfreien Läden (und wieder ein schöner Anglizismus dafür: Zero Waste Shops). Von der Französin Marie Delaperriere (Laden: unverpackt Kiel ) nach Deutschland gebracht hat, wurde die Idee in Berlin mit dem Laden Original Unverpackt bereits 2014 von Milena Glimbovski und Sara Wolf realisiert, die das Projekt „KLIB“ im Übrigen auch als KLIB-Stakeholder unterstützen. – Positiver Trend: Unverpackt Läden gibt es immer mehr und in Berlin sind z.B. noch die Läden „Der Sache wegen“ in der Lycher Straße oder „Mein Markt meene Welt“ in der Knorrpromenade Ecke Wühlischstraße entstanden.

Aber auch größere Läden und Supermarkt-Ketten stellen sich der Herausforderung. Denn’s-, REWE– und EDEKA-Filialen testen gegenwärtig an verschiedenen Standorten in Deutschland, wie KundInnen eigene Gefäße zum Einkaufen mitbringen können. Manche Geschäfte – wie der Bioladen Biosphäre in der Weserstraße – bieten Abteilungen mit unverpackten Produkten an. Die Berliner Bio-Company, die wegen ihres konsequenten Einsatzes für klimafreundlichere Bio-Produkte zu den KLIB-Stakeholdern gehört, führt z.B. mit der Filiale in der Chausseestraße einen komplett palstikfreien Laden, in dem KundInnen ebenfalls verpackungsfrei einkaufen können. – Auf der Webseite „Wasteland rebell“ gibt es übrigens eine Karte, in der auch überregional viele Orte für verpackungsfreies Einkaufen zu finden sind.

 

Verpackungsmüll vermeiden

Trotz all dieser ermutigenden Initiativen gilt: Verpackungsmüll zu vermeiden, scheint uns Deutschen besonders schwer zu fallen! Tatsächlich sind wir Deutschen, die wir uns gerne als Umwelt-Musterschüler sehen, Europameister im Anhäufen von Verpackungsmüll! So produziert jedeR Deutsche pro Jahr 218 Kilogramm an Papp-, Papier- und Kunststoff-Verpackungsmüll; Tendenz steigend. Das sind 218 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Damit halten wir einen traurigen Rekord in der EU und es stellt sich die Frage, was andere Länder besser machen (z.B. Österreich: 150, Schweden: 109 kg pro Person und Jahr).

Mit Blick auf den vermiedenen Verpackungsmüll ist der Trend des Verpackungsfreien Einkaufens abfallwirtschaftlich bedeutsam. „Pre-cycling statt Re-cycling“ meint, Verpackungsmüll zu verhindern, bevor er überhaupt anfällt! In diesem Sinne: Trauen wir uns! Schraubglas und Brotbeutel in die Einkaufstasche und los geht’s Richtung Zukunftsfähigkeit! – Und: Über Berichte von Erfahrungen, die KLIB-Haushalte auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil machen, freut sich wie immer das KLIB-Forum und die KLIB-facebook-Gruppe!

 

Von Wiebke Lass

Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) verabschiedet

Wie in einem der letzten Beitrag berichtet hat sich das Berliner Abgeordnetenhaus am 25. Januar 2018 mit dem Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) befasst. Es wurde mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen und gegen die Stimmen von AfD und FDP bei Enthaltung der CDU angenommen (hier der Link zum beschlossenen Dokument). Für die erste Umsetzungsphase der rund 100 Maßnahmen stehen bis 2021 rund 94 Mio. € zur Verfügung – plus flankierende Mittel aus anderen Töpfen. Langfristiges Ziel ist die Reduktion der Berliner Treibhausgase um 95 Prozent bis 2050, bis 2030 sollen 60 Prozent (Basisjahr 1990) erreicht sein.

Mit dem Abgeordnetenhausbeschluss ist die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz damit beauftragt, ein Umsetzungskonzept mit konkreten Verantwortlichkeiten und Zeitlinien zu erarbeiten.

„Berlins Quartiere sowie die Zielgruppen innerhalb der Akteurslandschaft warten bereits auf die Umsetzung der angedachten Maßnahmen oder wollen sich beteiligen“ betont Matthias Krümmel, Klimaschutzreferent des BUND Berlin und KliB-Partner. „Wir unterstützen KliB nicht zuletzt deshalb, weil es ein Modell für ganz Berlin sein kann!“ Das KliB-Team wird die weitere Entwicklung des BEK aufmerksam verfolgen und unsere Haushalte über die nächsten Schritte auf dem Laufenden halten.

Buchhinweis: Clean Meat. How Growing Meat Without Animals Will Revolutionize Dinner and the World

Auch der KliB-Rechner schlägt nach oben aus, wenn viel Fleisch auf dem Einkaufszettel steht. Neben Treibhausgasen produziert der weltweit steigende Fleischkonsum aber noch eine ganze Reihe weiterer Umwelt- und Gesundheitsprobleme, und viele ethische Fragen stellen sich sowieso. Weniger Fleisch, mehr Pflanzenprodukte lautet eine Antwort darauf aus Konsument*innen-Sicht. Eine andere verfolgen seit einigen Jahren einige Institute und Star-Up-Unternehmen: In-vitro-Fleisch, auch Laborfleisch oder – etwas netter – Englisch clean meat genannt. Dabei wird Fleisch aus Zellkulturen „gezüchtet“, ohne dass Tiere gehalten werden oder sterben müssen. Der erste In-vitro-Burger wurde von einem niederländischen Forscherteam entwickelt und am 5. August 2013 bei einer Pressedemonstration in London zubereitet und getestet. Noch steckt diese neue Form der künstlichen High-Tech-Fleischproduktion in den Anfängen. Und noch ist auch nicht klar, ob Konsument*innen Hähnchenbrustfilets aus der Retorte akzeptieren werden. Aber angesichts des weltweit steigenden Fleischkonsums könnte hier eine nachhaltigere Alternative zur Massentierhaltung „heranwachsen“. Ein neues Buch des US-Tierschutzaktivisten Paul Shapiro geht diesen Entwicklungen nach.

Paul Shapiro: Clean Meat. How Growing Meat Without Animals Will Revolutionize Dinner and the World. Gallery Books, New York etc. 17,10 USD