Mehr Wertschätzung, weniger Müll – Interview mit Luise Zaluski

Weihnachtszeit ist die Zeit der Geschenke und damit auch des Ein- und Verpackens. Verpackungen begleiten uns jedoch das ganze Jahr. Und gerade in diesem Jahr war das Thema Verpackungen und Plastikmüll sehr präsent in den Medien. Plastikstrudel von unvorstellbaren Ausmaßen in den Weltmeeren und Mikroplastik, dass fast überall zu finden ist, die Problematik ist allgegenwertig. Auch politisch wird darauf nun reagiert, beispielsweise mit dem ganz aktuell beschlossenen Verbot von Einweg-Plastik in der EU ab 2021.
Jedoch ist die Problematik um Plastik- und Verpackungsmüll weit größer als lediglich der Teilbereich Einweg-Plastik.
Mit Luise Zaluski, die lange den Laden „Original Unverpackt“ maßgeblich mitgestaltet hat, sprachen wir über ihr neues Projekt, den Verein „Zero Waste“ und wie eine nachhaltige und müllfreie Welt aussehen könnte.

 

Luise Zaluski lebt in Berlin und gestaltete als Filialleiterin und Geschäftsentwicklerin die Strategie für den innovativen Laden „Original Unverpackt“ mit. Als Vorstandsmitglied von „Zero Waste“ kämpft sie für eine müllfreie Zukunft und in ihrem neusten Projekt „Klara Grün“ zeigt sie praktisch, wie die Reinigungsbranche nachhaltiger werden kann.

 

Sie haben in diesem Jahr „Klara Grün“, die öko-soziale Raumpflege gegründet – was war Ihre Motivation?

 

In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind sich alle einig, dass wir endlich umweltverträglich wirtschaften müssen. Was das genau bedeutet, darin herrscht Uneinigkeit. Deswegen hält sich im Alltag kaum jemand daran. Wir sind zudem der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit weitaus mehr als ein Trend ist, nämlich zwingend erforderlich für die “Enkelfähigkeit” unserer Erde.

Ich kam nach einer tollen Zeit bei „Original Unverpackt“ zu dem Punkt, die gewonnen Erfahrungen und  Erkenntnisse mit einer eigenen Unternehmung in die Tat umzusetzen und habe „Klara Grün“ gegründet.

“Klara Grün” ist ein öko-sozialer Raumpflegedienst. Ich habe mich damit einer Branche zugewandt, die nicht gerade für Nachhaltigkeit und saubere, transparente Geschäftspraktiken bekannt ist: Der Reinigungsbranche.

Zusammen mit meiner Partnerin verpflichten wir uns den drei Ebenen der Nachhaltigkeit: ökonomisch, ökologisch, sozial. Ziel ist es, dass das Unternehmen auf allen 3 Ebenen einen nachhaltigen Ansatz fährt.

Zum Beispiel ist unser Unternehmen ökonomisch nachhaltig, weil wir durch übertarifliche Bezahlung und Festanstellungen unserer Arbeitnehmer einen Weg für Menschen aus der illegalen Beschäftigung eröffnen. Wir erhöhen zudem die Teilhabechancen für Frauen* und arbeitsmarktferne Menschen auf dem Arbeitsmarkt und wirken Altersarmut, besonders im Niedriglohnsektor entgegen. Für unsere Kund*innen bedienen wir durch 100% ökologisch abbaubare und giftfreie Reinigungsmittel das wachsende Bedürfnis nach ökologischer Haushaltsführung. Unsere Kund*innen haben kein schlechtes Gewissen, eine Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen – sie wissen, sie tun sich selbst und der Gesellschaft etwas Gutes.

 

Sie sind auch im Verein „Zero Waste“ als Vorstandsmitglied tätig. Was müsste passieren für eine müllfreie Welt und wie sieht Ihre Vision für eine solche Zukunft aus?

 

Der „Zero Waste e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, die Müllvermeidung und Abfallreduzierung bundesweit voranzutreiben. Wir wenden uns damit an Privatpersonen, Unternehmen und Politik, um gemeinsam mit Bündnis-Partner*innen die Müllproblematik bekannt zu machen. Darauf aufbauen möchten wir zu nachhaltigen Veränderungen in allen Bereichen motiviere, sowie mittels Umweltbildung und Aktionen eine aktive Mitwirkung für eine müllfreie Welt zu befördern.

Bei Privatpersonen liegt uns besonders die Aufklärung und Befähigung hin zu einem müllfreieren Leben am Herzen. Beispielsweise Planen wir für 2019 Projekte an Schulen, werden viele Workshops geben und Vorträge halten. Jeden 2. Mittwoch im Monat treffen wir uns mit Interessierten Menschen zum Zero Waste Stammtisch und diskutieren über Lösungen und Herausforderungen für einen Zero Waste Lifestyle.

Politisch liegt für uns der Fokus darin erst einmal gehört zu werden, mitzudiskutieren und dann auch klare Forderungen zu stellen. Wir vernetzen uns dazu gerade mit vielen anderen Initiativen um die Kräfte zu bündeln und größere Pläne schmieden zu können – die es dringend braucht. Vor allem auch in Berlin.

 

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat jüngst einen „5-Punkte-Plan“ mit Maßnahmen für weniger Kunststoff und mehr Recycling vorgestellt. Was halten Sie von diesem Plan?

Grundsätzlich ist es gut und wichtig, dass was passiert und die Themen mehr und mehr auf die politische Agenda kommen. Ich begrüße alle Maßnahmen die diskutiert und dann auch umgesetzt werden, die uns bei dem “kleinen” Thema Plastik und dem großen Thema Klimawandel voranbringen.

Aus meiner Sicht braucht es zielführende Interventionen von der Politik, da die Konsument*innen allein nicht die Kraft und Macht haben die Dinge zu verändern – die Verpackungsindustrie ist zu groß, als dass ein paar wenige Kaufentscheidungen ernsthaft etwas bewegen könnten.

Aktuell sind das wohl eher Regulierungen oder gar Verbote, die ein Umdenken der Industrie fördern, sowie Aufklärung der und Umdenken bei den Konsumentscheidungen der Konsument*innen.

Um beim Thema Plastik voranzukommen ist es zudem wichtig, dass wir alle 5R`s anpacken: 1. Reuse: Verzichten auf alles Unnötige und zu viel Verpackung.
2. Reduce: Reduzieren des eigenen Konsum und Verpackungen.
3. Reuse: Das Wiederverwenden und die Werterhaltung von Produkten.
4. Recycle: Ein gut funktionierendes Müllentsorgungssystem, und vor allem die Informationen was wie entsorgt werden muss.
5. Rot: Kompostieren des Rests der noch übrig bleibt, wenn alle vorherigen 4Rs umgesetzt wurden.

 

220,5 kg Verpackungsmüll werden in Deutschland pro Kopf und Jahr produziert. (Zum Vergleich: Der EU-Mittelwert liegt bei 167,3 kg). Damit belegt Deutschland einen traurigen Spitzenplatz in Europa. Welche Problematik steckt hinter dieser Zahl?

Das eigentliche Problem an Plastik ist nicht die Plastik selbst, sondern unsere Gemütlichkeitskultur, die über Jahrzehnte kultiviert wurde. Der viele Konsum, die vielen Einwegprodukte oder zumindest solche die nicht sehr lange halten bringen eine hohe Drehzahl für die Industrie. Wir Konsument*innen jedoch verlieren mehr und mehr die Relation zu dem Wert von Dingen, zu den Materialien, Ressourcen etc.

Gleichzeitig werden von der Industrie immer mehr Convenience Produkte, Außerhaus-Produkte, kleine Abpackungen und komplex verpackte Produkte produziert – man kann sich dem kaum entziehen.

Deshalb braucht es, wie bereits zuvor erwähnt, Maßnahmen und Veränderungen auf vielen Ebenen: ein Umdenken der Industrie, Regulationen und Weichenstellungen der Politik, Aufklärung und Verhaltensänderungen bei der Konsument*innen.

 

Noch eine weiterführende Frage: Haben Sie in den zurückliegenden Jahren Unterschiede zwischen Käufergruppen festgestellt, was das „Ob“ und „Wie“ umweltbewussten Handelns betrifft?

 

Ein nachhaltiger Lebensstil ist leider nach wie vor noch eine Frage der sozialen Schicht und des Bildungsniveaus. Besonders Menschen im unteren Einkommens- und Bildungsniveau haben es schwer, bzw. es wird ihnen schwer gemacht, nachhaltig zu leben.

Besonders auch durch die Medien wird uns vermittelt, dass nachhaltiges Leben teuer und ein Luxus ist. Hier fehlt eindeutig der Zugang zu den richtigen Informationen, aber auch die frühe Aufklärung z.B. in Schulen, wie wichtig ein nachhaltiges Leben ist und was genau damit gemeint ist.

Es lässt sich zudem beobachten dass Frauen deutlich aufgeschlossener gegenüber Nachhaltigkeitsthemen sind als Männer. Bei „Original Unverpackt“, unserem Verein und „Klara Grün“ wird das täglich bestätigt. Es gibt beispielsweise auch nur wenige männliche Blogger / Influencer in der Nachhaltigskeits-Szene. Das ist schade. Und es ist höchst problematisch, dass die großen Entscheidungsträger momentan vorwiegend männlich sind – vielleicht sind wir deshalb noch nicht so weit in den Klimaschutzfragen wie wir es sein müssten. Aber dieses Fass machen wir in einem anderen Interview auf…

 

Auf das Interview freuen wir uns schon. Als letzte Frage: Wie feiert Luise Zaluski Weihnachten?

 

Seitdem ich eine eigene Familie habe, hat Weihnachten natürlich wieder viel mehr Magie und diesen besonderen Zauber. Strahlende Kinderaugen beim Anblick des Weihnachtsbaums, Plätzchen backen, Lieder singen…

Unser Fokus liegt dabei auf der gemeinsamen Zeit und gutem Essen. Natürlich ist es schön etwas am Heiligen Abend auszupacken und sich daran zu erfreuen. Wir machen uns in der Familie aber nur wenige, kleine Geschenke, die für gemeinsame Aktivitäten oder die Winterzeit geeignet sind (Spiele, Bücher, Ausflüge etc.).

Für die Weihnachtsdeko zu Hause und die Geschenke nutze ich möglichst wiederverwendbare, natürliche Materialien. Unser Weihnachtsbaum ist beispielsweise nur mit Erbstücken aus Holz behangen. Für Geschenkverpackungen nutze ich oft altes Papier wieder oder verwende wiederverwendbare Verpackungen, wie z.B.: Kartons, Jutesäcke usw.

Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit mit Ihrer Familie!

 

RADikal autofreie Städte

Stellen Sie sich vor Sie gehen nach draußen und atmen reine kühle Luft ein. Sie schließen die Augen und in der Nähe hören Sie Kinder spielen. Von weiter weg vernehmen Sie den Klang einer Fahrradklingel und neben Ihnen in der Hecke zwitschern zwei Meisen um die Wette. Und stellen Sie sich vor das wäre nicht irgendwo auf dem Land sondern mitten in Berlin. Können Sie sich das vorstellen?

So fern ab von jeglicher Vorstellung ist das Ganze gar nicht. Kommendes Jahr bekommt Oslo als erste Hauptstadt Europas ein autofreies Zentrum. Leisere, saubere und sichere Städte sind möglich und mit dem Verbannen des Autos wird das Stadtbild völlig neu entworfen.

Dass Straßen nicht nur für Autos da sein müssen zeigte beispielhaft die Aktion „Ende Gelände-Wagen“ in München, wo im September 200 Menschen als Akt des zivilen Ungehorsams die vier Spuren der Elisenstraße für über 4 Stunden besetzten. Statt Autos fuhren hier nur noch Fahrräder und statt Autolärm gab es ein kleines Straßenfest. Ähnliches geschah im September dieses Jahres in Potsdam durch Aktivist*innen der Gruppe potsdam autofrei!

(Foto: Christian Willner)

Rein von den Kosten betrachtet ist das Auto in der Stadt maximal privilegiert. In Berlin kostet der Bewohner*innen-Parkausweis 20,40 Euro für 2 Jahre. Ein Stellplatz hat eine Fläche von 11,5 qm.  Vergleicht man diese Zahlendem aktuellen Mietspiegel von Berlin und nimmt die allergünstigste Kategorie von 4,70 Euro pro Quadratmeter im Monat an, dann kosten 11, 5qm in zwei Jahren 1297,2 Euro, also das 64 fache. Bezahlbarer Wohnraum wird knapp und Freiräume in Städten sind immer seltener.

Wie könnte also ein Konzept für eine Stadt aussehen, die sich vom fossil-motorisierten Individualverkehr verabschiedet?

Wir sprachen darüber mit Mobilitätsforscher Weert Canzler. Er arbeitet als Mobilitätsforscher beim Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und ist Gastwissenschaftler beim Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ).

Sehr geehrter Herr Canzler, das Bild von Innenstädten ist vor allem durch die Anwesenheit von Autos geprägt. Wie könnte ein Konzept für die Zukunft aussehen, bei der Städte autofrei sind? Und welche Maßnahmen wären dafür nötig?

So ganz autofrei wird die Stadt auch künftig nicht sein, aber das private Auto hat ausgedient. Und zwar deshalb, weil die Alternativen die Bedeutung und den Raum haben, den sie brauchen. Da eröffnet die Digitalisierung viele neue Chancen. Der Öffentliche Verkehr wird flexibler, er kann mit Leihfahrzeugen aller Art einfach und damit routinemäßig kombiniert werden. In der privatautofreien Stadt ist außerdem genug Platz für’s Radfahren und Zufußgehen. Das hört sich derzeit noch utopisch an, doch gehen einige Städte voran. Viele Menschen in den Städten unterstützen das, sie sehen nicht ein, warum knapper öffentlicher Raum für private Stehzeuge verschwendet werden soll.

Wie könnte die Idee eines kostenfreien ÖPNV damit kombiniert werden?

Guter ÖPNV kostet. Das spricht gegen den Nulltarif. Wichtiger als ein Nulltarif ist es, dass das Autofahren – und vor allem auch das Nicht-Autofahren, das Parken – mehr kostet. Es kann nicht sein, dass das Abstellen eines privaten Autos auf öffentlichen Flächen nichts oder wie beim Bewohnerparken nur einen symbolischen Preis kostet. Die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung und einer Straßenmaut sollten dann für Investitionen in einen attraktiven Öffentlichen Verkehr – und teilweise auch für attraktive Tarife – genutzt werden.

Ist das Elektroauto eine Lösung für die Verkehrswende oder lenkt es vielleicht sogar von den wirklich dringlichen politischen und planerischen Erfordernissen ab?

Im Vergleich zum Verbrenner ist das Elektroauto viel energieeffizienter. Mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien wird es zudem laufend sauberer und wird ab einem EE-Anteil von mehr als 50 Prozent auch noch zu einer ernst zunehmenden Flexibilitätsoption. Das spricht zunächst einmal für die Elektrifizierung. Aber es ist unsinnig, einfach alle privaten Pkw eins zu eins auszutauschen. Dann wäre weder der Stau beseitigt noch die Verschwendung öffentlichen Raumes. Ganz zu schweigen vom enormen Ressourcenverbrauch. Elektroautos lassen sich aber ebenso wie E-Scooter und Pedelecs gut als Sharingangebote nutzen.

Wie könnte die autofreie Stadt konkret aussehen: Was würde das bedeuten für Menschen die durch ihre Gesundheit oder Alter eingeschränkt sind, für Warentransport allgemein, für Handwerker*innen oder für Pendler*innen?

Schon heute arbeiten Start-ups wie Streetscooter oder Sono Motors an neuen E-Fahrzeugen, die genau für diese Zielgruppen interessant sind. Fahrzeuge jenseits der klassischen Rennreiselimousine, die wenig Platz brauchen und in Smart Grids integriert werden, werden von Mobilitätseingeschränkten in der Stadt genutzt werden können, mittelfristig auch als (teil-)autonome Vehikel. Handwerker*innen können aus einer wachsenden Zahl verschiedener E-cargo-bikes auswählen, erste Standardisierungen auch für Kleincontainer werden von Start-ups wie Ono vorangetrieben.

Welche Vorteile für die Menschen würde eine autofreie Stadt mit sich bringen?
In diesem post-Privatautoszenario gibt es viel mehr Platz für alle möglichen urbanen Aktivitäten. Der wird in der dichten Stadt auch dringend benötigt, je mehr freie Flächen eine Stadt hat, desto höher ist die Lebensqualität. Deshalb setzen viele große Städte wie London, Paris, Madrid oder Helsinki darauf, die Autos aus der Stadt zu drängen und gleichzeitig das Rad und auch neue intermodale Mobilitätsdienstleistungen zu fördern. Unsere These ist, ist die neue Lebensqualität erst erlebbar, steigt die Unterstützung bei den Stadtbewohner*innen massiv an. Die neue Aufenthaltsqualität will dann niemand mehr missen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Letztlich geht es genau darum uns zu überlegen wie die Stadt der Zukunft aussehen soll. Verschiedenste Initiativen wie beispielsweise Solidarische Städte widmen sich diesem Thema mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Idee einer autofreien Stadt setzt einen Fokus auf die Klimaproblematik. Weitere Schwerpunkte sind Gesundheit, Sicherheit und damit Lebensqualität. Platz ist in Städten zumeist Mangelware und öffentlicher Raum ist mehr als Fläche für Autos, es ist ein Ort der Begegnung. Wenn diese Begegnungen wieder mehr ermöglicht werden, dann könnte das auch sozial-kulturelle Freiräume fördern und Vernetzung schaffen zwischen den Menschen die in der Stadt leben.

Haben Sie noch das Bild einer leisen, sauberen und sicheren Stadt vor Ihrem inneren Auge? Wenn Sie es sich vorstellen können, dann ist es auch umsetzbar.

„PUR+“ sucht „KliB“ Familie!

KliB Familie für Fernsehdreh gesucht!

Wie sparen Sie CO2 im Alltag ein? Was klappt gut? Was ist schwierig?

Das Wissensmagazin für Kinder und Jugendliche in ZDF und KiKA möchte darüber gerne einen Beitrag machen. In dem Haushalt sollte mindestens ein Kind im Alter zwischen 10 und 15 Jahren leben, das Lust auf den Dreh hat. Wenn es mehr Kinder sind – umso besser. Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen sollen in dem Bericht vorkommen. Wir möchten darstellen, welche Erfahrungen Sie als Familie gemacht haben.

Gedreht werden soll an ein bis zwei Tagen Anfang Dezember. Wir brauchen also möglichst schnelle Rückmeldung, damit wir den Dreh planen können.

Der Film ist Teil einer “PUR+” Sendung zum Thema Klimawandel, die im Februar 2019 in ZDF und KiKA ausgestrahlt wird.

Über schnelles Feedback würden wir uns sehr freuen!

Herzliche Grüße Carina Schulz und Eric Mayer

 

August = Erntezeit! Obstbäume im Berliner Stadtgebiet warten darauf, geplündert zu werden!

Zu viel Freizeit in den Sommerferien? Lust auf frisches Obst? Dann nichts wie raus in die Natur und selber ernten! KLIB empfiehlt die Initiative „mundraub.org“, die frei zugängliche Standorte von Obstbäumen, Kräutern, Mostereien etc. auf einer interaktiven Karte (Foto) sammelt und für alle Interessierten zugänglich macht. Allein auf dem Berliner Stadtgebiet gibt es über 7.000 Obstbäume, die darauf warten, geplündert zu werden.

 

Auf diesem kartensuasschnitt der Initiative mundraub sind die Standorte von frei zugänglichen Obstbaumen, Krätern etc. auf dem berliner Stadtgebiet und darüberhinaus zu sehen.

Fundstellen frei zugänglicher Obstbäume (grün) und anderer Früchte etc. im Berliner Stadtgebiet. Kartenausschnitt. Quelle: https://mundraub.org/map

 

Du würdest gerne sammeln gehen, weißt aber nicht, welches Obst oder Gemüse momentan Saison hat? Dann schaue doch einfach auf den mundraub-Saisonkalender (https://mundraub.org/sites/default/files/inline-files/Mundraub_Erntekalender.pdf )! Eines ist sicher: Das Angebot ist momentan rein von der Saison her riesig! Nur die Trockenheit setzt der Natur momentan etwas zu. Aber trotzdem: Der Monat August gehört zu den Hochzeiten für alle Mundräuber!

 

 

 

 

 

(Kein) Geld (mehr) für Lastenräder vom Berliner Senat

Die Idee ist gut: Lastenräder brauchen weniger Platz, sie sind klimafreundlicher, sauberer und leiser als Autos oder Lieferwagen, brauchen keinen großen Parkplatz und schaffen doch eine Menge weg. Ihr Erwerb sollte daher vom Berliner Senat finanziell gefördert werden. Für Gewerbetreibende, aber auch für Privatpersonen, die ein Lastenrad für den täglichen Einkauf oder Kindertransport nutzen wollen, legte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz daher ein Förderprogramm auf: 200.000 € in diesem und 500.000 € im nächsten Jahr. Gefördert werden maximal ein Drittel der Kaufsumme –  angesichts von Anschaffungspreisen von 1.200 – 2.500 € für gute Lastenräder schon ein Anreiz. Nach einer Woche sieht es so aus, als sei der 2018er Topf bereits leer, jedenfalls schreibt SenUVK: „Wir bitten von weiteren Anträgen abzusehen, da aller Voraussicht nach die Fördersumme ausgeschöpft werden wird.“ (https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/rad/lastenraeder/index.shtml#aktualisiert).

Allerdings können auch Fahrgemeinschaften sowie gewerbliche/freiberufliche Nutzer_innen einen Antrag stellen – und ob die Mittel für diese Zielgruppe schon aufgebraucht sind, wird derzeit noch geprüft. Die Förderrichtlinie jedenfalls kann man hier einsehen: https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/rad/lastenraeder/download/forderrichtlinie_lastenraeder.pdf

Vielleicht finden sich ja noch Nutzungsgemeinschaften oder gewerbliche Nutzer_innen, die auch 2018 noch Chancen auf Förderung haben. Und wie gesagt: für 2019 sollen noch einmal 500.000 € zur Verfügung stehen! Gewerbliche Interessent_innen, die ein Lastenrad 1-3 Monate einmal kostenfrei ausprobieren möchten, können sich übrigens auch an velogut (www.velogut.de) wenden – dieses BMUB-geförderte Projekt wurde 2018 mit dem Klimaschutzpartner Berlin-Preis ausgezeichnet.

KliB findet: Die Lastenrad-#Initiative des Senats ist eine sehr gute Idee! Der umwerfende Erfolg – die Privaträderfördersumme war innerhalb einer Woche aufgebraucht – zeigt aber auch, dass hier noch mehr Potenzial steckt. Viele Menschen würden vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, auch im Lastenbereich, und mit vergleichsweise geringen Mitteln können größere private Investitionen ausgelöst werden.

Junge WG für Video-Clip gesucht!

Junge WG für Video-Clip gesucht!

Die Kunde von den 100 wackeren Haushalten, die im KLIB-Reallabor ein klimafreundliches Leben versuchen, ist bis in den tiefen Süden der Republik gedrungen. Aktuell möchte PULS, der Jugendkanal des Bayerischen Rundfunks, einen Film drehen, der zeigen soll, wie man im Alltag umweltbewusster leben kann. Welche WG hätte Lust, den netten, jungen Menschen aus dem Süden die Tür zu öffnen und Einblick in die Höhen (und Tiefen) eines klimafreundlichen WG-Alltags zu geben?

Keine Angst – nix muss perfekt sein! Gesucht sind wirklich authentische und realistische Eindrücke. Denn nur damit – nicht mit geschönten Hochglanzbildern – kann man andere junge Menschen erreichen und eventuell anstubsen, selbst etwas zu versuchen.

Bitte meldet Euch mit dem Betreff “PULS-Reportage” unter klib@pik-potsdam.de. Dann werden sich die PULS-ReporterInnen mit Euch in verbindung setzen und man kann über alles weitere (Zeit etc.) sprechen.

Die Macht der Gewohnheit

Schon über 190 Tage haben Sie Ihr Leben klimafreundlicher gestaltet – herzlichen Glückwunsch!

Im Rahmen des KliB-Projekts tracken sie ja nicht nur Ihre CO2-Emissionen, viele von Ihnen versuchen auch Ihr Verhalten zu verändern, um einen niedrigeren Verbrauch zu erreichen. Am leichtesten wäre es natürlich, wenn wir die klimafreundlicheren Entscheidungen einfach so, ohne groß nachzudenken, treffen würden. Mit anderen Worten: Alles wäre leichter wenn sie bereits zur Gewohnheit geworden wären.

Natürlich kommt es auch darauf an, was genau Sie sich vornehmen und wie groß Ihre persönlichen Hürden dafür sind, ob Sie z.B. statt Kuhmilch Hafermilch für Ihren morgendlichen Kaffee verwenden oder das Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit nehmen.

Gewohnheiten erleichtern (oder erschweren) uns den Alltag, denn unser Gehirn kann quasi auf Sparflamme schalten, wenn eine Handlung routiniert durchgeführt werden kann, ohne, dass der Prozess aufwändig durchdacht werden muss – Gewohnheiten sind sozusagen Formen des „Energiesparens“ für unser Gehirn. Bei einer Studie des University College London zur Aneignung von Gewohnheiten brauchten die TeilnehmerInnen zwischen 18 und 254 Tagen, um sich neue Gewohnheiten in Bereichen wie Ernährung oder Sport anzueignen. Die ForscherInnen versuchten herauszufinden, wie lange es dauert, bis aus einer geplanten Handlung ein Automatismus wird und wieviel Bedeutung Versäumnisse im Prozess der Gewohnheitsbildung haben. Die 96 TeilnehmerInnen durften sich selbst aussuchen, was genau die Handlung sein sollte, mit der Voraussetzung, dass diese täglich einmal durchgeführt werden kann. 84 Tage lang sollten sie jeden Tag am Computer auf einer Website angeben, ob Sie Ihre Handlung umgesetzt hatten oder nicht. Im Durchschnitt dauerte es 66 Tage, bis die Gewöhnung eingetreten war.

Vielleicht können Sie ja ein paar Parallelen zwischen der Studie und Ihrer persönlichen Erfahrung in unserem Projekt ziehen oder etwas Inspiration und Motivation daraus schöpfen. Wie lange haben Sie etwa gebraucht, um eine Verhaltensroutine zu ändern?

Natürlich wissen wir alle: Wenn es um den Klimawandel insgesamt geht, dann reichen individuelle Verhaltensänderungen nicht aus. Martina Schäfer, Professorin an der TU Berlin, meinte dazu passend in einem lesenswerten Beitrag für die Zeit: „Wenn wir in unserer Gesellschaft etwas ändern wollen, dann reicht es nicht, die Verantwortung Einzelnen zuzuweisen. Erst wenn die Politik den Rahmen setzt, Arbeitgeber Anreize für ihre Mitarbeiter bieten und sich gesellschaftliche Leitbilder wandeln, können gesellschaftliche Veränderungen funktionieren.“[1]

Da hat unser KliB-Beiratsmitglied Recht! Klimaschutz mit dem Langfrist-Ziel der Klimaneutralität geht nur, wenn individuelle Verhaltensänderungen durch die Änderung der politischen Rahmenbedingungen auch belohnt statt bestraft werden. Fragt sich also: Welche Gewohnheiten muss eigentlich die Politik ändern?

 

[1] Zeug, Katrin (2013): Mach es anders! In: Zeit Online, Online: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten/seite-5 [Letzter Zugriff: 07.07.2018]

Neues von den Stakeholdern

Das Netzwerk an KLIB-Stakeholdern, das die Haushalte mit interessanten Angeboten (Produkten und Dienstleistungen) unterstützt, hat Zuwachs bekommen. Zwei der Neuzugänge wollen wir in diesem Newsletter vorstellen. Auch laden wieder einige Termine zum Mitmachen ein – Hinweise und Termine finden sich am Ende des Beitrags.

 

ClimateFair ist wie unser Projektpartner The Compensators oder die bekannte atmosfair eine nicht-kommerzielle Organisation, die jedem die Möglichkeit bietet, Verantwortung für die Umweltfolgen der eigenen Reisen mit Flugzeug, Bahn oder Auto zu übernehmen. Unter www.climatefair.de können die reisebedingten sozialen und ökologischen Folgekosten zuerst berechnet und dann „übernommen“ werden. Das Besondere bei dem neuen KLIB-Stakeholder ClimateFair ist die Form der Kostenübernahme: Mit der Kompensation wird man gleichzeitig Teilhaber*in eines lokalen Bürgerfonds. In Berlin wurde zu diesem Zweck extra ein Bürgerfonds für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung eingerichtet. Die Gelder des Fonds werden lokal und regional in Anlagen zur nachhaltigen Stromerzeugung und Energieeinsparprojekte investiert und tragen so direkt zu einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der Hauptstadt bei. Die Erträge der Fonds werden jährlich zur Förderung lokaler Initiativen ausgeschüttet. Teilhaber*innen eines Fonds können per Onlineabstimmung mitbestimmen, welche Projekte gefördert werden. Mittlerweile gibt es deutschlandweit 10 lokale Bürgerfonds, an deren Aufbau bereits 3.075 Bürger*innen mit zusammen rund 150 Tsd. Euro beteiligt sind.

 

Ebenfalls ein neuer Stakeholder im KLIB-Netzwerk ist meetgreen. Meetgreen hat das Ziel,  Reisen immer, wenn möglich, überflüssig zu machen. Meetgreen ist eine unter 030 – 868 757 757 erreichbare kostenlose Telefonkonferenz. Die Berliner Vorwahl ermöglicht geringe Verbindungskosten. Dadurch sollen private oder berufliche Reise überflüssig werden. Wer möchte, kann auch bei meetgreen unter 01805 – 53 53 53 kostenpflichtig telefonieren und dabei zusätzlich 1 ct/min für die Neuanpflanzung von Bäumen (2115 gepflanzte Bäume in 2017) spenden. Der meetgreen-Wald wächst in Sachsen in der Gemeinde Wechselburg mit Baumarten wie Stieleiche, Bergulme, Winterlinde, Vogelkirsche, Hainbuche, Bergahorn und Roterle.

 

Termine – Termine – Termine

Tour: klimafreundliche Mobilität auf dem EUREF-Campus am 07.06.18

Wer mehr über klimafreundliche Mobilität erfahren möchte, sollte sich für den  KLiB Event am 7. Juni 2018 anmelden. Bei einer Führung über das EUREF Gelände in Schöneberg mit einer kurzen Fahrt im autonomen Kleinbus-Shuttle steht ganz im Zeichen der Elektromobilität. Veranstalter ist das auf dem EUREF ansässige Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ). Es sollten min. 7 und max. 14 Teilnehmer*innen zusammenkommen, der Eintritt ist frei, Anmeldung bitte über aobst@web.de.

 

Folgende weitere KLiB Events werden Anmeldungen in den nächsten Monaten stattfinden:

  • 27.03.2018 14:00 Uhr Ladenführung im Unverpackt Laden in Kreuzberg (min. 3/max. 8 Teilnehmer*innen, freier Eintritt, Anmeldung über kontakt@original-unverpackt.de)
  • 15.04.2018 15:00 – 17:30 Uhr Do-It-Yourself Workshop Kosmetik im Unverpackt Laden in Kreuzberg (min. 5/max. 8 Teilnehmer*innen, Teilnahmegebühr 44 EUR, Anmeldung über kontakt@original-unverpackt.de)
  • 26.05.2018 14:00 – 18:00 Uhr Berliner “Kohlegipfel” der BürgerEnergie Berlin eG im CRCLR Berlin-Neukölln in Schöneberg (freier Eintritt)
  • 29.06.2018 15:30 – 17:30 Uhr Führung CO2 neutrale Eisproduktion bei Florida Eis in Spandau (min. 10/max. 20 Teilnehmer*innen, freier Eintritt, Anmeldung über aobst@web.de)

 

 

 

Grußwort von Staatssekretär Stefan Tidow

Copyright: Die Hoffotografen GmbH

 

Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Grußwort

Wir müssen heute handeln, damit die Folgen des Klimawandels, der unsere natürlichen Lebensgrundlagen bedroht, beherrschbar bleiben. Die zentralen Impulse im Klimaschutz müssen weltweit auch von den Städten ausgehen. Denn die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in den Städten, die für 70 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Berlin ist sich seiner Verantwortung bewusst und übernimmt hier eine Vorbildfunktion. Der Weg zu einem klimaneutralen Berlin führ über eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz und den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien.

Beide Ziele verfolgt das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030), das eine Strategie zur Umsetzung der Energiewende und zur Erreichung der Klimaschutzziele festlegt. Mit dem Beschluss des Abgeordnetenhauses vom 25. Januar 2018 ist das BEK 2030 langfristig und weitreichend, transparent und demokratisch legitimiert sowie finanziell ausgestattet. Die Planung zur Umsetzung des BEK 2030 hat begonnen.

Für den Bereich des Klimaschutzes wurden fünf Handlungsfelder identifiziert, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der klimaschutzziele leisten können. Ob in Energie-, Wirtschafts-, oder Verkehrsbereich, ob bei Gebäuden und bei der Stadtentwicklung oder im Bereich Haushalt und Konsum: Klimaschutz geht uns alle an und braucht die aktive Unterstützung der Stadtgesellschaft.

Im Handlungsfeld Haushalt und Konsum sprechen wir bewusst die privaten Haushalte an, denn dort lassen sich die CO2-Einsparungen auch weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus erzielen.

Die 100 Haushalte des KLiB-Projektes gehen hier mit gutem Beispiel voran: Sie erfassen regelmäßig ihren CO2-Abdruck, sie erproben Minderungsmöglichkeiten in ihren Lebensbereichen, und sie engagieren sich auch in der Diskussion um mehr Klimaschutz in unserer Stadt.

Darüber freuen wir uns sehr, denn wenn es den KLiB-Haushalten gelingt, nach einem Jahr ihre selbstgesetzten Ziele zu erreichen, dann haben sie schon deutlich den bundesdurchschnittlichen CO2-Abdruck unterboten! KLIB ist eine Ermutigung und ein Ansporn zugleich. Und es zeigt uns auch, dass die Berliner Klimaschutzpolitik von den Menschen gewollt und unterstützt wird.

Wir werden weiterhin tatkräftig das Engagement der Stadtgesellschaft für einen klimafreundlichen Lebensstil unterstützen. Denn das sehe ich als unser gemeinsames Ziel: ein klimafreundliches und klimaresilientes Berlin.

In diesem Sinne Danke ich den KLIB-Haushalten, dass sie Initiative ergreifen und wünsche weiterhin ein gutes Gelingen!

Ihr

Stefan Tidow

Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz
Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz