“Eine Welt, die anders ist, als alles, was wir kennen”

Ähnlich den Dominosteinen könnten sich verschiedene “Kippelemente des Klimasystems” gegenseitig beeinflussen und das Gesicht unserer Welt signifikant verändern. Deshalb ist es wichtig, den Anstieg der Erderwärmung mindestens durch Einhaltung der Paris-Ziele zu stoppen.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel fällt in letzter Zeit immer öfter das Wort „Heißzeit“. Droht der Menschheit eine neue Epoche, die als „Heißzeit“ zu bezeichnen ist? Forschungsergebnisse des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weisen in einer neuen Publikation, die auf mehreren Studien basiert, auf eine solche Gefahr hin: In dieser Welt könnte sich z.B. die globale Mitteltemperatur (GMT) langfristig um etwa vier bis fünf Grad Celsius erwärmen mit allen daraus resultierenden Konsequenzen und der Meeresspiegel könnte um zehn bis 60 Meter ansteigen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten „Kippelemente“ (oder auch: „Kipppunkte“) im Klimasystem wie z.B. die auftauenden Permafrostböden in Russland, der Golfstrom oder der Regenwald des Amazonas. Sie werden auch als „Achillesfersen des Erdsystems“ bezeichnet, denn kleinste Einflüsse können dazu führen, dass bestimmte Zusammenhänge plötzlich anders funktionieren mit großen Folgen für das Klimasystem und oft ist diese Entwicklung dann nicht umkehrbar.

Abbildung: Geografische Einordnung der wichtigsten Kippelemente im Erdsystem mit Angabe der Klimazonen nach Köppen. Quelle: PIK, 2017.

Ein Beispiel für eine solche Gefahr ist die Umkehr des Golfstroms, dessen Fließgeschwindigkeit sich seit der Mitte des 20 Jhts. bereits um 15% verringert hat. Ein anderes Beispiel sind die russischen Permafrostböden: Mit dem Auftauen des dauerhaft gefrorenen Bodens werden sehr große Mengen von Treibhausgasen wie etwa Methan freigesetzt. Dies führt dazu, dass sich die Erderwärmung noch weiter beschleunigt, was wiederum auch zu einem noch schnelleren Auftauen der Böden führt etc.

Auch besteht beispielsweise die Gefahr, dass die Wellenbewegungen des Jetstreams in der Atmosphäre sich zunehmend langsamer voran bewegen bzw. quasi stationär werden. Dies könnte dazu führen, dass Wettersysteme länger anhalten – aus ein paar sonnigen Tagen kann eine Hitzewelle werden, anhaltender Regen kann zu Überschwemmungen führen. Insgesamt können Wetterextreme durch einen verlangsamten Jetstream häufiger werden.

In einer aktuellen Studie weisen WissenschaftlerInnen zudem auf die Möglichkeit eines gefährlichen Zusammenspiels mehrerer dieser Kippelemente hin. Nach Johan Rockström, dem neuen Co-Direktor des PIK und Mitautor der Studie, könnten sich die Kippelemente „wie eine Reihe von Dominosteinen verhalten… Wird einer von ihnen gekippt, schiebt dieses Element die Erde auf einen weiteren Kipppunkt zu.” Nach Hans Joachim Schellnhuber (dem ehemaligen PIK-Direktor) wären weitere Folgen möglich: “Werden dadurch empfindliche Elemente des Erdsystems gekippt, könnte sich die Erwärmung durch Rückkopplungseffekte selbst weiter verstärken. Das Ergebnis wäre eine Welt, die anders ist, als alles, was wir kennen”, so der Klimaforscher, der gleichzeitig fordert: “Die Forschung muss sich daran machen, dieses Risiko schnellstmöglich besser abzuschätzen.”

In der Tat: Die Wissenschaft kann heute noch nicht genau sagen, ab wann eine solche „Kaskade von Kipp-Elementen“ die Erde womöglich in eine Heißzeit bringt. Seit der Industrialisierung ist die GMT um etwa ein Grad angestiegen. Mit dem Pariser Abkommen soll sie auf maximal 1,5 – 2 Grad stabilisiert werden. Nach Auffassung der AutorInnen kann nun aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass die Erreichung des 2-Grad-Ziels die oben angerissenen Gefahren unmöglich macht. Wo genau dieser Schwellwert liege, ob es möglich ist, ihn exakt zu bestimmen, alles dies bleibt weiteren Forschungen überlassen.

Angesichts solcher Gefahren muss die gesellschaftliche Transformation eher noch engagierter vorangetrieben werden – Projekte wie KLIB leisten hierzu in jedem Fall einen Beitrag.

 

Weitere Informationen

PIK-Pressemitteilung vom 6.8.2018 unter: https://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/auf-dem-weg-in-die-heisszeit-planet-koennte-kritische-schwelle-ueberschreiten

Artikel: Will Steffen, Johan Rockström, Katherine Richardson, Timothy M. Lenton, Carl Folke, Diana Liverman, Colin P.Summerhayes, Anthony D. Barnosky, Sarah E. Cornell, Michel Crucifix, Jonathan F. Donges, Ingo Fetzer, Steven J. Lade, Marten Scheffer, Ricarda Winkelmann, Hans Joachim Schellnhuber (2018). Trajectories of the Earth System on the Anthropocene. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). [DOI: 10.1073/pnas.1810141115]
Weblink: http://www.pnas.org/content/early/2018/07/31/1810141115

Ergebnisse aus dem Reallabor – Die fünf Haushalte mit den bisher höchsten Einsparungen

Noch bis Ende Dezember geht unser Reallabor – es bleiben also noch acht Wochen zum Tracken. Viele von Ihnen stellen sich nun sicher die Frage, wo stehe ich und was haben die anderen Haushalte erreicht.

Die Ballongrafik gibt Ihnen Orientierung – auch wenn sie einige Haushalte darstellt, die im Tracking zurückgefallen sind und somit das Bild etwas verzerren. So sind zum Beispiel einige Ballons zu sehen, die mit sehr geringen Emissionen – etwa zwischen 3 und 4 Tonnen – aufwarten. Diese geringen Zahlen sind allerdings meistens einem sehr frühen Ausstieg aus dem Tracking geschuldet.

Für die Auswertung des Reallabors haben wir nun begonnen, die Zahlen aufzubereiten und zu analysieren. Dafür haben wir nur jene Fälle berücksichtigt, die bis zu den Herbstferien durchgehend getrackt haben. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass Sie auch jetzt noch zurückliegende Wochen nachholen können, falls Sie sich noch an die Einzelheiten der versäumten Trackingwochen erinnern können!

Viele von Ihnen haben es geschafft am Ball zu bleiben und Ihr Konsumverhalten kontinuierlich zu dokumentieren. Das allein ist schon eine tolle Leistung – Glückwunsch! Noch dazu gibt es einige Haushalte, die ganz erstaunliche Ergebnisse bei der Reduktion ihrer Treibhausgasbilanz erzielen konnten. In diesem Beitrag möchten wir uns diese Haushalte und ihre Reduktionsleistungen einmal genauer anschauen und zwar jene, die insgesamt gesehen die höchsten Reduktionen erzielt haben. Wie sich diese Einsparungen auf die einzelnen Handlungsfelder verteilen, zeigen die folgenden Grafiken. Diese enthalten zudem Informationen über die jeweilige Ausgangsbilanz (Baseline 2017), den projizierten Wert für 2018, die Gesamteinsparung und weitere Informationen zu Haushaltsgröße, Flugreisen, Bildungsabschluss der KliB-Repräsentant*in und zum Einkommen.

Abb. 1:

Die höchsten Einsparungen insgesamt wurden in einem 1-Personenhaushalt erzielt, der mit einer relativ hohen Ausgangsbilanz gestartet ist (Abb. 1). Über 8,2 Tonnen CO2 hat diese Person einsparen können. Interessanterweise wurden die größten Einsparungen im Handlungsfeld Sonstiger Konsum erreicht, gefolgt von Reduktionen in der Mobilität. Diese wurden vor allem durch weniger Autofahrten im Vergleich zum Vorjahr erlangt. Recht klein, aber immerhin relevant waren auch Ersparnisse im Handlungsfeld Heizung und im Bereich Ernährung. Damit hat es diese Person mit knapp 11 Tonnen etwas unter den deutschen Durchschnitt geschafft. Ein recht hoher Anteil dieser ansonsten recht klimafreundlichen Bilanz wurde dabei durch einen Langstreckenflug verursacht, der sowohl im Basisjahr 2017 als auch in diesem Jahr getätigt wurde.

Abb. 2:

Ebenfalls beachtlich sind die Reduktionen des zweitbesten Haushaltes (Abb. 2). Dieser 3-Personenhaushalt konnte im Schnitt 5.300 kg CO2 einsparen, von ca. 14 Tonnen im Vorjahr auf knapp 9 Tonnen in diesem Jahr. Hier wurde die Zahl der Flüge innerhalb Deutschlands und Europas gesenkt von fünf auf zwei. Auch bei der Nutzung des eigenen PKWs konnten Einsparungen erzielt werden. Bei diesem Haushalt stehen die Reduktionen im Sonstigen Konsum an zweiter Stelle mit knapp 2,2 Tonnen.

Abb. 3:

Der drittbeste Haushalt mit einer Haushaltsgröße von zwei Personen konnte vor allem durch eine deutlich geringere Zahl an Flugreisen punkten (Abb. 3). Mit 4,6 Tonnen Einsparungen konnte der Ausgangswert von weit über 13 Tonnen pro Kopf auf deutlich unter 9 Tonnen gesenkt werden. Ein wesentlich kleinerer Teil wurde durch Einsparungen im Sonstigen Konsum erzielt.

Abb. 4:

Auf den vierten Platz hat es ein weiterer 2-Personenhaushalt geschafft (Abb. 4), der ebenfalls mit einer recht hohen Ausgangsbilanz gestartet ist (Abb. 4). Mit Einsparungen von fast 5 Tonnen, die vor allem im Handlungsfeld Mobilität erreicht werden konnten, hat es dieser Haushalt deutlich unter den bundesdeutschen Durchschnitt geschafft. Ein Langstreckenflug im Vorjahr hatte die Bilanz kräftig nach oben gedrückt. Immerhin drei Kurzstreckenflüge haben auch hier noch einen gewissen Einfluss auf die ansonsten klimafreundliche Bilanz dieses Haushaltes.

Abb. 5:

Der fünfte Platz ist sehr interessant, weil dieser 1-Personenhaushalt mit einem relativ geringen Ausgangswert ins Rennen gegangen ist (Abb. 5). Mit einem Wert unter dem deutschen Durchschnitt konnten durch KliB über 4 Tonnen eingespart werden. Insbesondere der Sonstige Konsum fällt hier mit gut 2 Tonnen ins Gewicht. Zudem wurden Einsparungen in der Mobilität erzielt, gefolgt von der Ernährung und dem Heizen. Keine Reduktionen gab es beim Stromverbrauch.

Insgesamt lässt sich sagen, dass bei den Haushalten mit den höchsten Reduktionswerten Einsparungen vor allem in der Mobilität erreicht wurden, dicht gefolgt vom Sonstigen Konsum. Alle Haushalte in dieser Rangliste sind mit einem relativ hohen Ausgangswert ins Rennen gegangen, konnten aber alle – wenn auch meist knapp – den bundesdeutschen Durchschnitt unterbieten. Alle fünf hier dargestellten Haushalte haben zudem Reduktionen erzielt, die nahezu über 35 Prozent liegen. Ob sie die 40 Prozentmarke bis zum Ende des Jahres schaffen, bleibt noch zu hoffen.

Diese Auswertung deutet darauf hin, dass es noch andere ‚Gewinner‘ im Reallabor geben wird. Vor allem jene Haushalte, die bereits mit einer sehr geringen Bilanz gestartet sind und die es daher teilweise deutlich schwerer hatten, erkennbare Einsparungen zu machen, das aber teilweise dennoch geschafft haben. In den nächsten Wochen möchten wir weitere Perspektiven auf die Zahlen im Labor werfen, um damit zu einem besseren Verständnis zu den Erfolgen individuellen Handelns mit Blick auf den Klimaschutz beizutragen.

„PUR+“ sucht „KliB“ Familie!

KliB Familie für Fernsehdreh gesucht!

Wie sparen Sie CO2 im Alltag ein? Was klappt gut? Was ist schwierig?

Das Wissensmagazin für Kinder und Jugendliche in ZDF und KiKA möchte darüber gerne einen Beitrag machen. In dem Haushalt sollte mindestens ein Kind im Alter zwischen 10 und 15 Jahren leben, das Lust auf den Dreh hat. Wenn es mehr Kinder sind – umso besser. Sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen sollen in dem Bericht vorkommen. Wir möchten darstellen, welche Erfahrungen Sie als Familie gemacht haben.

Gedreht werden soll an ein bis zwei Tagen Anfang Dezember. Wir brauchen also möglichst schnelle Rückmeldung, damit wir den Dreh planen können.

Der Film ist Teil einer “PUR+” Sendung zum Thema Klimawandel, die im Februar 2019 in ZDF und KiKA ausgestrahlt wird.

Über schnelles Feedback würden wir uns sehr freuen!

Herzliche Grüße Carina Schulz und Eric Mayer

 

KliB-Workshop 2: Individuelle CO₂-Emissionen nachverfolgen – Perspektiven des CO₂-Trackings. Erfahrungen aus dem laufenden Reallabor „Klimaneutral Leben“ (KLIB) mit 100 Berliner Haushalten

Zeit: Dienstag, 13.11.18 von 19.00 bis 20.30 Uhr

Ort: Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität, Fasanenstraße 87 a, 10623 Berlin

Anmeldung: Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich. Dazu bitte Email mit Betreff „Workshop 2: Tracking“ an kkaiser@pik-potsdam.de. Die Bestätigung erfolgt Anfang November. Teilnahmezahl ist begrenzt. Getränke werden gereicht.

Inhalt: In dem vom Bundesumweltministerium geförderten und vom PIK wissenschaftlich begleiteten Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB) haben es 100 Berliner Haushalte bislang sehr erfolgreich geschafft, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck um über 20% zu reduzieren (sogar um mehr als 30% im Vergleich zum deutschen Durchschnitt).

Aber was bringt das eigene Engagement wirklich für den Klimaschutz?

Um das zu kontrollieren, nutzen die KLIB-Haushalte dazu wöchentlich einen eigens entwickelten CO2-Tracker, der Verbräuche von Produkten und Verhaltensweisen in CO2eq umrechnet.

In der Veranstaltung wollen wir mit den Haushalten und der interessierten Öffentlichkeit genau darüber diskutieren, wie man sein eigenes Engagement messen kann. Welche Erfahrungen haben die Menschen im Reallabor mit dem KliB-Tracker gemacht? Wo kann ein solches System helfen, das eigene Leben klimafreundlicher zu machen, wo braucht es Alternativen? Wie müsste der Tracker weiterentwickelt werden, wenn KliB von 100 Haushalten in Berlin auf 40 Millionen Haushalte in ganz Deutschland ausgeweitet würde?

Mehr Informationen: Der Workshop findet statt im Rahmen der Aktionswoche „Berlin spart Energie“ 2018 der Berliner Senatsverwaltung. Mehr Infos zum KLIB-Workshop und den weiteren Veranstaltungen unter: https://www.berlin-spart-energie.de/detail/veranstaltung/individuelle-co2-emissionen-nachverfolgen-perspektiven-des-co2-trackings-35.html

KliB-Workshop 1: Klimaschutz durch private Haushalte – Was können Einzelne tun? Erfahrungen aus dem laufenden Reallabor „Klimaneutral Leben“ (KLIB) mit 100 Berliner Haushalten

Zeit: Montag, 12.11.18 von 19.00 bis 20.30 Uhr

Ort: Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität, Fasanenstraße 87 a, 10623 Berlin

Anmeldung: Eine Anmeldung ist erforderlich. Dazu bitte Email mit Betreff „Workshop 1: Klimaschutz durch private Haushalte“ an wiebke.lass@pik-potsdam.de . Die Bestätigung erfolgt Anfang November. Teilnahmezahl ist begrenzt.

Sonstiges: Die Veranstaltung ist kostenlos. Getränke werden gereicht.

Inhalt: In dem vom Bundesumweltministerium geförderten und vom PIK wissenschaftlich begleiteten Projekt „Klimaneutral leben in Berlin“ (KliB) haben es 100 Berliner Haushalte bislang sehr erfolgreich geschafft, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck um über 20% zu reduzieren (sogar um mehr als 30% im Vergleich zum deutschen Durchschnitt).

Aber welche Geschichten stehen eigentlich hinter diesen tollen Zahlen? Was motiviert Menschen dazu, hier und heute mit dem Klimaschutz bei sich zu Hause anzufangen — und ein Jahr lang durchzuhalten? Welche positiven oder negativen Erfahrungen haben sie gemacht, was hat sie überrascht? Und last but not least: Welche Wünsche oder Forderungen an die Berliner und deutsche Klimapolitik hat man, wenn man selbst versucht, klimafreundlich zu leben? Die Veranstaltung will Ergebnisse des KliB-Reallabors zeigen und die Menschen zu Wort kommen lassen, die daran beteiligt sind. Und sie will in die Diskussion mit denen einsteigen, die sich in unserer Stadt ebenfalls für Klimaschutz engagieren bzw. engagieren wollen.

Mehr Informationen: Der Workshop findet statt im Rahmen der Aktionswoche „Berlin spart Energie“ 2018 der Berliner Senatsverwaltung. Mehr Infos zum KLIB-Workshop und den weiteren Veranstaltungen unter: https://www.berlin-spart-energie.de/detail/veranstaltung/klimaschutz-durch-private-haushalte-was-koennen-einzelne-tun-36.html

Schlüsselsektor „Verkehr“: Auf dem Weg zur fossilfreien Mobilität

Benzin- und dieselbetriebene Autos fallen fast immer durch, wenn es um eine klimapolitische Bewertung geht! Nur wenige schaffen es – so wie dieses Beispiel – einen positiven Beitrag zur Luftqualität zu leisten.

Das Thema „Auto“ ist in den letzten Tagen wieder in aller Munde. Die EU berät über neue Grenzwerte für den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr und in Berlin wurden erstmals Diesel-Fahrverbote wegen zu hohem Stickstoffdioxid Ausstoß angeordnet. Klar ist: Um die Umwelt zu schützen, müssen in diesem Sektor schnellere und mutigere Schritte erfolgen!

Am 3.10. haben die Umweltminister*innen der EU eine Senkung der Grenzwerte für den CO2 Ausstoß von Automobilen beschlossen. Um 35 % soll der durchschnittliche CO2 Wert je gefahrenem Kilometer gesenkt werden, von 95 g/km auf ca. 62 g/km [1]. Doch kaum beschlossen werden die neuen Grenzwerte schon wieder diskutiert. Das EU-Parlament fordert strengere Vorschriften, während einige Regierungen schon die 35 %-Einsparung zu hoch finden.

So auch Deutschland[2]. Aus Angst der Automobilindustrie zu sehr zu schaden setzten sich die Vertreter in Brüssel für weniger strenge Richtwerte ein. Bis ein Kompromiss gefunden ist, können noch Wochen vergehen. Doch das Problem der klimaschädlichen Autos wird nicht nur auf Europa-Ebene diskutiert.

Auch in Berlin ist die Aufregung um den Straßenverkehr gerade groß. Hier geht es um den überschrittenen Grenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft. Hauptverursacher dieses gesundheitsschädigenden Gases sind Diesel-Fahrzeuge. Das Land Berlin wurde nun durch das Berliner Verwaltungsgericht verpflichtet, lokale Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Euro Abgasnorm 1-5 einzurichten. Insgesamt 11 Straßenabschnitte in der Innenstadt dürfen laut Beschluss vom 9.10.18 ab Juni 2019 durch diese Autos nichtmehr genutzt werden. Für 117 andere Straßenabschnitte in Berlin, die eine Gesamtlänge von 15 km haben, könnte das Verbot auch zutreffen. Laut Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA)[3] waren in Berlin Anfang 2018 über 200.000 Diesel-Pkw zugelassen, die von der neuen Regelung betroffen sein werden, etwa jedes sechste Auto also[4].

Die Bundesregierung versucht das Problem der umweltbelastenden Pkw durch Hardware-Nachrüstungen und Kaufanreize für neuere, etwas sauberere Diesel zu lösen. Doch weder wollen die Automobilhersteller die Kosten übernehmen, noch ist der Ansatz besonders zukunftsweisend, da er allenfalls eine graduelle Verbesserung bringt. Es scheint, als können die Deutschen nicht ertragen, dass sich die Zeit des klimaschädlichen Verbrennungsmotors dem Ende neigt.

Während im deutschen Bundestag noch über lokale Diesel-Fahrverbote und Höchstgrenzen des CO2 Ausstoßes gestritten wird, haben andere Staaten schon eine Strategie zum komplett fossil freien Verkehr entwickelt: Autos mit Verbrennungsmotoren sollen gänzlich durch emissionsfreie Varianten ersetzt werden.

So hat Dänemarks Premierminister Lars Rasmussen erst letzte Woche infolge einer Volksabstimmung angekündigt, dass bis 2030 der Verkauf von reinen Diesel und Benzin Neuwagen gestoppt werden soll. Ab 2035 dürfen dann nur noch Elektro Autos verkauft werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen von den rund 2 Millionen privaten Fahrzeugen in Dänemark bis zum Jahr 2030 die Hälfte aus Hybrid und Elektroautos bestehen[5].

Dieses Vorhaben ist zwar sehr ehrgeizig, doch bei Weitem nicht das Einzige seiner Art. Auch in Belgien und Schottland sollen ab 2030 nur noch Autos mit alternativem Antrieb verkauft werden. Frankreich und Großbritannien stecken sich dieses Ziel für 2040. Das es auch funktionieren kann, zeigt uns Norwegen: Ab 2025 sollen ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden. Lag der Anteil der E-Autos an den Neuzulassungen 2013 noch bei 5,5 %, so ist er bis 2017 auf 20,8 % gestiegen[6]. Heute ist schon jede zweite Neuzulassung ein Hybrid- oder Elektrofahrzeug, sodass die Norweger gegenwärtig vor allem ein Problem bei der Umstellung haben: die Lieferkapazität für elektrische Fahrzeuge.

Klara Kaiser

 

[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-grenzwerte-autos-105.html

[2] https://www.deutschlandfunk.de/co2-senkung-bei-neuwagen-kritik-an-eu-umweltministern-von.1939.de.html?drn:news_id=933816

[3] https://www.kba.de/DE/Home/home_node.html

[4] http://www.spiegel.de/auto/aktuell/diesel-fahrverbote-in-berlin-die-wichtigsten-fragen-und-antworten-a-1232400.html

[5] https://www.euractiv.com/section/electric-cars/news/denmark-to-ban-petrol-and-diesel-car-sales-by-2030/

[6] Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vorreiter-aus-skandinavien-e-auto-boom-oslo-wir-haben-ein-problem/21150364.html

Gerichtsurteile zum Hambacher Forst – KliB spricht mit dem BUND

Auf Klagen des BUND hin sind zwei wichtige Gerichtsurteile ergangen: 1. Der vorläufige sofortige Rodungsstopp durch das Oberverwaltungsgericht Münster am 28.9.18; 2. Dasselbe Gericht hat wenige Tage später (am 9.10.18) verfügt, dass der BUND Berufung einlegen darf gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln aus November 2017; Schon damals hatte der BUND für eine Aufhebung des Tagebau-Rahmenbetriebsplans für die Jahre 2020 bis 2030 geklagt, aber verloren. KLIB sprach mit dem BUND, Berlin:

KLIB: Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch und ein großes Dankeschön im Namen des Klimaschutzes! Wie beurteilt der BUND selbst diese Erfolge?

BUND: Wir sind sehr froh, dass es zu diesen Urteilen gekommen ist. Das belohnt nicht nur unsere Arbeit als Umweltverband, es ist auch ein Erfolg für alle, die sich engagiert haben. Nicht zuletzt für die vielen Aktivist*innen vor Ort, die dort schon lange für den Erhalt gekämpft haben. Politisch ist wichtig, dass RWE nicht einfach Fakten schaffen kann, während wir in Berlin mit der Kohlekommission über den Fahrplan des Kohleausstiegs diskutieren.

KLIB: Trotz dieser juristischen Teilerfolge ging bei den Menschen das Engagement weiter: Statt der erwarteten 20.000 kamen am letzten Samstag sogar rd. 50.000 zur Demonstration in den Hambacher Forst – darunter viele aus Berlin.  War das zu erwarten? Was zeigt das?

BUND: Das war nicht unbedingt zu erwarten, die Leute hätten sich ja auch sagen können: ‘Naja, wenn es jetzt einen Rodungsstopp gibt, müssen wir ja nicht mehr unbedingt hinfahren’. – Genau das ist nicht passiert, weil die Menschen verstanden haben, dass das Urteil a) nur ein Teilerfolg ist und dass b) der gesellschaftliche Druck aufrechterhalten werden muss, um beim Kohleausstieg voranzukommen. Die große Teilnahme gerade auch aus Berlin hat uns sehr gefreut und zeigt, dass die Zivilgesellschaft sich sozusagen nachhaltig für den Kohleausstieg einsetzt. Und genau das braucht es auch bei diesem Thema.

Der Berliner Landesverband des BUND ist ein KLIB-Stakeholder der ersten Stunde. Ansprechpartner für KLIB: Matthias Krümmel, Fachreferent für Klimaschutzpolitik / Berliner Energiecheck. Wer sich engagieren möchte oder immernoch keinen Energiesparchek durchführen lassen hat, kann sich gerne in der Berliner BUND-Geschäftsstelle melden: Telefon: 78 79 00-0 oder per Email: kontakt@BUND-Berlin.de

KLIB: Seit Montag, den 8. Oktober, hat die Polizei das Waldstück komplett verlassen. RWE beabsichtigt nicht, das Gelände einzuzäunen. Es gibt Informationen, dass Aktivisten wieder beginnen, Baumhäuser zu errichten. Ist das ein richtiger Schritt?

BUND: Es ist auf jeden Fall richtig, weiter wachsam und engagiert zu sein. Wie oben schon gesagt: Die Urteile waren ein wichtiger Teilerfolg, aber der Wald ist noch nicht gerettet! Und bis zum endgültigen Kohleausstieg ist es auch noch ein gutes Stück Weg. Wir werden die Situation vor Ort genau beobachten und engagieren uns weiter.

KLIB: Das Gerichtsurteil ist ein Etappensieg, auch der BUND kann noch nicht vollständige Entwarnung geben. Was sind vor diesem Hintergrund wichtige Schritte für die Zukunft zur Rettung des Hambacher Forstes? Wie können Einzelne sich weiterhin für einen endgültigen Rodungsstopp engagieren?

BUND: Da eine Berufung gegen das 2017er Urteil des Verwaltungsgerichts Köln zugelassen wurde, kann und wird es nun einerseits juristisch weitergehen. Die klimapolitische Seite ist aber ebenso wichtig. Es besteht die Gefahr, dass die Kohlekommission aufgrund ihrer Zusammensetzung das Anliegen des Klimaschutzes nicht 100%ig einbringen wird. Das ist genau der Punkt, weshalb es heute mehr denn  je auf jeden Fall eine starke zivilgesellschaftliche Flankierung braucht. Der jüngste Bericht des IPCC zum 1,5-Grad-Ziel zeigt: Wir haben vielleicht noch rund zehn Jahre Zeit, um eine nachhaltige Dekarbonisierung unserer Wirtschaft einzuleiten, von daher werden wir den Druck durch alle möglichen Kanäle aufrechterhalten, vielleicht noch steigern. Und zu dieser Dekarbonisierung können und müssen alle beitragen, sowohl durch ihr Konsum- als auch durch ihr politisches Verhalten. Darum freuen wir uns im Übrigen auch über Projekte wie KliB, die beides zusammenbringen!

Neuer IPCC-Sonderbericht verschärft globale klimapolitische Zielsetzung des Paris Abkommens

Viele gravierende Klimafolgen für Mensch und Natur – wie z.B. die existenzielle Bedrohung von Korallenriffen – ließen sich abmilden, wenn es gelänge, die durchschnittliche Erderwärmung bei 1,5° C zu stabilisieren.

Am 8. Oktober 2018 hat der Weltklimarat IPCC einen Sonderbericht über eine globale Erwärmung von 1,5 Grad Celsius vorgelegt[1]. Die Aufgabe war, auf der Basis der Auswertung des weltweiten Forschungsstands mehr Klarheit und Sicherheit hinsichtlich der im Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 beschlossenen Ziele geschaffen werden: Dort wird ja bekanntlich eine Begrenzung der Erderwärmung auf einen Anstieg von maximal 2, besser 1,5 Grad Celsius.

Der IPCC-Sonderbericht “Global Warming of 1,5°C” ist auch eine große Herausforderung für die deutsche Klimapolitik. Siehe weitere Informationen sowie die englischsprachige Originalfassung unter http://www.ipcc.ch/report/sr15/

Der neue IPCC-Sonderbericht macht deutlich, dass zwischen diesen beiden Zielmarken durchaus bedeutsame Unterschiede bestehen. Die negativen Folgen einer Erderwärmung um 2 Grad (verglichen mit 1,5) sind signifikanter, als bisher gedacht. Das heißt, es käme weltweit noch häufiger zu Hitzewellen, zu Starkregen und zu extremen Dürren. Weltweit relevante Ökosysteme wie die Korallenriffe oder die Polregionen wären existenziell bedroht, der Schwund dieser Gebiete hat bereits begonnen.

Umgekehrt heißt das, dass durch eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 statt auf 2 Grad viele Schäden und auch menschliches Leid vermeiden würde. 50 Prozent weniger Menschen wären in diesem Fall etwa von Wassermangel betroffen, das Armutsrisiko sinkt deutlich, es gäbe weniger Umweltflüchtlinge. Die Kernbotschaft des IPCC-Sonderbericht lautet daher: Klimapolitische Ziele sind nicht aufzuweichen, sondern müssen im Gegenteil enger gefasst werden als noch im Pariser Abkommen gedacht: 1,5° muss die Richtmarke sein.

Was bedeutet das für die deutsche Umwelt- und Klimapolitik? Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat diese Botschaft vor dem Bundestag angenommen und betont, dass sie den Klimaschutz (z.B. im Rahmen eines neu auf den Weg zu bringenden Klimaschutzgesetzes) jetzt umfassender und verbindlicher gestalten möchte[2]  Bislang konnte man von bundespolitischer Seite eher Tendenzen zur Aufweichung von Klimazielen wahrnehmen – wir dürfen also gespannt sein, was aus der Ankündigung der Ministerin jetzt folgt.

Auf alle Fälle gilt: Die Bemühungen der KliB-Haushalte in unserem Realexperiment sind genau das, was es auf Seiten der Bürger*innen braucht, um diese anspruchsvollen Ziele zu erreichen!

Klar ist natürlich: Selbst die besten der KliB-Haushalte liegen mit ihren Emissionen – hochgerechnet auf Deutschland – noch über sowohl dem 2 als auch dem 1,5 Grad-Ziel. Aber die KliB-Haushalte bewegen sich in die richtige Richtung – und nicht in die falsche. Und: die KliB-Haushalte wissen, dass sie die Politik auch in die Pflicht nehmen müssen, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen noch klimafreundlicheren Lebensstil ermöglichen und nicht – wie leider jetzt noch allzu häufig – ihn erschweren!

 

[1] Die deutsche Zusammenfassung des IPCC-Sonderberichts findet sich online unter https://www.bmu.de/pressemitteilung/wissenschaft-sieht-schon-bei-15-grad-erwaermung-weltweite-risiken-fuer-mensch-und-natur/

[2]. Online nachzulesen unter: https://www.bmu.de/rede/rede-von-svenja-schulze-zur-aktuellen-stunde-im-bundestag/

“Superfood” – Exoten mit langer Anreise

Für viele Menschen gehören Mango, Goji-Beeren, Avocado und Chia-Samen gegenwärtig zum Alltag, sie sind fast überall erhältlich und gewinnen an Beliebtheit. Sie werden als Superfoods vermarktet, sollen die Gesundheit fördern und das Wohlbefinden steigern. Doch wie wirkt sich unser Hunger auf exotische Nahrungsmittel auf die CO2-Emissionen aus?

Um dieser Frage nachzugehen, sind Herkunft und Transport der Produkte entscheidend. Die exotischen Früchte und Samen haben eine lange Reise hinter sich, bis sie bei uns in den Regalen landen. Von den Anbaugebieten, die vor allem in China, Indien und Lateinamerika liegen, werden sie per Flugzeug, Schiff und Lkw um die halbe Welt transportiert.

Dabei ist der Luftweg besonders belastend für das Klima. Laut einer Studie der Verbraucherzentralen[1] kommt zwar nur ca. 1 % der importieren Lebensmittel per Flugzeug nach Deutschland, doch machen diese 10 % bis 16 % der Treibhausgasemissionen aus, die durch den Import von Nahrung insgesamt hervorgerufen werden. Beim Lufttransport von einem Kilogramm Lebensmitteln entstehen im Vergleich zum Transport per Schiff bis zu 170 Mal so viele CO2-Äquivalente. Besonders schnell verderbliche Waren, wie Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch werden auf dem Luftweg eingeführt.

Für uns als Verbraucherinnen und Verbraucher ist leider kaum zu erkennen, woher ein Produkt stammt, und wie es transportiert wurde. Die Herkunftskennzeichnung wird durch die EU-Lebensmittel-Informationsverordnung[2] von 2014 geregelt. Bei frischem Fleisch, Eiern, Honig und auch frischem Obst und Gemüse muss demnach die Herkunft angegeben werden. Andere Nahrungsmittel, wie z. B. Superfoods und verarbeitete Produkte können auf freiwilliger Basis gekennzeichnet werden. Über den Transport dieser Lebensmittel werden die KonsumentInnen deshalb fast nie informiert und es gibt keine einheitliche Kennzeichnung.

Wer über das Essen auf dem Teller Bescheid wissen möchte, sollte also lieber auf lokale Produkte zurückgreifen.

Und zwar nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die eigene Gesundheit: Leinsaat und Schwarze Johannisbeere stehen Chia und Goji in keiner Weise nach! Im Gegenteil, sie sind oft sogar gesünder. Wie in einer Studie von „Global 2000“[3] festgestellt wurde, haben die sogenannten Superfoods häufig nicht nur einen großen CO2-Fußabdruck, sondern enthalten auch Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen, die in der EU verboten sind.

Sich klimaschonend und gesund zu ernähren passt also gut zusammen!

 

 

 

[1] Dr. Markus Keller, im Auftrag der Verbraucherzentralen (2010):

https://www.verbraucherzentrale.nrw/sites/default/files/migration_files/media165531A.pdf

[2] Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 der Europäischen Parlaments und des Rates (25.10.2011)

eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:304:0018:0063:de:PDF

[3] Global 2000, Südwind, Niederöstereich (2017):

https://www.global2000.at/sites/global/files/Superfoods_Test.pdf

Klimawandel? Aber sicher doch!

Wer an den Klimawandel denkt, hat vermutlich nicht gleich Versicherungen als Akteure im Kopf. Dabei müssen diese sich auf mehreren Ebenen sehr intensiv mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen.

Schon 2012 stellte der Rückversicherer Munich Re in einer Studie fest, dass allein in Nordamerika im ersten Halbjahr die Schäden durch Extremwetterereignisse bei 8,8 Milliarden Dollar lagen – ein bis dato eindeutiger Anstieg.[1]Dürrebedingte Ernteausfälle z.B. sind auch jetzt, sechs Jahre später, aktueller denn je nach diesem Rekordsommer. Unglücklicher weise treffen die klimatischen Auswirkungen häufig auf Regionen, in denen Kleinbauern keine Möglichkeit haben, sich eine teure Versicherung zu leisten oder gar vom Staat Hilfe einfordern können. Ein Ansatz um die Schäden abzufedern sind Mikroversicherungen die mithilfe intelligenter Technologie oder internationaler Entwicklungshilfe gezielt Kleinbauern unter die Arme greifen. InsuResilience zum Beispiel ermöglicht dies und wird seit 2017 von den vereinten Nationen mit 125 Millionen Dollar gefördert. Durch die erhöhte Sicherheit kommen die Versicherten in Notsituationen nicht in die Rolle der Bittsteller, sondern können sich auf ihre Rechte berufen. Außerdem steigt so auch die Investitionsbereitschaft, was zur Steigerung des Umsatzes auf Seiten der Bauern führt.[2]Mehr Informationen zu einem ähnlichen Projekt finden Sie hier.

Die Auswirkungen von Extremwetterereignissen zu versichern ist allerdings nur eine symptomatische Behandlung, schließlich sind die treibhausgasintensivsten Industriestaaten, und damit die Wurzel des Übels, so fein aus dem Schneider raus. Ganz anders sieht es aus, wenn Versicherer und Rückversicherer ihre finanzstarken Stimmen über ihre Investitionsentscheidungen sprechen lassen. So kündigte Munich Re an, ihre Investitionen in Aktien und Anleihen von Unternehmen, die mehr als 30% ihres Umsatzes aus der Kohlewirtschaft machen, einzustellen. Der damit verbundene Verzicht auf 50 Milliarden Euro ist verkraftbar für den Konzern. Mit dieser Einstellung ist Munich Re nicht allein, auch andere große Versicherer wie die Allianz oder Axa haben ähnliches verlauten lassen. Somit soll der Übergang der Wirtschaft von fossil zu klimaneutral angekurbelt werden.[3]

Entwicklungshilfe auf der einen Seite und ein Machtwort für die Verursacherwirtschaft auf der anderen – was meinen Sie, ist dies ein adäquater Ansatz oder noch längst nicht genug?

 

 

[1]https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/studie-der-munich-re-versicherer-warnen-vor-klimawandel/7043678-2.html?ticket=ST-866253-zwiTtYNY29s1VPv2NaPK-ap4

[2]http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klimawandel-deutschland-stellt-125-millionen-fuer-versicherungen-bereit-15292081.html

[3]http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/klimawandel-sorge-munich-re-steigt-aus-der-kohle-aus-15724159.html?GEPC=s2