Stay grounded: Schwed*innen wollen aufs Fliegen verzichten

Stay grounded: Schwed*innen wollen aufs Fliegen verzichten.

Nicht aus Flugangst sondern aufgrund der Umweltfolgen verzichten immer mehr Schwed*innen aufs Fliegen und haben dafür auch gleich ein neues Wort erfunden: „Flygskam“, zu Deutsch „Flugscham“. Dass dies kein vereinzeltes Phänomen in Schweden ist, zeigt, dass diese neue Wortschöpfung als Wort des Jahres 2018 in Schweden gehandelt wird[1].

Gerade die Mobilität mit dem Flugzeug hat einen enormen Einfluss auf den individuellen CO2-Fußabdruck. Dabei sind diese Emissionen ein spezifisches Problem des globalen Nordens: Nur 3 Prozent der Weltbevölkerung sind im vergangenen Jahr geflogen und gleichzeitig beläuft sich der Anteil des Flugverkehrs an den globalen CO2-Emissionen auf 2 Prozent. Bezieht man Stickoxide und Wasserdampf in den hohen Luftschichten erhöht sich der Einfluss auf den Klimawandel auf 4,9 Prozent.[2] Bedenkt man dabei, dass der Transportsektor weltweit 14% der Emissionen ausmacht[3], dann sind 3 Prozent für 14 % der Emissionen im Sektor Transport verantwortlich. Für diesen überproportionalen Anteil ist ein kleiner Teil der Weltbevölkerung vornehmlich aus dem globalen Norden verantwortlich. Die historischen Emissionen liegen, wie auch in anderen Sektoren, vor allem im Bereich Luftverkehr in den Industriestaaten.

Unsere jüngsten Zwischenergebnisse zeigen, dass die KliB-Haushalte im Sektor Flugverkehr 130 Prozent über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen. Da 37 Prozent der Haushalte bis jetzt ganz auf Flugreisen verzichtet haben, wird dieser hohe Durchschnittswert durch einige Haushalte mit besonders hohen Flugemissionen verursacht. Interessant ist dabei, dass dies der einzige Bereich ist, wo die Haushalte über dem Durschnitt der BRD liegen. Flugemissionen haben einen Anteil von 5 Prozent (580kg CO2) am Fußabdruck vom deutschen Durchschnitt. Aber auch hier gilt, dass nicht alle das Flugzeug als Verkehrsmittel benutzen.

Die Flugemissionen sind gerade die „Big-Points“ des persönlichen Fußabdrucks, da diese Emissionen sehr hoch zu Buche schlagen. Im direkten Vergleich dazu fällt das Einsparpotential im Ernährungsbereich beispielsweise durch das Umstellen auf eine Vegetarische oder Vegane Ernährung sehr viel geringer aus.
Generell ist es beim Thema Fliegen weniger attraktiv sich einzuschränken als in anderen Bereichen eine umweltfreundlichere Option zu wählen. Zu sehr ist die Reise mit dem Flugzeug an Zeitersparnis, Komfort und viele Erfahrungen geknüpft. Doch genau das will einer der prominentesten Vertreter von „Flygskam“ anders machen: Der schwedische Ex-Biathlet Björn Ferry will in der kommenden Wintersaison seine Tätigkeit als Moderator ohne die Nutzung des Flugzeugs schaffen. Dafür wird er mindestens 13.000 Kilometer mit der Bahn reisen statt zu fliegen. Das machte er zur Bedingung für seinen neuen Arbeitsvertrag.[4]

Fliegen ist in vielerlei Hinsicht höchst problematisch. Zum einen werden die Umweltkosten durch die günstigen Ticketpreise nicht abgebildet. Statt den Flugverkehr zu subventionieren könnte eine CO2-Steuer dabei helfen den wahren Preis abzubilden. Denn der Effekt auf den Klimawandel ist enorm. Die Emissionen für eine Reise von Berlin nach Köln und zurück sind beim Fliegen mit 273 kg CO2 zehnmal so hoch als bei einer Reise mit dem ICE[5]. Vor diesem Hintergrund ist der Vorschlag des Berliner Professors Andreas Knie interessant. Er macht den Vorschlag Inlandsflüge zu verbieten und Langstreckenflüge zu limitieren. Investitionen in das Schienennetz würden sich dadurch noch mehr rentieren und das Fliegen würde wieder etwas Besonderes werden[6].
Zum anderen ist vor dem Hintergrund der Frage nach Klimagerechtigkeit das Flugzeug als Verkehrsmittel ein großes Problem. Die Imperiale Lebensweise des globalen Nordens wird durch das Fliegen nur noch mehr zementiert. Zum Erreichen von Klimazielen wird beispielsweise vom IPCC die noch verbleibende Menge an CO2 berechnet, das sogenannte „Carbon Budget“, daher die Menge an Treibhausgasemissionen, die insgesamt noch ausgestoßen werden dürften. Wenn ein kleiner Teil durch seine Lebensweise überproportional viel emittiert, so geht das wenn überhaupt nur deshalb, weil ein Großteil einen sehr geringen Fußabdruck hat. Aufs Fliegen übertragen wird diese Ungleichheit besonders deutlich. Ein solch emissionsintensives Reisen ist nur deshalb möglich, weil 82% der Weltbevölkerung noch nie geflogen sind. Ökologisch gesehen ist es ein Reisen auf Kosten anderer und deshalb symptomatisch für eine Lebensweise, die sich den ökologischen (und sozialen) Ressourcen andernorts bedient, um einen eigene emissionsstarke Lebensweise zu sichern. Ulrich Brand und Markus Wissen beschreiben diesen Habitus der Externalisierung als Imperiale Lebensweise[7].

Die schwedische Bahn Statens Järnvägar (SJ) profitiert übrigens seit 2 Jahren von einer gestiegenen Nachfrage, insbesondere bei ihrem Angebot von Nachtzügen. Aufgrund dessen will sie ihr Angebot im Dezember ausweiten, das dürfte alle Reisenden in Schweden freuen und die Menschen, die sich zum Wort „Flugskam“ bekennen im Besonderen[8].

Seraja Bock (KliB-Team)

 

[1] http://www.taz.de/Schweden-meiden-Fluege/!5549744/

[2] https://www.bund.net/mobilitaet/infrastruktur/luftverkehr/co2-emissionen/

[3] https://de.statista.com/infografik/2140/anteil-der-wirtschaftsbereiche-an-den-menschlich-bedingten-treibhausgas-emissionen/

[4] https://www.svt.se/sport/skidskytte/svt-experten-bjorn-ferry-aker-tag-till-varldscuptavlingarna-i-europa?fbclid=IwAR297q-WCkSeuzRteBQQuuIBA_GdojGDy3AW9ncrhVH_Xgr3eFrMuVs7_dg

[5] https://www.co2online.de/klima-schuetzen/mobilitaet/bahn-oder-flugzeug-der-vergleich/

[6] https://www.klimareporter.de/verkehr/ueber-den-wolken-ist-die-freiheit-wohl-grenzenlos

[7] Brand, U., Wissen, M.(2017): Imperiale Lebensweise. Oekom, München.

[8] https://www.jetzt.de/umwelt/schweden-wollen-der-umwelt-zuliebe-nicht-mehr-fliegen

„Kostenloser Nahverkehr im ganzen Land“ – Lernen von Estland?

Mit einer Bevölkerung von 1,3 Mio. ist Estland relativ klein. Die Schlagzeilen, die Estland immer wieder in den internationalen Medien macht, sind dafür umso größer. Typische Themen sind die hohe Innovationsfreundlichkeit und Digitalisierung des Landes oder die geringe Bürokratie. Gegenwärtig werden 100 Jahre Unabhängigkeit gefeiert und die Medien berichten auch über klimapolitisch Interessantes: „Kostenloser ÖPNV in ganz Estland“ liest man gegenwärtig in den News.

Kostenloser öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist klimapolitisch sicherlich interessant, wenn dadurch mehr Leute ihr Auto stehen lassen oder es ganz abschaffen. In Berlin werden immerhin noch rund 30% der Mobilität mit dem Auto zurückgelegt, rund 70% erfolgen bereits auf klimafreundliche Weise (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr) – Tendenz steigend! Das ist bereits besser als in vielen anderen Großstädten, aber um das Ziel eines klimaneutralen Berlins bis 2050 zu erreichen, muss sich dieses Verhältnis noch deutlich verbessern. Eine ältere Studie des Hamburg-Instituts prognostizierte tatsächlich ein Viertel weniger Autofahrten, wenn es auch in Berlin keine Tickets für den ÖPNV mehr gäbe. Gegenwärtig wird das Thema in ganz Deutschland diskutiert und nach der EU-Kritik zum Thema „Luftreinhaltung in den Städten“ an die deutsche Adresse hat es an Brisanz noch gewonnen.

Aber zurück nach Estland: Tatsächlich ist hauptsächlich in der Hauptstadt Tallin sowie in vielen anderen Gemeinden der öffentliche Nahverkehr kostenlos. Und dies schon seit etwa fünf Jahren. Damals – in Zeiten der Finanzkrise – war der kostenlose ÖPNV nach einer Volksabstimmung insbesondere aus sozialen Gründen eingeführt worden. Neu ist, dass seit Mitte 2018 auch Überlandbusse kostenlos genutzt werden können. Fazit: Aus klimapolitischer Sicht bewegt sich der Modal Split in Estland sicher in die richtige Richtung! Und, wenn auch noch nicht alle Verkehrsmittel (z.B. die Bahn) einbezogen sind und das System auch noch nicht ganz flächendeckend ist, so gilt doch: Estland ist weltweit Vorreiter in Sachen kostenloses öffentliches Verkehrsnetz.

(Kein) Geld (mehr) für Lastenräder vom Berliner Senat

Die Idee ist gut: Lastenräder brauchen weniger Platz, sie sind klimafreundlicher, sauberer und leiser als Autos oder Lieferwagen, brauchen keinen großen Parkplatz und schaffen doch eine Menge weg. Ihr Erwerb sollte daher vom Berliner Senat finanziell gefördert werden. Für Gewerbetreibende, aber auch für Privatpersonen, die ein Lastenrad für den täglichen Einkauf oder Kindertransport nutzen wollen, legte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz daher ein Förderprogramm auf: 200.000 € in diesem und 500.000 € im nächsten Jahr. Gefördert werden maximal ein Drittel der Kaufsumme –  angesichts von Anschaffungspreisen von 1.200 – 2.500 € für gute Lastenräder schon ein Anreiz. Nach einer Woche sieht es so aus, als sei der 2018er Topf bereits leer, jedenfalls schreibt SenUVK: „Wir bitten von weiteren Anträgen abzusehen, da aller Voraussicht nach die Fördersumme ausgeschöpft werden wird.“ (https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/rad/lastenraeder/index.shtml#aktualisiert).

Allerdings können auch Fahrgemeinschaften sowie gewerbliche/freiberufliche Nutzer_innen einen Antrag stellen – und ob die Mittel für diese Zielgruppe schon aufgebraucht sind, wird derzeit noch geprüft. Die Förderrichtlinie jedenfalls kann man hier einsehen: https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/rad/lastenraeder/download/forderrichtlinie_lastenraeder.pdf

Vielleicht finden sich ja noch Nutzungsgemeinschaften oder gewerbliche Nutzer_innen, die auch 2018 noch Chancen auf Förderung haben. Und wie gesagt: für 2019 sollen noch einmal 500.000 € zur Verfügung stehen! Gewerbliche Interessent_innen, die ein Lastenrad 1-3 Monate einmal kostenfrei ausprobieren möchten, können sich übrigens auch an velogut (www.velogut.de) wenden – dieses BMUB-geförderte Projekt wurde 2018 mit dem Klimaschutzpartner Berlin-Preis ausgezeichnet.

KliB findet: Die Lastenrad-#Initiative des Senats ist eine sehr gute Idee! Der umwerfende Erfolg – die Privaträderfördersumme war innerhalb einer Woche aufgebraucht – zeigt aber auch, dass hier noch mehr Potenzial steckt. Viele Menschen würden vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, auch im Lastenbereich, und mit vergleichsweise geringen Mitteln können größere private Investitionen ausgelöst werden.

Die Macht der Gewohnheit

Schon über 190 Tage haben Sie Ihr Leben klimafreundlicher gestaltet – herzlichen Glückwunsch!

Im Rahmen des KliB-Projekts tracken sie ja nicht nur Ihre CO2-Emissionen, viele von Ihnen versuchen auch Ihr Verhalten zu verändern, um einen niedrigeren Verbrauch zu erreichen. Am leichtesten wäre es natürlich, wenn wir die klimafreundlicheren Entscheidungen einfach so, ohne groß nachzudenken, treffen würden. Mit anderen Worten: Alles wäre leichter wenn sie bereits zur Gewohnheit geworden wären.

Natürlich kommt es auch darauf an, was genau Sie sich vornehmen und wie groß Ihre persönlichen Hürden dafür sind, ob Sie z.B. statt Kuhmilch Hafermilch für Ihren morgendlichen Kaffee verwenden oder das Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit nehmen.

Gewohnheiten erleichtern (oder erschweren) uns den Alltag, denn unser Gehirn kann quasi auf Sparflamme schalten, wenn eine Handlung routiniert durchgeführt werden kann, ohne, dass der Prozess aufwändig durchdacht werden muss – Gewohnheiten sind sozusagen Formen des „Energiesparens“ für unser Gehirn. Bei einer Studie des University College London zur Aneignung von Gewohnheiten brauchten die TeilnehmerInnen zwischen 18 und 254 Tagen, um sich neue Gewohnheiten in Bereichen wie Ernährung oder Sport anzueignen. Die ForscherInnen versuchten herauszufinden, wie lange es dauert, bis aus einer geplanten Handlung ein Automatismus wird und wieviel Bedeutung Versäumnisse im Prozess der Gewohnheitsbildung haben. Die 96 TeilnehmerInnen durften sich selbst aussuchen, was genau die Handlung sein sollte, mit der Voraussetzung, dass diese täglich einmal durchgeführt werden kann. 84 Tage lang sollten sie jeden Tag am Computer auf einer Website angeben, ob Sie Ihre Handlung umgesetzt hatten oder nicht. Im Durchschnitt dauerte es 66 Tage, bis die Gewöhnung eingetreten war.

Vielleicht können Sie ja ein paar Parallelen zwischen der Studie und Ihrer persönlichen Erfahrung in unserem Projekt ziehen oder etwas Inspiration und Motivation daraus schöpfen. Wie lange haben Sie etwa gebraucht, um eine Verhaltensroutine zu ändern?

Natürlich wissen wir alle: Wenn es um den Klimawandel insgesamt geht, dann reichen individuelle Verhaltensänderungen nicht aus. Martina Schäfer, Professorin an der TU Berlin, meinte dazu passend in einem lesenswerten Beitrag für die Zeit: „Wenn wir in unserer Gesellschaft etwas ändern wollen, dann reicht es nicht, die Verantwortung Einzelnen zuzuweisen. Erst wenn die Politik den Rahmen setzt, Arbeitgeber Anreize für ihre Mitarbeiter bieten und sich gesellschaftliche Leitbilder wandeln, können gesellschaftliche Veränderungen funktionieren.“[1]

Da hat unser KliB-Beiratsmitglied Recht! Klimaschutz mit dem Langfrist-Ziel der Klimaneutralität geht nur, wenn individuelle Verhaltensänderungen durch die Änderung der politischen Rahmenbedingungen auch belohnt statt bestraft werden. Fragt sich also: Welche Gewohnheiten muss eigentlich die Politik ändern?

 

[1] Zeug, Katrin (2013): Mach es anders! In: Zeit Online, Online: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/02/Psychologie-Gewohnheiten/seite-5 [Letzter Zugriff: 07.07.2018]

Tracking in der Urlaubszeit

Lieber Klib-Haushalt,

endlich “Sonne satt” und für viele geht es jetzt ab in die Sommerferien!

Wichtig: Das KLIB-Reallabor soll kontinuierlich weiterlaufen, denn auch unser Ferienverhalten ist ja ein wichtiger Teil unseres Alltags, den wir CO2-mäßig möglichst genau abbilden wollen.

Wann und wie erfassen wir also diese Ferienzeit im Tracking?

  1. Wann mache ich das Tracking der Ferienwochen?
    Die meisten von Ihnen werden wahrscheinlich keinen Computer in den Ferien nutzen können oder wollen. Für KLIB ist das im Prinzip kein Problem: Denn das Tracking von Ferienwochen kann ja auch rückwirkend erfolgen; am besten gleich dann, wenn Sie wieder zu Hause sind. Einfach den Tracker aufrufen, die richtige Urlaubswoche aufrufen und dann je nach Sektor Verbräuche & Verhalten des Haushalts in der Urlaubszeit eingeben.

Ggf. auch eine zweite und dritte etc. Urlaubswoche jeweils nacheinander aufrufen und jeweils die Verbräuche eingeben.

Eine Bitte: Falls Sie mit Ihrem laufenden Tracking des Berliner Alltags nicht ganz auf Stand sind, könnten Sie versuchen, dies noch rasch vor dem Urlaub zu erledigen! Dann gibt es hinterher kein Durcheinander!

  1. Wie mache ich das Tracking der Ferienwochen?
    Es wird gegenwärtig noch daran gearbeitet, den Tracker systematischer um eine Erfassung von Reisetätigkeiten zu erweitern. Bis diese Erweiterung funktioniert, ist ein weing Kreativität und Eigeninitiative gefragt, damit die Erfassung so genau und detailliert wie möglich von statten geht.

 

Hier eine kleine Stütze für die einzelnen Handlungsfelder:

  • Ernährung

Bei der Ernährung ist es relativ einfach, denn hier können Sie kurz überlegen, ob z.B. das Gemüse und Obst der Hotelküche oder die Produkte auf dem lokalen Markt, wohl bio, saisonal und/ oder regional erzeugt wurden. Zudem können Sie die Einschätzung Ihres Energiebedarfs (z.B. sitzende Tätigkeit am Strand oder sportlich betonte Aktivitäten beim Bergwandern) problemlos anpassen ebenso wie etwa die Menge an Fleisch und Milcherzeugnissen.

  • Mobilität

Beim Handlungsfeld Mobilität wird es schon etwas schwieriger. Hier müssten Sie bitte regelmäßige Fahrten während der Urlaubszeit aus der Vorbelegung des Trackers entfernen und dafür andere Fahrten, die Sie im Urlaub tätigen (ganz wichtig die Anreise z.B. mit Auto, Bahn oder Flugzeug) als einmalige Fahrten eintragen. Dabei versuchen Sie bitte, Ihre Aktivitäten so realistisch wie möglich mit den im KLIB-Tracker möglichen Optionen abzubilden. Wenn es da mal etwas ungenauer wird, sollten Sie sich darüber nicht ärgern, denn es kommt ja letztlich auf den Trend an. Wenn Sie z.B. mit einem Motorboot fahren, bietet der Tracker dafür keine Option an. Vielleicht können Sie in solchen Fällen den ungefähren Verbrauch des Gefährts abschätzen und dieses dann mit einem im Tracker gelisteten Fahrzeug angeben.

  • Heizung

Beim Heizen kommt es darauf an, ob Sie im Tracking die Möglichkeit haben, Ihren aktuellen Zählerstand einzutragen. In diesem Fall können Sie während Ihrer Abwesenheit davon ausgehen (wenn die Heizung abgestellt wurde), dass der Zählerstand stehen bleibt und dass Sie dann für jede Woche diesen Stand eintragen können. Wenn Sie selbst abschätzen müssen, wie groß Ihre Ersparnis war, können Sie dies im Feld “Abschätzung der wöchentlichen Einsparung in Prozent:” entsprechend eintragen.

  • Strom

Beim Eintragen der Stromverbräuche wird es komplizierter, denn zu Hause reduziert sich Ihr Stromverbrauch auf ein Minimum (je nachdem, ob Geräte – auch im Standby – weiterlaufen). Gleichzeitig wird eine Abschätzung des Stromverbrauchs im Hotelzimmer oder auf dem Campingplatz schwieriger. Hierbei sollten Sie für eine Schätzung im Hinterkopf behalten, dass z.B. die Klimaanlage beim Restaurantbesuch nicht zu Ihrer Bilanz gehört, sondern zu der des Restaurantbetreibenden. Die Klimaanlage im Hotelzimmer schlägt aber streng genommen in Ihrer Klimabilanz zu Buche. Wir raten Ihnen, den Stromverbrauch in etwa abzuschätzen und – je nachdem, ob Sie tatsächlich Zählerstände oder Einsparungen in Prozent erfassen können –  diese Werte möglichst realistisch anzugeben.

  • Sonstiger Konsum

Auch hier haben Sie die Möglichkeit, Ihren Konsum relativ genau zu dokumentieren, indem Sie die Konsumausgaben entsprechend eintragen und oben abschätzen, nach welchen Kriterien Sie Konsumausgaben tätigen. Hier können Sie gerne noch einmal schauen, welche Ausgaben zum Sonstigen Konsum zählen:

– Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren

– Bekleidung und Schuhe

– Wohnen, Energie, Wohnungsinstandhaltung

– Innenausstattung, Haushaltsgeräte, -gegenstände

– Gesundheitspflege

– Verkehr

– Post und Telekommunikation

– Freizeit, Unterhaltung und Kultur

– Bildungswesen

– Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen

– Andere Waren und Dienstleistungen

Klimafreundlich Fliegen mit Algen oder Elektro-Hybrid? Ein Blick in eine mögliche Zukunft.

Alle, die in ihrer 2017er Baseline oder im laufenden KliB-Reallabor ihre Flugreisen getrackt haben, wissen es: der CO2-Fussabdruck des Fliegens wiegt schwer! Was kann man da tun? Flüge vermeiden und/oder durch klimafreundliche Verkehrsmittel substituieren ist eine Möglichkeit, Kompensieren unvermeidlicher Flüge eine andere. Aber es gibt Flüge, die sich nicht oder nur zu unvertretbar hohen Kosten vermeiden lassen. Das gilt auch im Geschäftsbereich – insbesondere Erstkontakte, so hat es eine PIK-Studie für die Deutsche Telekom vor einigen Jahren einmal herausgefunden, lassen sich nicht durch Videokonferenzen ersetzen.

Hier sind politische Maßnahmen und technologische Innovationen gefragt. Dass insbesondere europäische Flugreisen so billig sind, dass schon SchülerInnen sie mit ihrem Taschengeld bestreiten können, kann als  Zeichen eines Politikversagens interpretiert werden: die ökologischen Kosten des Flugverkehrs werden nicht internalisiert. Wie so oft kommt es dadurch zu Rebound-Effekten: effizientere (konventionelle) Triebwerke, aber mehr Flugverkehr. Ein Lösungsansatz: Einbeziehung des Flugverkehrs in einen effektiveren CO2-Handel. Ein anderer: Eine CO2-Steuer auf alle fossilen Treibstoffe,. An der „Technikfront“ gibt es auch Bewegung: Testflüge mit reinen Elektro-Flugzeugen hat es schon gegeben, jüngst haben Rolls-Royce, Airbus und Siemens die Entwicklung eines Elektro-Hybrid-Flugzeugs angekündigt, das ab 2030 serienreif sein könnte (vgl. Mobilitymag). Seit einigen Jahren schon wird Bio-Kerosin entwickelt, und Lufthansa hat auf der Strecke Hamburg-Frankfurt am Main auch schon die Beimischung zu fossilem Kerosin erfolgreich erprobt (vgl. Lufthansa Group). Um die Tank-versus-Teller-Problematik zu umgehen sollten aber keine Nahrungspflanzen genutzt und keine Entwaldung angeregt werden. Algenbasierte Treibstoffe könnten eine Lösung sein (vgl. Handelsblatt).

Summa summarum: Damit nachhaltige politische und technische Lösungen auf den Weg kommen, braucht es das Engagement und den Druck der Öffentlichkeit. Und das gute Beispiel von Projekten wie KliB!

Gastbeitrag von Günther Wessel: Wie ich die „Gunst des Verschlafens“ kennen lernte…

Von vermeidlicher Alpen-Idylle und: Wie ich die „Gunst des Verschlafens“ kennen lernte…

Schneebedeckte Gipfel, blühende offene Weiden, aus groben Balken gezimmerte Almhütten, dichte Wälder und Ortskerne mit kleinen Kirchen und Häusern, die mit blumengeschmückten hölzernen Balkonen verziert sind. Gute Luft, Ruhe und viel Platz – um durchzuatmen, zu wandern, zu faulenzen. Und Abends ein kühles Bier, Knödel und was die Küche sonst noch so hergibt genießen. Damit wirbt das Zillertal im Herzen Tirols.

Mit diesem malerischen Bild im Kopf fahre ich im Frühjahr aus Berlin Richtung Süden. Der Rest meiner 4fürsKlima-Familie muss zu Haus bleiben. Ich fahre mit dem Auto (und mit einem schlechten Gewissen, aber für meine Radiorecherche über den Alpentourismus geht es einfach nicht anders. Ich habe alle Varianten probiert, aber mit öffentlichem Verkehr würde ich nicht dorthin kommen, wo hin ich muß.)

Den ersten Bruch mit meinem Bild der Alpen-Idylle erlebe ich, als ich die Inntal-Autobahn, die von Kufstein nach Innsbruck führt, bei Wiesing verlasse. Dort beginnt die Bundesstraße 169 und ich stehe im Stau! Fast immer staut es sich hier, im Sommer mehr noch als sonst. Die Straße führt nach Süden, ein kurzes Stück durch Wiesen und Wald, dann folgen rechter Hand eine Tankstelle, das „Restaurant“ einer bekannten Fast-Food-Kette und sofort dahinter ein großer, zweistöckiger Pavillon: „Zillertal.at“, die Zentrale der Zillertal Tourismus GmbH, die den Fremdenverkehr im Zillertal entwickelt und vermarktet. Mit deren Chef bin ich verabredet, denn ich möchte etwas über naturnahen Tourismus lernen – für einen Radiobeitrag.

„In den letzten zehn Jahren“, sagt Geschäftsführer Gernot Paesold voller Stolz, „haben wir unsere Besucherzahlen auf 7,4 Millionen Übernachtungen im Jahresschnitt gesteigert“. Das sind fast 21.000 Übernachtungen am Tag. Trotz dieser enormen Zahlen liegt die Auslastung der Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen im Sommer nur bei knapp 30, im Winter bei knapp 50 Prozent, und auch die Verweildauer der Urlauber beträgt durchschnittlich gerade mal 5,3 Tage. Es könnten also, rein von der Bettenkapazität gedacht, noch viel, viel mehr Leute kommen. Damit das passiert, investieren die Gemeinden immer mehr: In Infrastruktur, in Wanderwege, Klettersteige, Mountain-Bike-Parcours, Kulturveranstaltungen. In Abenteuerspielplätze am Berg, Greifvogelstationen, Bergbahnen, Golfplätze, Klettersteige, Hochseilgärten oder Sommerrodelbahnen. Das alles, so die Hoffnung, bringt noch mehr Besucher, mehr Jobs, mehr Geld.

Werner Bätzing lässt das hingegen gruseln. Bätzing war Professor für Kulturgeograhie, er beschäftigt sich seit 40 Jahren mit den Problemen des Alpenraum. Er spricht von einer künstlichen Freizeitwelt und einem permanenten Wettbewerb unter den Gemeinden. Die Alpen selbst – so sein Fazit – lerne man da überhaupt nicht kennen. Die würden im Gegenteil durch diese Art von Tourismus zerstört.

Er empfiehlt für einen naturnahen Urlaub eine Reise nach Ramsau. Auch das ist eine Gemeinde, die vom Alpen-Tourismus lebt: Ramsau im Nationalpark Berchtesgaden, ein Dorf am Fuße des Watzmanns, durchflossen von der milchig weiß-bläulichen, brausenden Ramsauer Ache. Trotz der Abhängigkeit vom Tourismus, hat sich Ramsau entschieden, aus dem Affenrennen des „Immer mehr, immer schneller, immer weiter“ auszusteigen: Es wurde im September 2015 ein sogenanntes Bergsteigerdorf, das erste in Deutschland.

Bergsteigerdörfer wurden vom Österreichischen Alpenverein erfunden, und 2014 wurde das Konzept dann vom Deutschen Alpenverein übernommen. Der zeichnet Dörfer, bislang sind es drei, als solche aus, wenn diese verschiedene Kriterien wie ein traditionelles Ortsbild und mehr als ein Drittel Naturschutzfläche im Gemeindegebiet erfüllen und sich verpflichten, sich in Zukunft auch noch stärker mit den Fragen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Und deshalb gibt es in Ramsau auch keine Sommerrodelbahn, keine großen Events, keinen Lift auf den Watzmann oder andere Gipfel, keine Ansiedlungsflächen für neue Hotels.

Dafür viele bietet Ramsau viele Kilometer einsamer Wanderwege und das Berg-Kultur-Büro im historischen Mesnerhaus direkt neben dem Kirchhof im Herzen des Ortes, das im April 2017 eröffnet wurde. Gegründet hat es Jens Badura, Philosoph, Hochschullehrer, Bergretter und -führer, Kulturmanager und Kunstvermittler, der sich mit alpiner Kultur und Lebensweise beschäftigt – und auch mit dem Tourismus. Er sagt über Ramsau: „Es gibt so eine Gunst des Verschlafens.“ Man habe einfach bis 1990er Jahre nicht mitgemacht: Bei der Modernisierung, beim Ausbau oder Neubau. Und das sei heute ein großes Plus. Denn hier geben es: Ruhe, Platz und gute Luft. Und was, so fragt er, braucht man eigentlich noch, um im Urlaub runter zu kommen?

Geht es nach dem Ramsauer Bürgermeister Herbert Gschoßmann dann wird es in Ramsau auch so bleiben. Er will zwar nicht sagen, dass der Weg, den andere Gemeinden im Tourismusausbau gehen, falsch sei. „Aber“, sagt er, „wenn man so einen Weg einmal einschlägt, dann glaube ich, gibt es irgendwann kein Zurück mehr, man ist auf diesem Weg gefangen, und da gibt es dann nur eines: Weiter, weiter! Denn wenn man da den Anschluss verliert, dann ist man wirklich im Niemandsland.“ Man sei somit Gefangener der eigenen Strategie. Und die Natur, wegen der Leute eigentlich kommen, die bleibt dabei irgendwann auf der Strecke.

Wir werden in diesem Jahr in den Sommerferien nicht in die Alpen fahren, sondern mit dem Rad aus Berlin irgendwo hin. Aber irgendwann, da bin ich mir sicher, geht es nach Ramsau. Wandern. Und die Anreise, die machen wir dann per Zug.

Günther Wessel

 

 

Petra Pinzler und Günther Wessel sind Journalisten und leben in Berlin. Petra arbeitet in der Hauptstadtredaktion der ZEIT, Günther freiberuflich überwiegend für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zusammen haben sie über ihre familiären Erfahrungen als CO2-Sparer das Buch „Vier fürs Klima“ veröffentlicht.

Sie werden in den nächsten Monaten hier immer wieder über ihre Erfahrungen berichten und freuen sich über Kritik, Anregungen und Ideen.

 

Vier fürs Klima Cover

Vier fürs Klima. Wie unsere Familie versucht, CO2-neutral zu leben.

FAQ zum Thema Mobilität

Auf dem Mobilitäts-Workshop der KliB-Auftaktveranstaltung wurden ein Paar Fragen zum Themenfeld generell sowie zum Tracking gestellt, die wir hier gerne mit kurzen Antworten für alle bereitstellen möchten.

 

Welche Alternativen zum Auto gibt es?

Car-Sharing

Wer nicht ganz aufs Auto verzichten möchte, kann mit Car-Sharing Angeboten immer wieder auf das altbewährte Auto zurückgreifen, ohne ein eigenes Auto haben zu müssen.

Lastenräder

Gerade für größere Einkäufe kann ein Lastenrad eine sinnvolle Alternative zum Auto sein. Diese können in Berlin an verschiedenen Stellen ausgeliehen werden. Einige Anbieter verleihen die Lastenräder sogar umsonst!

Hier noch einmal ein paar hilfreiche Webseiten:

 

Wie sinnvoll sind CO2-Kompensationen?

Das wichtigste Ziel sollte die Vermeidung klimaschädlicher Emissionen durch das Fliegen sein.

Von daher: zuerst nach Alternativen suchen! Falls Fliegen unvermeidlich ist, kann man durch Kompensationszahlungen den eigenen CO2-Abdruck indirekt reduzieren – etwa durch Aufforstungsprogramme oder durch die Förderung erneuerbarer Energien. Aber nicht alle Anbieter von Kompensationen sind empfehlenswert – manche betreiben Greenwashing. Der sog. „Gold-Standard“ für Kompensationszahlungen ist hier hilfreich. Näheres erfahren Sie hier (Link Umweltbundesamt). In KliB haben wir mit Climatefair und TheCompensators zwei gemeinnützige Anbieter für Kompensationen mit ins KLIB-Stakeholder-Netzwerk aufgenommen, zu denen Sie sich gerne im Folgenden informieren können:  

Kompensationszahlungen führen allerdings dazu, dass schnell vergessen wird, wie stark die Emissionen insgesamt ins Gewicht fallen. Deswegen hat sich das KliB-Projekt dazu entschieden, Kompensationszahlungen nicht im CO2-Tracking zu berücksichtigen.

 

Fragen zum Mobilitäts-Tracking

Sollen Fahrten zur Arbeitsstelle getrackt werden?

Wie bereits im KliB-Forum diskutiert, sollen im Tracker die regelmäßigen Fahrten zur Arbeitsstelle Hin & Zurück mitgezählt werden. Anders als bei dienstlichen Flugreisen gehen wir davon aus, dass es bei der beruflichen Alltagsmobilität mehr individuelle Wahlmöglichkeiten/Alternativen gibt – speziell in einer Großstadt wie Berlin.

 

Sollen Dienstreisen auch getrackt werden?

Dienstreisen werden im Tracker nicht mitgezählt. Wir gehen davon aus, dass hierfür primär der Arbeitgeber die Verantwortung trägt. Natürlich sollte man sich auch dort für klimafreundliche Mobilität und möglicherweise Kompensation einsetzen, aber der Einfluss des/der Einzelnen ist hier naturgemäß eher indirekt und klein.

 

Wie erfasse ich eine Flugreisen (Hin- und Rückflug) im Tracker richtig?

Wenn Sie Hin- und Rückflug angeben, zählen die beiden Strecken als ein Flug. Zu Beginn wählen Sie einfach den Reiter “Hin-und Rückflug” aus und bei Anzahl der Flüge „1“ (bedeutet eine Flugreise).

 

Wieso kann ich nur eine gewisse Anzahl an Menschen für die Flüge auswählen?

Die Anzahl der Passagiere im Tracker ist dynamisch und von der Größe des Haushalts bestimmt. Es können also immer so viel Personen mitfliegen, wie auch im Haushalt leben. Sollten es mehr Personen Ihres Haushaltes sein, die die gleiche Strecke geflogen sind, müssten Sie zusätzlich die Zahl der Flüge anpassen.

Thema Sommerurlaub: 3 Tipps mit denen Sie Ihre CO2 Bilanz verbessern!

Der Sommer ist da und jetzt kommt für viele die schwierige Frage auf, wohin es in den Urlaub gehen soll. Ausland, Übersee oder Wandertour in heimatlichen Gefilden? Die Fernreise hat sich zum Statussymbol entwickelt, jeder der kann, versucht sich so vom Alltagsstress zu erholen und man will ja auch etwas von der Welt gesehen haben. Als klimabewusste Haushalte wissen Sie natürlich, dass kaum andere Konsumbereiche gibt, die Ihre CO2-Bilanz so grauenvoll nach unten ziehen können wie ein Langstreckenflug.

Die Sache mit dem Fliegen… 

Der Flugverkehr ist global gesehen immerhin zu fünf Prozent verantwortlich für die Klimaerwärmung, weil die CO2-Emissionen in hohen Luftschichten deutlich klimawirksamer sind, als Emissionen, die anderswo anfallen. Gleichzeitig steigen international die Passagierzahlen, während Effizienzgewinne beim Fliegen erheblich geringer ausfallen. Besonders frustrierend ist, dass das Fliegen aufgrund überholter Steuerpolitik zugunsten des Flugverkehrs erheblich begünstigt wird und dass Flüge deshalb ungerechtfertigterweise immer noch günstiger sind als Bahnreisen. Hierzu finden Sie weitergehende Informationen z.B. hier: https://www.bund.net/mobilitaet/infrastruktur/luftverkehr/

Allein ein Charterflug von Berlin nach Palma de Mallorca verursacht pro Person etwa 0,5 Tonnen CO2, ein Linienflug nach Vietnam sogar 5 Tonnen (https://www.atmosfair.de/de/). Um das 2 Grad-Ziel zu erreichen, müssen wir alle unsere persönliche Klimabilanz auf unter 2,5 Tonnen CO2 pro Person und Jahr reduzieren. Allein unsere Ernährung macht dabei derzeit durchschnittlich 1,75 Tonnen aus, Strom und Heizung etwas mehr als 2 Tonnen und unser sonstiger Konsum im Schnitt über 4 Tonnen. Zusammen mit der Mobilität stößt ein durchschnittlicher Bundesbürger etwa 11 Tonnen CO2 im Jahr aus (http://uba.co2-rechner.de/de_DE/footprint#panel-calc).

Quelle: Umweltbundesamt, 2018

 

Die Zahlen deuten es an, Fliegen fällt erheblich ins Gewicht. Eine Flugreise ist in der Lage, alle Anstrengungen klimabewussten Konsums in den anderen Handlungsfeldern ad absurdum zu führen. Vermeiden Sie deshalb Flüge, wo immer es geht!

 

Weniger (Flug-Luxus) ist mehr (Vergnügen)!

Paradoxerweise tendieren viele sonst umweltbewusste Menschen zu fernen Reisezielen. Dies resultiert zum einen aus dem oft höheren Einkommen und zum anderen sicher auch aus dem Wunsch, die Welt und ihre verschiedenen Kulturen bzw. aufregende Natur kennenzulernen. Doch vielleicht wird es Zeit mit dieser Tradition zu brechen. Im Gegensatz zu anderen Baustellen der Klimawandel-/CO2-Debatte, die einen teilweise hilflos dastehen lassen, ist der private Flugverkehr etwas, das gänzlich in unserer eigenen Hand liegt. Hier steht also das Interesse der Einzelperson mit verständlichen Motiven (Reiselust, dringender Erholungsbedarf) dem des Planeten und seiner Bevölkerung gegenüber (Überleben). Statt einer Notwendigkeit, haben wir es hier mit einem Luxusgut zu tun und dieses Bewusstsein muss erst einmal verinnerlicht werden.

Was nun, den Sommer über zu Hause im Namen des Klimaschutzes vergammeln? Das verlangt natürlich keiner. Aber wie wäre es, wenn Sie sich mit den klimafreundlicheren Optionen vertraut machen?

 

Tipp 1: Bahnfahren

Innerhalb Deutschlands und auch zu vielen europäischen Zielen gibt es gute Bahnverbindungen, die oft nicht mehr Zeit beanspruchen. Ein Flug von Berlin nach Köln/Bonn beispielsweise kostet in etwa so viel Zeit wie die Fahrt im ICE, wenn man die Fahrt zum Flughafen und die Wartezeiten beim Check-in mitrechnet. Falls es doch das Ausland sein soll, sollten Sie den Charme einer gut geplanten Zugreise nicht unterschätzen. Mehr Informationen dazu findet man bei z.B. den Bahnfüchsen oder bei Bahnland. Warum also nicht einmal den Versuch des klimafreundlichen Urlaubs starten, schließlich soll eine Reise ja auch ein wenig abenteuerlich sein, nicht wahr?

 

Tipp 2: Urlaub in der Region

Überdenken Sie Ihre Reisepräferenzen: Muss es unbedingt ein Fernziel sein, welches Sie nur mit dem Flieger erreichen können? Wer Lust hat sich die schönsten Ecken Deutschlands anzuschauen findet zum Beispiel bei dem Projekt katzensprung.de tolle Ideen. Wenn es etwas weiter weg sein soll, das Transportmittel überdenken: Ist eine mehrtägige Bahnreise z.B. nach Kroatien, Slowenien, Italien, Spanien nicht ebenso spannend, nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“? Oder wie wäre es mal mit einer Radtour? Solche gemeinsamen Unternehmungen schaffen unvergessliche Erlebnisse und sind auch für die körperliche Fitness ein Plus!

54,1 Mio. Deutsche sind letztes Jahr in den Urlaub gefahren was im Schnitt 1.054 Euro pro Person kostete. Lediglich 26% der Leute planten innerhalb Deutschlands zu verreisen. Für Auslandsreisen wurde bei 55% das Flugzeug als Verkehrsmittel benutzt. Interessant ist dabei, dass knapp über 50% der befragten Deutsche angaben, dass sie ihren Urlaub gern nachhaltig gestalten würden (Quelle Statista).

 

 

Tipp 3: Alternative Reisebüros nutzen

Alternative Reisebüros, die sich auf Bahnreisen spezialisiert haben (z.B. Bahnland und Bahnfüchse im Berliner Raum) bieten hervorragende Recherchemöglichkeiten zu Bahnreisen innerhalb Europas an und bieten oft kostengünstigere Alternativen zum Flug.

Hier noch mal eine Aufzählung hilfreicher Seiten:

 

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Der/ die Einzelne kann eine positive Wirkung erzielen, wenn sie/er gezielt auf nachhaltige Reiseoptionen setzt.

Sondernutzen: Wer sich anders verhält, ist Teil der Veränderung! Vergessen Sie nicht die Wirkung, die Sie im Austausch mit Reiseanbietern oder anderen Menschen haben, wenn Sie klimafreundliche Angebote vorziehen oder anderen über Ihre Urlaubsreise erzählen.

 

 

100 Prozent Ökostrom – Wie grün ist die Bahncard der Deutschen Bahn?

Um das wichtigste gleich zu Beginn zu klären: Reisen mit der Bahn sind wesentlich klimafreundlicher als Reisen mit dem Auto oder gar mit dem Flugzeug. Dies liegt vor allem an der hohen Effizienz dieses Fortbewegungsmittels. Mittlerweile wirbt die Bahn nun auch mit der Nutzung von Ökostrom im Fernverkehr: demnach verspricht die Bahn seit Januar 2018, dass ihre 140 Millionen Reisenden im gesamten DB-Fernverkehr mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs sind. Damit stammt laut Aussage der Bahn genau so viel elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen, wie er im Fernverkehr verbraucht wird.

Hier muss allerdings genau hingeschaut werden, denn unterm Strich stammen in diesem Jahr lediglich 45 Prozent des Gesamtstromverbrauchs der Bahn aus erneuerbaren Energiequellen. Die übrigen 55 Prozent, die im Regional- und Güterverkehr anfallen, werden über langfristige Verträge mit den Betreibern von Atom-, Gas- und Kohlekraftwerken abgedeckt. Kritiker halten die Werbung mit dem klimaneutralen Bahnfahren für sehr bedenklich wie z.B. Dominik Seebach vom Öko-Institut: „Da wird dem Fahrgast suggeriert, er könne auf Fernstrecken so viel mit der Bahn fahren wie er will, es sei immer klimaneutral.“ (zitiert in der Frankfurter Rundschau vom 02.04.2018).

Hinzu kommt, dass die Bahn ihren Ökostrom nicht von „echten“ Ökostromanbietern bezieht, sondern hauptsächlich von RWE und Eon, die neben ihrem Ökostrom aus Wasserkraft sehr viel Geld mit „schmutzigem“ Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken verdienen. Die Werbung täuscht also darüber hinweg, dass die Bahn im Grunde viel mehr tun müsste. Der Bahnkonzern müsste sich an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung orientieren und so schnell wie möglich auf echte CO2-freie Energie umstellen. Expert*innen fordern, dass der Konzern „bis 2020 mindestens die Hälfte des Gesamtstrombedarfs aus regenerativen Quellen bezieht“ (Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, zitiert in der Frankfurter Rundschau vom 02.04.2018).

Die Bahn verbraucht knapp fünf Prozent des gesamten Strombedarfs in Deutschland, verfügt über ein eigenes Stromnetz und ist vor allem Pionier in der Elektromobilität. Damit erfüllt die Bahn ideale Bedingungen, um die Verkehrs- und Energiewende weiter zu forcieren, z.B. durch eigene Solar- und Windkraftanlagen. Dies unterstreicht auch der Artikel in der Frankfurter Rundschau, der darauf verweist, wie erfolgreich die staatliche Eisenbahngesellschaft in den Niederlanden ihren Fahrstrom schon seit Anfang vorigen Jahres vollständig aus Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen beziehe. Hier würden mit Öko-Stromlieferanten langfristige Verträge abgeschlossen und so Abnahmegarantien auch für Windräder eingegangen, die noch nicht errichtet seien. Auf diese Weise würden hierzulande höhere Investitionssicherheiten geschaffen und damit der Ausbau der Erneuerbaren gefördert werden. Ökologisch entscheidend sei ein Beitrag zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren.

Dominik Seebach vom Öko-Institut mahnt allerdings auch zur Vorsicht: Um zu vermeiden, dass bei einer deutlichen Erhöhung des Anteils Erneuerbarer am Strommix der Bahn die Kosten der Bahnfahrten steigen, müsse die Politik einlenken und z.B. der Bahn steuerliche Vorteile gewähren das Bahnfahren im Vergleich zu konkurrierenden Verkehrsträgern nicht unattraktiv werden zu lassen. Noch heute muss Flugbenzin nicht versteuert werden und internationale Flüge sind weiterhin von der Mehrwertsteuer ausgenommen. Lesen Sie hierzu mehr unter: https://www.bund.net/mobilitaet/infrastruktur/luftverkehr/

Abschließend muss nochmals unterstrichen werden: Die Bahn ist trotz aller o.g. Probleme in jedem Fall klimafreundlicher als das Auto oder das Flugzeug.

Weitere Informationen zu klimafreundlicher Mobilität finden Sie hier:

https://www.vcd.org/themen/klimafreundliche-mobilitaet/verkehrsmittel-im-vergleich/